Mülheim. In Mülheim-Styrum lässt die Deutsche Bahn marode Schwellen erneuern – auch nachts. Anwohner klagen, dass sie kaum mehr ein Auge zubekommen.
„Wenn nachts das zweifache Signalhorn dröhnt, steht man senkrecht im Bett. Der ist kilometerweit zu hören. An Schlaf ist seit einigen Nächten nicht oder kaum zu denken.“ Übermüdet klagt die Styrumerin ihr Leid. Die Deutsche Bahn lässt in dieser Woche kaputte Schwellen an den Gleisen Richtung Essen austauschen. Der Signalton schützt die Arbeiter vor heranrauschenden Zügen. Bis Samstag sollen die Reparaturen beendet sein.
Das Doppelhorn heißt in der Bahnsprache „automatische Rottenwarnanlage“. „Sie muss so laut sein, weil die Männer mit Gehörschutz an den Maschinen arbeiten. Das Warnsignal muss den Maschinenlärm übertönen und den Gehörschutz durchdringen, damit die Männer rechtzeitig ihre Sicherheitszonen erreichen können“, erklärt ein Bahnsprecher. Löse ein Zug den automatischen Kontakt am Gleis aus, ertöne das Warnsignal. Für Anlieger sei das natürlich sehr laut. „Aber die Sicherheit der Arbeiter hat Vorrang.“
Deutsche Bahn hatte nicht alle Anwohner informiert
Vor der Jahreswende hatte die Bahn in der Styrumer Nachbarschaft Handzettel verteilen lassen, auf denen sie auf die Reparaturarbeiten im Bereich des Bahnhofs und Lärmbelastungen hinwies.
„Darauf stand auch der Hinweis, dass Anlieger wegen der lauten Warnsignale in ein Hotel ausweichen können“, sagt der Bahnsprecher. „Leider wurde beim Verteilen der Zettel ein Straßenzug vergessen. Dafür entschuldigen wir uns bei den Betroffenen. Wo Menschen arbeiten, passieren auch Fehler.“
Strecke zählt zu den meistbefahrenen in Deutschland
Die kaputten Schwellen ließen keinen Aufschub der Reparatur zu. Die Strecke zwischen Duisburg und Dortmund gehört zu denen mit den meisten Zügen in Deutschland. Daher sei der Materialverschleiß auf diesem Abschnitt groß. Entsprechend umfangreich sei die Reparatur, weshalb die Deutsche Bahn in Styrum auch nachts die Gleisbauarbeiten erledigen lässt, heißt es auf dem Handzettel. Wegen der Lärmbelastung habe das Amt für Umweltschutz dafür die Ausnahmegenehmigung erteilt.
Wie laut die automatischen Warnsignalgeber sind, schildert ein Radler, der täglich durch Styrum in die Nachbarstadt fährt. „Man hört die Hörner bis in die Oberhausener Innenstadt.“ Einige Anlieger hätten ein Hotel gewünscht, sagt der Bahnsprecher.
Die Arbeiten für den Neubau der Thyssenbrücke laufen parallel zum Gleisbau der Bahn weiter. Die Fundamente für die beiden Stützmauern sind gegossen. Die Einschalungen für die Widerlager wachsen langsam. Zwischen den Feiertagen liefen dort Extraschichten. „Wir haben dort noch viel Arbeit. Der Zeitplan ist äußert eng getaktet“, sagt Horst Chluba vom Amt für Verkehrswesen und Tiefbau.
>> ZUGAUSFÄLLE UND GEÄNDERTE ABFAHRTEN
Während der Arbeiten
fallen einmal je Stunde die Züge der
S-Bahn-Linie 1
zwischen Duisburg Hbf und Essen-West in beiden Richtungen aus. Der
RE 42
in Richtung Münster hält nicht in Mülheim und Essen.
Die Züge der S-Bahn-Linie 3 fahren wieder zwischen Essen Hbf und Styrum ab Samstag, 6. Januar, 1 Uhr . Zwischen Styrum und Oberhausen verkehren die Züge mit geänderten Fahrzeiten.