Mülheim. Lärm während der Bauarbeiten an der Bahnstrecke in Mülheim-Styrum hatte Anwohnern den Schlaf geraubt. Bürger kritisieren die Deutsche Bahn.
Bis Oberhausen-Mitte, bis nach Dümpten und Eppinghofen schallten die Warnsignale, mit denen die Deutsche Bahn in der Vorwoche Bauarbeiter rund um den Styrumer Bahnhof und die Thyssenbrücke vor heranrauschenden Zügen warnte, damit diese rechtzeitig in die Sicherheitszonen ausweichen konnten. Für ihre Informationspolitik erntet die Deutsche Bahn Kritik von Anwohnern. Die sahen sich um ihren Schlaf gebracht.
„Ich wohne nicht weit von den Arbeiten entfernt und meine Kinder (8 und 9) kommen abends überhaupt nicht zum Schlafen“, klagte etwa Ramon Meurer nach unserer Berichterstattung vom vergangenen Freitag. „Hätte ich einen Zettel im Briefkasten gehabt, wäre ich der Erste, der ins Hotel gegangen wäre.“ Die lauten Hornsignale seien einer Körperverletzung gleichgekommen.
Marode Schwellen ausgetauscht
Die Deutsche Bahn hatte auf der Bahnstrecke gen Essen marode Schwellen austauschen lassen. Nach ersten Beschwerden über schlafraubenden Lärm zu Nachtzeiten hatte ein Bahnsprecher erklärt, man habe Anwohner vor der Jahreswende per Handzettel über die Arbeiten und die Lärmbelastung informiert und ihnen angeboten, auf Kosten der Bahn vorübergehend in ein Hotel zu ziehen. „Leider wurde beim Verteilen ein Straßenzug vergessen.“
Auf der Facebook-Seite der WAZ Mülheim vermissten aber doch viele der lärmgeplagten Styrumer eine Information. „Natürlich wurde zufällig vergessen, allen Nachbarn diesen Zettel zukommen zu lassen. Hat sicher nichts damit zutun, dass auf diese Weise Hotelkosten gespart werden“, spottete Tarkan Tsolak. „Wir haben auch keinen Zettel bekommen und wohnen direkt dort“, schrieb Tina Laali. „Der Mist schallt ohne Ende und raubt uns und unseren Kindern den Schlaf. Zehn Mal nachts wach werden, weil eines der Kinder wach geworden ist, und das Quengeln der unausgeschlafenen Kinder sind anstrengend für alle und eine Zumutung.“
"Kein Wecker mehr" benötigt
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Noch einmal nahm ein Bahnsprecher am Montag Stellung, wiederholte die Entschuldigung des Unternehmens – und sprach nun davon, dass wohl „einige Straßenzüge ausgelassen“ worden seien, in denen das akustische Signal als Belastung wahrzunehmen gewesen sei. Die Bahn legte der Redaktion eine Liste vor, nach der die Informationszettel an Bewohner von insgesamt 22 Straßen verteilt worden sind, von A wie Albertstraße in Styrum bis S wie Solbadstraße in Oberhausen-Alstaden.
Nur wenige nahmen es mit Humor wie Thyll Schwarz, der schrieb, er „bräuchte eigentlich keinen Wecker mehr“. Stephan Krüger meldete sich aus Finnland zu Wort: „Hier ist es so schön ruhig bei Kaminfeuer und einem Brot mit Rentier- oder Bärenpatê.“ Er äußerte aber auch sein Unverständnis, dass den Styrumern eine solche Lärmbelastung überhaupt zugemutet werden musste: „Warum man im Zeitalter elektronischer Hilfsmittel nicht Kopfhörer mit Warnmeldungen entwickelt, ist mir schleierhaft.“
Informationszettel in 22 Straßen verteilt
In folgenden Straßen habe man Anwohner in Mülheim und Oberhausen über die anstehenden Bauarbeiten und die mögliche Lärmbelästigung informiert, so die Bahn: Albertstraße, Düppelstraße, Eberhardstraße, Friesenstraße, Geitlingstraße, Haldenstraße, Hammerstraße, Hauskampstraße, Heidestraße, Hofstraße, Hohe Straße, Howadtstraße, Kaiser-Wilhelm-Straße, Kewerstraße, Limburgstraße, Lohkamp, Marktstraße, Meißelstraße, Mittelstraße, Poststraße, Sedanstraße, Solbadstraße.