Mülheim. . Die Sanierung des Bahnsteigs an Gleis 2 ist endlich abgeschlossen. Im Frühling 2019 soll die Bahnhofsmodernisierung komplett abgeschlossen sein.
Lichtblick am Mülheimer Hauptbahnhof: Der Bahnsteig an Gleis 2 ist endlich fertig. Auf ganzer Länge leuchtet jetzt ein weißes Steinband vor den S-Bahn-Zügen. Damit haben Arbeiter den ersten Teil der Hauptbahnhof-Sanierung geschafft. Im Sommer des vergangenen Jahres wollte die Deutsche Bahn das Millionen schwere Projekt beendet haben. Aber kurz nach dem Baustart brannte am 4. Oktober 2015 das Stellwerk in Styrum. Sofort herrschte an der Eppinghofer Straße Arbeitsruhe. Ende September 2017 folgte der Neustart. Läuft nun alles nach Plan, ist der Hauptbahnhof zu Ostern 2019 wirklich fertig.
Pendler und Reisende, die täglich von den Bahnsteigen in ihre Züge steigen, glauben das erst, wenn sie es auch sehen. Sie stehen seit zweieinhalb Jahren auf der Bahnhofs-Baustelle. „Die bauen wie sie fahren – mit Verspätung“, sagt ein Pendler. „Aber jetzt sieht man am S-Bahn-Bahnsteig, dass es voran geht“, fügt sein Nachbar hinzu. „Die Arbeit hier an den Gleisen mit den vorbeirauschenden Zügen ist ganz schön gefährlich“, hat ein Dritter beobachtet.
Betriebspausen in der Nacht genutzt
Genau deshalb geht es nur in kleinen Schritten weiter. „Die Sicherheit der Arbeiter geht vor. Wir nutzten bereits alle möglichen Betriebspausen in der Nacht. Das sind nur ein paar Stunden. Mehr geht in den kommenden Monaten nicht“, erklärt ein Bahnsprecher. Erst in den Osterferien, wenn zwischen Essen und Duisburg überhaupt kein Zug fährt, können die Bahnsteigkanten auch tagsüber eingebaut werden.
Grund für die zweiwöchige Vollsperrung der Eisenbahn-Hauptstrecke durch das Ruhrgebiet ist der Neubau der Thyssenbrücke in Styrum. In den Osterferien sollen die neuen Brückenelemente auf die neuen Widerlager neben der alten Brücke aufgelegt werden. Für die Deutsche Bahn ist diese Bausperre ein Glückfalls, weil sie dann auch mit der Sanierung des Hauptbahnhof schneller vorankommt.
Restarbeiten zwischen den Gleisen 1 und 2
Zur Zeit laufen auf dem Bahnsteig zwischen den Gleisen 1 und 2 noch Restarbeiten. An den Gleisen 1, 5 und 6 müssen sich Fahrgäste in den kommenden 15 Monaten auf mehrere Veränderungen einstellen. „Je nach Baufortschritt halten die Züge an anderen Abschnitten des Bahnsteigs,“, erläutert der Bahnsprecher. „Wir haben dafür einen Zeitplan erstellt, den wir einhalten wollen.“ Die Grafik links oben zeigt die Abläufe und Zeitvorgaben. Ob diese wirklich eingehalten werden können, hängt von Arbeitsstunden ohne Zugfahrten und der Beschaffenheit der vorhandenen Bauwerke ab. „Überraschungen kann es immer noch geben“, sagt der Bahnsprecher.
Bei der Wiederaufnahme der Modernisierungsarbeiten am Hauptbahnhof hat der Zeitplan gepasst. Pendler erkennen die Fortschritte. „Wer mit der S-Bahn oder dem Regionalexpress Richtung Essen will, kann an Gleis 2 bequemer einsteigen. Gegenüber früher hat sich das verbessert“, sagt ein regelmäßiger Zugnutzer. „Aber das Umlaufen der Dauerbaustelle war in den letzten beiden Jahren schon nervig.“ Das ist zum Glück jetzt vorbei.
Rund 30 000 Reisende täglich
„Hoffentlich können die jetzt das Bautempo halten“, wünscht sich eine andere Pendlerin. Die Oma, die gegenüber aus dem Inter-City klettert und von ihrem Enkel abgeholt wird, hat dagegen einen anderen Eindruck: „Sind die hier mit dem Bauen immer noch nicht fertig?“, fragt sie. Letztes Jahr im Mai war sie in Mülheim, um ihre Kinder und Enkel zu sehen.
Täglich sind rund 30 000 Reisende auf dem Hauptbahnhof unterwegs, die meisten nutzen Nahverkehrszüge. Eng wird es auf den Bahnsteigen vor allem, wenn einer der Treppenaufgänge für Bauarbeiten gesperrt wird. Das wird in den nächsten Monaten wieder passieren. „Wir wollen das aber so kurz wie möglich halten“, verspricht der Bauplaner der Deutschen Bahn.
Nach Stellwerksbrand folgte Baustillstand
Mit rund zwei Jahren hatte die Deutsche Bahn für die Modernisierung des Hauptbahnhofes kalkuliert. Eventuelle Verzögerungen waren da schon eingerechnet. Jetzt werden es am Ende dieser Arbeiten dreieinhalb Jahre sein. Mit dem Stellwerksbrand in Styrum ging auch der Baufahrplan für den Hauptbahnhof in Flammen auf. Fast zwei Jahre Stillstand folgten. An Gleis 2 klaffte ein Loch neben den Schienen.
„Der Stellwerksbrand hat unsere gesamte Kalkulation durcheinandergewirbelt. Wir brauchten einen Notfahrplan, der wiederum Bauabläufe blockierte. Das wirkte sich beinahe bundesweit aus“, erinnert sich ein Bansprecher. „Unsere Hauptverkehrsader mitten durch das Ruhrgebiet mit großen Bahnhöfen war beinahe lahmgelegt.“
An Arbeiten auf den Bahnsteigen oberhalb der Eppinghofer Straße sei nicht mehr zu denken gewesen. Bei zuerst nur vier Zugfahrten pro Stunde gab es keine Sperrpausen mehr. „Und weil sich die Reparatur des Stellwerkes mehrere Monate dauerte, zog die Baufirma ihre Geräte ab“, sagt der Bahnsprecher.
Obwohl ab April das Styrumer Stellwerk wieder fertig war, die Züge wieder fast nach Plan fuhren, bewegte sich am Hauptbahnhof immer noch nichts. Wegen des Stellwerkneubaus in Wuppertal mussten viele Züge über das Ruhrgebiet umgeleitet werden. Keine Sperrpausen für Arbeiten am Hauptbahnhof. Dritter Verzögerungsgrund: Die Arbeiten zur Bahnhofsanierung mussten nach dem langen Stillstand erneut europaweit ausgeschrieben und vergeben werden. Das brachte weitere Monate an Verspätung. Nur hin und wieder gab es kleine Arbeiten auf den Bahnsteigen. Das große Loch an Gleis 2 schloss sich nicht.
Erst Mitte September konnte die Bahn mit der guten Nachricht vorfahren. „Die Arbeiten werden sofort wieder aufgenommen. Wir haben einen neuen Bauablaufplan und neue Sperrpausen dafür bekommen“, erklärte damals die Bahnsprecherin erleichtert dieser Zeitung. Eine Woche später waren die Männer wirklich jede Nacht im Einsatz und erneuerten den Bahnsteig an Gleis 2.
Nach den Osterferien soll Bahnsteig an Gleis 5 komplett sein. An Gleis 1 wird weiter gearbeitet. „Wir wollen in Mülheim endlich fertig werden“, sagt die Bahnsprecherin.
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Insgesamt vier Bahnsteigkanten mit jeweils 370 Metern Länge lässt die Deutsche Bahn am Hauptbahnhof erneuern. An den Fernbahngleisen 1 und 6 haben die Kanten eine Höhe von 76 Zentimetern. An den S-Bahn-Gleisen 2 und 5 haben die Kannten eine Höhe von 96 oder 76 Zentimetern über der Schienenoberkante.
Parallel mit dem Einbetonieren der Bahnsteigkanten wird die Fläche zwischen diesen mit Platten gepflastert, Rillen- und Noppensteine als tastbare Orientierungshilfen für Blinde gehören ebenfalls dazu. Das Ein- und Aussteigen am Hauptbahnhof bleibt für gehbehinderte Fahrgäste auch in Zukunft etwas schwierig, weil die Bahnsteige in einer langen Kurve liegen. Darum ist der Abstand zwischen Bahnsteig und Zugtür etwas größer als an geraden Plattformen.
Nach allen Bodenarbeiten bekommt der Hauptbahnhof noch neue Bahnsteigdächer und eine neue Beleuchtung. Auch die knarzenden Lautsprecher werden gegen eine neue Beschallungsanlage getauscht.