Mülheim. . Im Mut-Projekt lernen Frauen in entspannter Atmosphäre die deutsche Sprache. Nun startet auch ein Café für Männer. Deutschlernen in lockerer Runde.

Anmelden, sich verpflichten und nicht wissen, was auf einen zukommt: „Die Hemmschwelle einen klassischen Sprachkurs zu besuchen, ist bei vielen Frauen ausländischer Herkunft hoch“, weiß Sekine Günes, städtische Koordinatorin im Bereich Integration. Das Sprachprogramm „Mut – mitmachen und trauen“ arbeitet daher mit einem anderen Ansatz. Zu den Mut-Cafés, die wöchentlich in verschiedenen Stadtteilen stattfinden, kann jeder kommen. „Es ist ein Angebot ohne Barrieren, ein einfacher Zugang, um sich zu treffen und nebenbei die deutsche Sprache zu lernen“, erklärt Bildungsdezernent Ulrich Ernst.

Sogenannte Anleiter haben ein offenes Ohr für die Probleme und Sorgen der Teilnehmer. Die Themen orientieren sich am Alltag der Frauen – „es gibt keine starren Lehrpläne“, so Ernst. Hinzu kommt, dass die Frauen sich an vertrauten Orten, wie im Kindergarten oder Schule in einer lockeren Runde zusammensetzen.

Reden über Themen aus dem Alltag

„Wir reden darüber, wie man korrekt Formulare ausfüllt, wie ein Arztbesuch abläuft oder auf welche Schule man seine Kinder schicken sollte“, erläutert Saadia Ibaoune, die selbst einmal Teilnehmerin war und nun donnerstags einen Kurs in der Kita Fantadu anleitet. Die Sprachkenntnisse der Teilnehmer sind unterschiedlich, manche kennen am Anfang nur ein paar deutsche Wörter. „Sie lernen schnell und dann reden sie wie ein Wasserfall, so dass man sie fast stoppen muss“, berichtet Anleiterin Vicdan Karabulut mit Stolz.

Zum Abschluss der ersten Qualifizierungsreihe erhielten alle Anleiter im Rathaus ein Zertifikat. Regelmäßig gibt es Schulungen zum Umgang mit den Teilnehmern und einen Austausch. „Wir haben gemerkt, dass es wichtig ist, Regeln aufzustellen, damit nicht jeder kommt und geht, wann er will“, meint Anleiterin Emine Yurdakul. In jeder Gruppe sind acht bis 15 Personen, „wir haben auch manchmal 20 Teilnehmer“, sagt Haccanim Sakar-Ak, Koordinatorin des Programms.

Montags startet Sprach-Café für Männer

Mit Anleiter Hasan Tuncer startet nun montags ein Mut-Café für Männer. Das städtische Familienzentrum „Panama“ bietet das Programm in Kooperation mit dem Bildungsnetzwerk Eppinghofen an. Gemeinsam haben sie bereits Bibliothek, Rathaus und Sozialagentur besucht. „Die Frauen aus den Mut-Cafés haben ihre Männer zu mir geschickt, damit sie auch die deutsche Sprache lernen“, sagt Tuncer. Er wünscht sich, dass noch mehr Männer sich für das Programm interessieren und plant bereits Aktivitäten.

Als Aufwärmphase für weitere Integrationskurse sieht Anleiterin Hatice Genc das Programm: „Zwei haben ihren Hauptschulabschluss gemacht und eine hat einen Job in einem Blumengeschäft gefunden.“ Das Selbstvertrauen der Frauen werde so gestärkt. Mit der Teilnahme durchbräche zudem die häusliche Isolation, so Sakar-Ak. Die Anzahl der Cafés wachse, da die Frauen ihre Nachbarn und Freundinnen ermutigen, teilzunehmen: „Unsere Anleiterinnen sind wahre Mutmacher“.