Mülheim. . Hans A. Wunder hat fast 40 Jahre den Wandel des Mülheimer Stadtteils Broich mit vorangetrieben. Jetzt will er kürzertreten.
„Was tut Ihr hier? Machst Du wieder Deinen Rundgang?“ Hans A. Wunder kennt diese Fragen und grüßt freundlich zurück. Seit fast 40 Jahren ist er für die Broicher im Einsatz, hat geregelt, beantragt, gemacht und sich gefreut, wenn „die Wünsche Wirklichkeit wurden“. Dann hat der Erfolg stets viele Mütter und Väter, wundert Wunder heute nichts mehr. Er ist bodenständig geblieben: „Wenn man mögliche Verbesserungen mit Herzblut angeht, kann ich mich für und mit den Nachbarn darüber freuen. Broich hat sich in vier Jahrzehnten zum Bildungsdorf gemausert. Darauf können wir wirklich stolz sein.“
Grundschule, Realschule und Gymnasium, alle Unterrichtsformen seien in Broich vertreten. „Dazu haben wir als Glückfall die Fachhochschule bekommen. Die Volkshochschule bildet aus bis zum Rentenalter“, schlägt Hans A. Wunder den Bildungsbogen über Broich. Was er jedoch bisher noch nicht erledigt hat: „Ich muss bald die Mensa ausprobieren. Die soll gut sein“, hat der Broicher gehört.
Ein ausdauernder Kämpfer für die Sache
Gleich hinter den Hörsälen und Laborgebäuden sind bereits die Anschlüsse für den Radschnellweg zu erkennen. „Wenn diese Strecke endlich hier ankommt, bringt das einen weiteren Schub für den Stadtteil.“ Hans A. Wunder geht heute vom Campus an der Feuerwache und der Alten Dreherei vorbei in den Müga-Park. „Dort bin ich sehr gern, weil es eine Oase für Familien ist“, sagt der Broicher. Aber der Schutthaufen neben dem Depot müsse weg oder wenigstens begrünt werden – der Grüne Hügel von Broich?
So viel Bayreuther Theaterdonner möchte Wunder nicht verbreiten. Er ist ein Mann der leisen Töne, aber ein ausdauernder Kämpfer für die Sache. Damit ist er in den vergangenen vier Jahrzehnten manchen Leuten sicher auf die Nerven gegangen. „Wir haben dafür viel bekommen.“ Die Verkehrsberuhigung im Quartier zwischen Bülow-, Duisburger und Königstraße „gäbe es heute nicht mehr“. Das war die Basis für Anwohner, mehr für ihr Viertel zu tun. „Für zusätzliche Parkplätze haben wir etwas nachgebessert. Alles hat nicht geklappt. Die Umgebung hat sichtbar gewonnen.“
Salierstraße bezeichnet der Broicher als Schmuckstück
Die Salierstraße bezeichnet der Broicher als Schmuckstück. „Aufwand und Mühe haben sich gelohnt. Die Siedlung ist Anziehungspunkt auch für Stadtrundfahrten.“ Ebenso sei der Wandel an der Duisburger Straße erkennbar. „Aber leere Ladenlokale müssen nicht sein. Eigentümer und Pächter haben versprochen, etwas zu tun, wenn die Hochschule da ist.“ Nicht alle hätten das gehalten, sagt Wunder.
Mit dem Schloss und der Müga habe Broich zwei weitere Magnete für die ganze Stadt. Auch der Schlossberg habe gewonnen, nachdem dicke Bäume dort nicht mehr die schönen Fassaden verdeckten. „Das wächst wieder nach“, sagt der Rentner den Kritikern.
Ein unerfüllter Wunsch: der Linksabbieger
Lange habe es gedauert, der Broicher Mitte den passenden Haltestellennamen zu geben – „unser Umsteige- und Ortsmittelpunkt mit Geschäften“. Im Gebäude mit Turm stehen 3300 Quadratmeter Bürofläche leer. Das begreift der ehemalige Bauleiter nicht. „Hätten wir den U-Bahn-Tunnel nach Speldorf bekommen, stünde dort nun ein Bahnhofseingang. Die Broicher Mitte wäre in dieser Form nicht entstanden“, dankt Wunder dem Versiegen der öffentlichen Geldquellen. „Aus der Straßenbahn kann ich mehr sehen. Aber der Linksabbieger von der Prinzeß-Luise- auf die Duisburger Straße fehlt noch.“
Broich hat sich von den innenstadtnahen Dreckecken längst getrennt. Aus Schrottplätzen am Schloss erblühte 1992 der Müga-Park, in dem sich heute viele Menschen erholen. Auf der großen Bundesbahnbrache mit vielen Arbeitsplätzen wuchs eine Ausbildungsschmiede für zukunftsprägende Jobs. „Das sind Projekte, die man begrüßen und weiter fördern muss“, betont Hans A. Wunder – auch wenn er dazu in seiner Stammkneipe manchmal Gegenstimmen hört. Er schmiedet weiter mit Herzblut Ideen, die den Stadtteil verbessern. Mit 72 möchte er aber jetzt kürzertreten.
>> FAST 40 JAHRE FÜR BROICH IM EINSATZ
Hans August Wunder kam vor knapp 40 Jahren nach Mülheim. Im SPD-Ortsverein Broich folgte er als Schriftführer auf Dieter Wiechering. In der Bezirksvertretung 3 setzte er sich für seine Broicher Nachbarschaft ein.
Er gründete mit anderen die Broicher Interessen-Gemeinschaft. Er war Karnevalsprinz in der Session 2010/11, ist heute als Rentner vor Ort unterwegs.