Mülheim. . Der Dachverband der Galopper hält ein Insolvenzverfahren für unnötig und sieht gute Chancen am Raffelberg. Das Präsidium vor Ort hält dagegen.

  • Der Dachverband der Galopper will ein Insolvenzverfahren abwenden
  • Das Präsidium des Mülheimer Rennverein sieht keine Alternative zum Insolvenz-Antrag
  • Konflikt um außergewöhnliche Mitgliederversammlung Mitte Dezember

geht um die Existenz des Vereins und um die Frage: Wird es noch einmal Pferderennen am Raffelberg geben? Wenn es nach dem Willen des Dachverbandes der Galopper, dem Direktorium für Vollblutzucht und Rennen, geht, soll die traditionsreiche Anlage am Raffelberg auf jeden Fall erhalten werden. „Wir wollen mit einem neuen schlagkräftigen Vorstand den Verein wieder in ruhiges Fahrwasser bringen“, sagt Jan Antony Vogel, geschäftsführender Vorstand. Von zunächst fünf, später von noch mehr Renntagen im Jahr ist die Rede.

Rund 1,4 Millionen Euro Schulden lasten auf dem Mülheimer Rennverein seit Jahren. Hauptgläubigerin ist die Sparkasse Mülheim, die zugleich eine große Sponsorin des Verein ist. Jüngste Liquiditätsengpässe konnten mit Hilfe des Direktoriums beseitigt werden. Vogel verweist auf einen Wirtschaftsplan für 2018, der einen positiven Trend aufzeige, sogar ein Plus. Investitionen in die Anlage sollen daher wieder erfolgen. Inzwischen macht sich auch eine Bürgerinitiative mit etwa 80 Mitgliedern für den Erhalt der Anlage stark. „Wir sind auf einem guten Weg“, sagt Michael Danz, Sprecher der Initiative. Am 13. Dezember soll eine außerordentliche Mitgliederversammlung stattfinden, an der dann das alte Präsidium mit Hans-Martin Schlebusch an der Spitze abgewählt werden soll.

Präsident verweigert Mitgliederversammlung

Doch Schlebusch als noch amtierender Präsident erklärte gegenüber dieser Zeitung, dass er diese außerordentliche Sitzung nicht abhalten wolle. Ein neuer Konflikt bahnt sich an. „Notfalls werden wir per Anwalt diese Sitzung durchsetzen“, sagt Danz. Mindestens 20 Prozent der Mitglieder fordern diese Sitzung. Man verkehrt inzwischen nur noch per Einschreiben mit dem Vorstand.

Das Präsidium des Mülheimer Rennvereins hat überraschend für viele in der vergangenen Woche einen Insolvenzantrag gestellt. Bereits Ende August habe der Verein gegenüber Vertretern des Dachverbandes der Galopper deutlich gemacht, dass der Tatbestand der Zahlungsunfähigkeit und der Überschuldung gegeben ist, wenn es keine positive Prognose für den Verein geben sollte, heißt es. „In dem Gespräch ist ausführlich erörtert worden, dass eine positive Fortführungsprognose nur in Betracht kommt, wenn sichergestellt ist, dass der Mülheimer Rennverein in der Lage ist, seinen vielfältigen Verpflichtungen aus dem Erbbaurechtsvertrag nachkommen kann“, erklärt Hans-Martin Schlebusch. Eine solche positive Prognose könne er jedoch nicht geben.

Nur das Nötigste in die Anlage investiert

Der Rennverein hat die 400 000 Quadratmeter große Anlage per Erbpachtvertrag von der Stadt übernommen. Der Pachtvertrag läuft bis zum Jahr 2048. Damit ist der Verein Besitzer der historischen Anlage, zahlt einen jährlichen Pachtzins von etwa 5000 Euro an die Stadt und muss für die komplette Unterhaltung und Modernisierungen aufkommen. Dringende Sanierungen sind seit Jahren überfällig. Viele Stallungen für Pferde etwa können zurzeit nicht vermietet werden, weil der Zustand zu schlecht ist. Nur das Nötigste, etwa an der Laufbahn, konnte erfolgen. Und ohne den Golfverein als Untermieter hätte der Rennverein noch viel größere Probleme, ließ Schlebusch in der Vergangenheit mehrfach durchblicken.

Wie das Präsidium erklärt, habe man versucht, einen Bausachverständigen damit zu beauftragen, den Zustand der Immobilien mit Stallungen und Tribünen zu bewerten: Was muss getan werden, was kostet es? Ein Einverständnis mit dem Direktorium habe man darüber jedoch nicht erzielen können.

Dachverband will mit Insolvenzverwalter sprechen

Gegenseitige Vorwürfe bleiben, darunter auch der Vorwurf des Direktoriums und der Bürgerinitiative, dass das alte Vorstand nicht zum Wohle des Verein handele. „Wir fragen uns immer wieder, welche Interessen verfolgt Herr Schlebusch“, sagt Danz und erklärt, dass sich auch der Trainingsbetrieb rechne. Den wollte der alte Vorstand aber abschaffen.

Vertreter des Dachverbandes wollen mit dem eingeschalteten Insolvenzverwalter in der nächsten Woche Gespräche führen, aber auch mit der Stadt. Vogel sagt: „Wir wollen aufzeigen, dass es einen guten Willen gibt, die Anlage zu erhalten, dass es eine gute Prognose gibt und ein Insolvenzverfahren nicht erforderlich ist.“ Voraussetzung sei ein Neubeginn an der Vereinsspitze – am 13. Dezember.

>> GROSSE PLÄNE GAB ES SCHON FRÜHER

Große Planungen für die Galopp-Rennbahn gab es bereits vor etwa 15 Jahren. Zahlreiche hochrangige Vertreter des Pferdesports aus ganz Deutschland waren vor Ort.

Ziel war es, ein Zentrum für den Pferdesport zu errichten, unter anderem mit einer Klinik. Die Pläne scheiterten im Zwist.