Mülheim. . Im Mut-Projekt lernen Frauen bei Kaffee und Keksen die deutsche Sprache. Das Angebot soll zu weiterführenden Sprachkursen motivieren.

„Hanno ist ein kleiner Junge. Er geht nicht gern zur Schule“, diktiert Anleiterin Nuran Brüntgens langsam aus einem Lehrbuch für Erstklässler. Jedes Wort wiederholt sie mehrere Male. Rund um einen weihnachtlich geschmückten Tisch sitzen zehn Frauen und schreiben eifrig mit. Sie alle wollen die deutsche Sprache lernen. Die Teilnehmerinnen sind zum Teil mit ihren kleinen Kindern in die Kita Wirbelwind zum Mut-Café („Mitmachen und trauen“) gekommen, um hier zwei Stunden lang in lockerer Runde die deutsche Sprache zu lernen.

Mit Motivation Deutsch lernen

Die Frauen kommen aus dem Irak, Syrien und der Mongolei und leben seit zwei bis drei Jahren in Deutschland. Fast alle sind verheiratet und haben Kinder. „Meine Kinder lernen sehr schnell Deutsch, sie müssen häufig übersetzen. Daher möchte ich die Sprache auch lernen“, erklärt Mariam H. aus Syrien. Amarjargal D. aus der Mongolei geht es ähnlich: „Ich möchte meinen Kindern bei den Hausaufgaben helfen können, dafür muss ich besser Deutsch sprechen.“ Amarjargal D. war in der Mongolei Krankenschwester und ist bestrebt, wieder in diesem Beruf arbeiten zu können. Zurzeit besucht sie mehrere Sprachkurse, wie viele andere Teilnehmerinnen auch. „Ich komme dienstags und freitags zum Mut-Café. Ich möchte Deutsch lernen, um mehr Kontakt zu anderen zu bekommen“, sagt Ebtesam A. aus Syrien. Shinda K., ebenfalls aus Syrien, nennt einen weiteren Grund: „Mein Zeil ist es, unabhängiger zu sein, damit ich nicht immer meinen Mann um Hilfe bitten muss.“ Viele Gründe für die Frauen, um mit Motivation und Enthusiasmus die Sprache zu lernen.

Bei Kaffee und Plätzchen lernen die Teilnehmerinnen, was sie sagen müssen, wenn sie Kleidung kaufen oder umtauschen wollen. Auch den Umgang mit Handy- und Mietverträgen thematisiert Anleiterin Nuran Brüntgens, die als Honorarkraft angestellt ist. Brüntgens kommt aus der Türkei, war Chemikern und leitet nun vier Mut-Cafés: „Es ist sehr hilfreich, dass ich auch arabisch spreche und übersetzen kann.“ Gemeinsam mit den anderen Frauen wird sie bald einen Rundgang durch Mülheim, mit Zwischenstopps beispielsweise bei der Verbraucherberatung, unternehmen.

Im besten Falle seien die Angebote, die wöchentlich in mehreren Stadtteilen stattfinden, „die Aufwärmphase“, sagt Haccanım Şakar-Ak, Koordinatorin des Programms. Sie sollen zur Teilnahme an weiterführenden Sprachförderangeboten motivieren. Das Sprachcafé in der Kita Wirbelwind wird von der Leonhard-Stinnes-Stiftung gefördert. Mithilfe von Trägerschaften und Förderern werden weitere Angebote finanziert.

Auch ein Mut-Café für Männer soll etabliert werden. „Das ist allerdings nicht so einfach“, erklärt Şakar-Ak. Ein Treffen mit Kaffee und Plätzchen würde bei ihnen nicht so gut ankommen. „Daher überlegen wir einen Kurs mit Werkeln oder Sport anzubieten, in denen sie aktiv sein und nebenbei die Sprache lernen können.“

Leichter Einstieg in die Integration

Eltern ausländischer Herkunft haben es oft schwer, Deutsch zu lernen. Mit den Treffs des Mut-Programms, einer Initiative des Bildungsnetzwerks Eppinghofen, finden sie einen leichten Einstieg – auch in die Integration.

Die Sprachcafés sind nicht verpflichtend. Sie dienen als Einstiegsangebot, auf die weitere Sprachkurse mit Zertifizierungen folgen können.