Mülheim. . Das fließende Gewässer in Mintard wird renaturiert. Schweres Gerät bewegt Lehmberge. Am Ende ensteht eine Idylle mit mäanderndem Bächlein.

Es gibt Situationen, da braucht es viel Vorstellungskraft. Gabriele Wegner hat sie: „Gucken Sie mal, wie schön der Alpenbach schon mäandert“, zeigt die stellvertretende Leiterin des Umweltamtes, die gummibestiefelten Beine im Matsch, auf den breiten Graben am Fußweg hinter dem Mintarder Wasserbahnhof. Man ahnt: Sie sieht schon die blühende Bach­aue, die Inselchen mit grünen Kopfweiden, über die im Sommer die Bienen und Schmetterlinge taumeln.

Derzeit taumelt man durch Pfützen im Schatten des Abraums, den der Bagger im Hintergrund bereits zu Lehmbergen aufgehäuft hat. Was hier stattfindet: Menschenhand baut zurück, was Menschenhände der Natur einst genommen haben. Der Alpenbach wird renaturiert, die letzten 350 Meter bis zur Ruhr sind unübersehbar in Arbeit. Ende Januar 2018 will man damit fertig sein.

Förderung vom Land zu 90 Prozent

Das ist kein teurer Zeitvertreib, für den die Stadt sowieso kein Geld hätte, das ist kommunale Pflicht und wird bestenfalls zu 90 Prozent vom Land gefördert. Denn die europäische Wasserrahmenrichtlinie verlangt, dass alle Fließgewässer bis 2027 in einen guten ökologischen und chemischen Zustand versetzt worden sind.

Der Alpenbach mündet zwar schon immer in die Ruhr, aber erst seit wenigen Tagen kann das Ruhrhochwasser auch wieder zurück in den Bach schwappen, weil der Durchlass jetzt auf einer Ebene liegt. So ist die ökologische Durchgängigkeit des Gewässers gegeben: Fische, Molche und was sonst noch so alles im Wasser kreucht und fleucht, kann nun von der Ruhr in den Bach und wieder zurück gelangen. Und der Bach darf und soll sein Bett selbst modellieren, in den Kurven, die der Bagger ihm gegraben hat.

Kopfweiden werden umgepflanzt

Einige der Kopfweiden wird das mit der Renaturierung beauftragte Essener Unternehmen umpflanzen, die gefällten Erlen sorgen später als Totholz im Bach für Lebensraum und Strömungslenker. Stillgewässer, kleine Tümpel rechts und links vom Bach, sollen Lebensbedingungen bieten für Tiere und Pflanzen, die es nicht so rasch fließend mögen.

Rund 385 000 Euro soll die Maßnahme am Ende kosten, rund 80 000 € weniger als zuvor geplant. Und weil es von der Bezirksregierung die volle Punktzahl für die Renaturierungspläne gibt, zahlt die Stadt nur zehn Prozent davon. „Ein wunderbarer Anblick“, schwärmt Jürgen Klingel von der Bezirksregierung Düsseldorf über die Qualität der Maßnahme. „Es wird genau so, wie es sein soll.“ Das geht, bei bestem Willen, ja nicht immer und überall, wenn, zum Beispiel, die Bäche unter Straßen liegen oder längst Bauwerke darauf stehen.

In Mintard werden die Lehmberge demnächst abtransportiert, der Mutterboden kommt wieder an Ort und Stelle. Die Böschung und die Pferdeweide, die beim Transport und Einbau des schweren Betondurchlasses, der Fahrzeuge aushalten muss, gelitten hat, wird eingesät. „Im Mai“, prophezeit Gabriele Wegner, „ist hier alles wieder grün. Und ein Jahr später gut durchgewurzelt.“ Man meint, man sieht es schon.

Leinpfad bleibt begehbar

Der Leinpfad an der Ruhr ist während der Bauarbeiten begehbar. Beim Durchlass an der Ruhr kann man jetzt erkennen, was Durchgängigkeit eines Gewässers bedeutet, wenn man sich noch an das Rohr erinnert, durch das sich der Bach zuvor am Ende seines Weges quetschen musste.

Der Mintarder Bürgerverein „Wir in Mintard“ (WiM), wurde von Umweltamtsleiter Dr. Jürgen Zentgraf, der selbst Mitglied ist, über die Baumaßnahmen informiert. Bisher hat Vereinsvorsitzender Wolfgang Budde keine Beschwerden über die Bauarbeiten aus dem Dorf gehört.

Pflege der Landschaft, Erhaltung und Verbesserung der dörflichen Struktur“ ist eine der Aufgaben, die sich WiM gestellt hat.