Mülheim. Das Präsidium des Rennvereins hat einen Insolvenzantrag gestellt. Das Direktorium für Vollblutzucht und Rennen kann das nicht nachvollziehen.

  • Mit wenigen Worten kündigte am Donnerstagabend der Rennverein am Raffelberg die Insolvenz an
  • Der neue Vorstand, der sich am 13. Dezember wählen lassen wollte, sieht dafür gar keine Veranlassung
  • Ratsherr Lutz Zimmermann sieht auf der Anlage am Raffelberg keinen ausreichenden Brandschutz mehr

Mit wenigen Worten kündigte am Donnerstagabend der Rennverein am Raffelberg die Insolvenz an: „Auch mit Hilfe des Direktorium für Vollblutzucht und Rennen konnte keine gesetzeskonforme Lösung für die beim Mülheimer Rennverein vorhandene Überschuldungssituation gefunden werden“, ließ das Präsidium mitteilen. Viele Freunde des Galoppsports fielen aus allen Wolken. Der neue Vorstand, der sich eigentlich am 13. Dezember wählen lassen wollte, sieht für ein Insolvenzverfahren gar keine Veranlassung.

Empörung über das Präsidium des Rennvereins macht sich breit. „Wir alle waren mehr als überrascht“, sagt Karl-Dieter Ellerbracke vom Gestüt Auenquelle, der als neues Vorstandsmitglied an der Zukunft des hiesigen Galoppsports mitwirken möchte. Der Termin für eine außerordentliche Mitgliederversammlung mit Neuwahlen stand bereits fest. Das Direktorium für Vollblutzucht und Rennen war vor einigen Monaten dem Verein unterstützend zur Seite gesprungen. „Es hat mit uns zusammen einen Finanzplan entworfen und war sich sicher, dass der Verein ohne Wenn und Aber überlebensfähig ist“, betont Ellerbracke. Umso mehr wundern er und seine Mitstreiter sich über den Schritt des bisherigen Präsidiums, an dessen Spitze Hans-Martin Schlebusch steht. Er kündigte an, in der kommenden Woche Stellung zu beziehen und auf offene Fragen zu antworten – nach Rücksprache mit dem Insolvenzverwalter.

Kritik kommt von allen Seiten

Beinahe geschockt zeigte sich Thorsten Danz, Sprecher der Bürgerinitiative Pro Raffelberg. „Wir haben in den letzten Wochen extra die Füße still gehalten, weil wir alles auf einem guten Weg gesehen haben.“ Der künftige Vorstand sieht sogar Chancen, die Schulden von über einer Million Euro tilgen zu können.

Noch deutlicher wird Jan Antony Vogel, Geschäftsführender Vorstand des Direktoriums: „Unverantwortliche Entscheidungen gegen die Interessen des Vereins“ seien getroffen worden. Vogel sieht dadurch viele Arbeitsplätze gefährdet.

Um den Verein zu erhalten, den Standort und Arbeitsplätze zu sichern, hat das Direktorium nach eigenen Angaben „erhebliche wirtschaftliche Mittel“ in diesem Jahr zur Verfügung gestellt. Mehr noch: Der aufgestellte Wirtschaftsplan für 2018 hätte nicht nur eine Fortführung des Vereins ermöglicht, sondern habe auch Überschüsse ausgewiesen, heißt es. Aus Sicht des Direktoriums wären damit sogar Investitionen in die Anlage möglich gewesen. Dringend notwendig wären sie.

Hinweise auf massive bauliche Mängel

Ratsherr Lutz Zimmermann von der Ratsgruppe „Mülheim fünf von zwölf“ weist auf massive bauliche Mängel hin. Nach einer Besichtigung der Anlage am Raffelberg fragt sich der Politiker, ob die Sicherheit auf dem Gelände der Rennbahn für Zuschauer und Nutzer noch gegeben ist. Der Politiker bemängelt den schlechten baulichen Zustand der Anlage und fürchtet, dass der vorhandene Brandschutz bei weitem nicht mehr nicht ausreicht. Es sollte, so Zimmermann, unverzüglich geprüft werden, ob die Anlage aus Sicherheitsgründen geschlossen werden muss. Der Ratsherr stellt für die nächste Sitzung des Hauptausschusses eine ganze Reihe von Fragen an die Stadtverwaltung. Die Stadt ist Eigentümer der Anlage. Das gesamte Areal umfasst etwa 80 Hektar.

Die Ratsfraktion Bürgerlicher Aufbruch Mülheim forderte am Freitag erneut einen Masterplan für das Grundstück. „Dies ist jetzt von besonderer Dringlichkeit“, so Fraktionschef Jochen Hartmann. Wiederholt appellierte er an die Stadt, die Verträge mit dem Pächter Rennverein vorzulegen. „Wir brauchen dringend Rechtsklarheit.“