Mülheim. Am Uhlenhorster Wald wartet ein luxuriöses Anwesen auf einen Käufer. Am Wochenende verkauft ein Auktionator dort Objekte aus Villenauflösungen.
Dieses exklusive Ensemble muss schon eine lange Reise hinter sich haben: Wer im Internet nach Berichten von Auktionator Peter Lindenfeld sucht, findet etliche Artikel aus dem gesamten Bundesgebiet, in denen der 59-Jährige aus dem hessischen Schmitten gern von dem jeweiligen „Prunkstück“ seiner Verkaufsausstellung erzählt: einem original amerikanischen Pokertisch, der für den Preis eines Kompaktklasse-Kombis zu haben ist. Für seine „Totalauflösung in einer herrschaftlichen Villa“ an diesem Wochenende in Mülheim hat Lindenfeld in der WAZ und NRZ eine Anzeige geschaltet. Fett gedruckt: „Ebenfalls wird ein original amerikanischer Pokertisch mit außergewöhnlicher Bestuhlung angeboten.“
Das zeigt erstens: Die Kunstgegenstände, die der Auktionator hier als „Untermieter“ in einer leerstehenden Villa am Uhlenhorster Wald veräußert, standen nicht zwangsläufig auch vor der Verkaufsaktion schon in dem Haus, sondern sind aus Lindenfelds Bestand aus anderen Auflösungen. „Wir dekorieren mit auf“, nennt das Lindenfeld. „So bekommen die Mülheimer etwas aus Wien, die Wiener etwas aus Hamburg, die Hamburger etwas aus Zürich.“ Kreislauf. Zweitens: Der Markt für original amerikanische Pokertische ist in Deutschland eingeschränkt. „Das verkauft sich nicht von heute auf morgen.“
Feilschen ist ausdrücklich erlaubt
Bei der Verkaufsaktion ist Feilschen erlaubt: „Die angegebenen Preise sind nicht die Endpreise.“ Überhaupt sind die geklebten Preisschilder dermaßen winzig, dass die großen Beträge – 4950 Euro etwa für eine Kommode, 1750 Euro für eine Vase, 5350 Euro für eine Gepardenskulptur – nur von Nahem zu erkennen sind. Lindenfeld setzt ganz auf die Verkaufsatmosphäre im Villen-Ambiente: „Es gibt Kunden, die wollten nur gucken und ruckzuck haben sie eine neue Sitzgarnitur. Ich sage immer: Wir bringen Ideen.“
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300 bis 400 Sitzmöbel, Kommoden, Schränke und Tische sind am Katzenbruch ausgestellt, allesamt Gegenstände aus Villenauflösungen, daneben Porzellan, Lampen, Teppiche, Lithographien und Ikonen. Schon als Lindenfeld am Freitagmittag die Türen aufsperrt, kommen die Interessenten. „Ich kenne das“, sagt der Auktionator, „es geht gleich richtig los.“ Die Aussichten auf ein echtes Schnäppchen dürften überschaubar sein: Los geht es bei den Preisen für rund 200 Euro und hinauf bis rund 40.000 Euro für eine handsignierte Lithographie von Marc Chagall. „Auflage 50 Stück weltweit“, preist Lindenfeld, „das ist eine echte Rarität.“
Villa mit Zugang zum Privat-See
Eine Rarität ist auch das Haus am See selbst. Für 3,3 Millionen Euro steht es in einer Anzeige bei Immobilienscout24.de zum Verkauf. Von der Straße aus nicht einsehbar, rund 16.800 Quadratmeter Grundstücksfläche, 837 Quadratmeter Gesamtwohnfläche, im Innern unglaublich verschachtelt, aber mit Bar und freistehender Badewanne, riesigem Garten und Zugang zum Privat-See. Geteilt sind die Meinungen der Besucher: „ein Traum“, findet eine gebürtige Mülheimerin. „Da müssen Sie aber noch einiges reinstecken“, sagt ein Mann, der gerade einmal um den See herumspaziert ist. Klaus Kellner und seine Frau wollten beides, einen Blick in die Villa werfen und sich die Verkaufsausstellung ansehen: „Wir sind an Kunst interessiert.“ Aber sie gehen mit leeren Händen: „Auch diese schweren Ledermöbel kann sich doch keiner mehr hinstellen. Das ist out“, sagt Klaus Kellner, „ich bevorzuge moderne Bauhausmöbel.“
Villenauflösung
Die gebürtige Mülheimerin und ihre Schwester haben Lithograpien von Klimt und Klee gekauft, für rund 700 und 900 Euro, und sind durchaus angetan: „Wenn man weiß, was allein die Rahmen kosten... Ich denke, wir kommen am Wochenende nochmal wieder.“ „Der Kunde soll zufrieden sein“, sagt Auktionator Lindenfeld und rauscht ins nächste Verkaufsgespräch, bevor er dann für den Fotografen noch vor seinem Prunkstück posiert: dem Pokertisch.
>>> Verkaufsausstellung noch bis Montag
Die Einrichtungen aus Villenauflösungen werden in einem edlen Anwesen am Katzenbruch 38 verkauft.
Die Verkaufsausstellung ist von Samstag bis einschließlich Montag von 10 bis 19 Uhr geöffnet. Am Sonntag ist nur die Besichtigung der Objekte möglich. Es gibt dann keine Beratung und keinen Verkauf. Große Teile der Villa sind dabei zugänglich, der Eintritt ist kostenlos.
Update 6. Dezember 2017: Der Verkauf von Gegenständen aus Villenauflösungen am Katzenbruch 38 wird fortgesetzt. Die Verkaufsausstellung ist auch am Freitag, 8. Dezember, von 13 bis 19 Uhr geöffnet, von Samstag, 9., bis Montag, 11. Dezember, jeweils von 10 bis 19 Uhr. Am Sonntag ist erneut allein die Besichtigung der Einrichtungsgegenstände möglich. Am vergangenen Wochenende hatte die Veranstaltung zahlreiche Besucher auf das Gelände und in die leerstehende Villa gelockt.