Mintard. . Der Alpenbach in Mülheim-Mintard wird renaturiert. Während der Bauzeit ist mit Einschränkungen zu rechnen.
Pure Idylle findet man hinter dem Mintarder Wasserbahnhof, wenn man den Weg von der August-Thyssen-Straße in Richtung Ruhr spaziert: links Wiese, rechts Felder, dazwischen fließt der Alpenbach. Radler, Jogger, Hundehalter nutzen den Weg, der zum Leinpfad abknickt. Hier werden, möglicherweise noch in diesem Jahr, die Bagger anrollen. Das ist nichts Schlechtes, denn der Alpenbach ist an dieser Stelle ökologisch gesehen nur ein begradigter, tiefergelegter Graben, der teils durch Rohre rauscht und auch der Entwässerung dient. Er fließt sei vielen Jahrzehnten schon nicht mehr natürlich. Jetzt soll er sein altes Bett zurückbekommen, mit viel Platz zum Mäandern. Das neue Bett muss dafür weichen. Und ein Umbau zum naturnahen Bächlein geht nur mit schwerem Gerät.
Hintergrund der Bachrenaturierung ist die Europäische Wasserrahmenrichtlinie, erläutert Gabriele Wegner, stellvertretende Leiterin des Umweltamtes. Demnach sollen Fließgewässer in einen guten ökologischen Zustand zurückversetzt werden. Damit sich Tiere und Pflanzen ansiedeln können, die natürlicherweise im und am Bach leben, damit sich Wasserlebewesen aus der Ruhr auch in den einmündenden Bach zurückziehen können – zum Laichen, zum Verstecken oder auch zur Jagd, was bei einem Rohrende als Mündung nicht funktioniert. Das ist mit „Durchgängigkeit“ der Gewässer gemeint, was das EU-Gesetz verlangt – und wie es vor dem zivilisatorischen Eingriff auch war.
Für den Umbau eines Fließgewässers stehen Fördermittel zur Verfügung, so dass die Stadt nur 10% der zu erwartenden Kosten von etwa einer halben Million Euro stemmen muss. Der Umweltausschuss hat der Planung bereits zugestimmt, diese muss nun erstellt werden.
Quellen liegen auf Kettwiger Gebiet
Der Alpenbach, dessen Quellen im Bereich des Schlosses Landsberg auf Kettwiger Gebiet liegen, ist bereits vom Neubaugebiet bis zu Stadtgrenze Essen-Kettwig renaturiert worden. Die Baustelle sah nicht schön aus, war aber schon ein Jahr später überwachsen, so dass man den Eingriff nicht mehr erkennen kann. Im nächsten Bauabschnitt sollen die „restlichen 350 Meter bis zur Ruhr“ ökologisch umgebaut werden, wie Kirsten Kessel, die zuständige Sachbearbeiterin im Mülheimer Umweltamt erklärt.
Auf 30 m Breite wird der Bach auf sein altes Niveau gebracht und darf dann in Schleifen in die Ruhr fließen. Von Bauarbeiten ist nur die östliche Uferseite betroffen, nicht die westliche, an der der Weg entlanggeht. Dennoch wird der Weg während der Bauzeit nicht genutzt werden können, darauf verweist Gabriele Wegner vorsichtshalber schon jetzt. „Wir wollen hier eine Vielzahl von Biotopen“, erklärt sie. Für viele in Mülheim selten gewordene Arten wie Bachforelle, Kleiner Wasserfrosch, Bachneunauge, Ringelnatter und die Zweigestreifte Quelljungfer. Das ist eine schöne wie seltene Libellenart, die nur an sauberen kleinen Fließgewässern lebt.