Mülheim. . Der Mülheimer Energieversorger Medl kündigt einen neuen Gas-Tarif für Januar an. Kunden sollen um mehr als zehn Prozent entlastet werden.

  • Seit Oktober 2010 hat die Medl ihren Gaspreis weder erhöht noch gesenkt
  • Was anfangs einen Benefit für Kunden bedeutete, stieß zuletzt immer mehr auf Kritik
  • Nun kündigt der Energieversorger einen neuen, günstigeren Tarif ab Januar an

Mehr als sieben Jahre lang wird der örtliche Energieversorger Medl am Ende des Jahres seinen Gaspreis stabil gehalten haben, jetzt kündigen Geschäftsführung und Vertrieb eine längst überfällige Preissenkung an. Und die soll kräftig ausfallen. Die Rede ist von einer Ersparnis für einen Musterhaushalt von mehr als zehn Prozent.

Seit Oktober 2010 hat der Mülheimer Energiedienstleister nicht mehr an der Preisschraube gedreht. Im Tarif „Behaglich warm“ kostet eine Kilowattstunde (kWh) Gas seither beständig 5,99 Cent, hinzu kommt ein von der installierten Nennwärmeleistung abhängiger monatlicher Grundpreis (92 Cent pro Kilowatt Leistung). Ein Musterhaushalt mit 20 000 kWh Jahresverbrauch, was laut dem Vergleichsportal Check 24 etwa dem Durchschnittsverbrauch eines Reihenhauses entspricht, muss so unverändert mit einer Jahresrechnung von rund 1330 Euro kalkulieren.

Medl steht wegen Preispolitik schon länger unter Kritik

Die Preisstabilität hatte die Medl einige Jahre in Preisvergleichen nach oben in das Ranking der günstigsten und fairsten Anbieter gespült. Weil sich die Beschaffungspreise in den vergangenen Jahren aber im Sinkflug befanden und die Medl-Konkurrenz ihre Preise senkte, steht der Mülheimer Energieversorger länger schon in der Kritik.

Ein aktueller Preisvergleich, der Empfehlungen von Verbraucherschützern folgt und gar einmalige Bonuszahlungen ausspart, offenbart deutlich, dass sich die Medl mit ihrem Gaspreis längst nicht mehr im Preiswettbewerb sehen lassen kann. 300 bis 400 Euro günstiger kommen Angebote der Konkurrenz daher. Unter 291 Tarifangeboten für Mülheim landet die Medl mit ihrem Tarif „Behaglich warm“ auf Rang 268, mit ihrer Grundversorgung („grundsolide“) gar auf Rang 285 – teurer geht es also kaum noch.

Preissenkung soll mehr als zehn Prozent betragen

Medl-Geschäftsführer Dr. Hendrik Dönnebrink und Vertriebsleiter Jan Hoffmann kündigten nun auf Anfrage dieser Zeitung an, das Delta mit Jahresfrist wieder kleiner werden zu lassen. Zum 1. Januar werde man mit einem neuen Angebot an den Markt gehen, der im Vergleich zum Tarif „Behaglich warm“ eine Preissenkung um mehr als zehn Prozent und bei einem Verbrauch von 22 000 KWh eine Ersparnis von rund 180 Euro jährlich bringe, so Hoffmann. Angeboten werden soll jener Tarif namens „Medl Fairsorgt“ als reine Erdgas-Variante, wahlweise aber auch als Kombi-Produkt für Gas und Strom. Den Strom soll es dann entsprechend dem Tarifangebot „Doppelwatt“ für 26,5 Cent/kWh ab einem Jahresverbrauch von 3500 kWh geben – und das, wie gehabt, ohne Grundgebühr.

Die anvisierte Preissenkung, so Vertriebsleiter Hoffmann, sei „in jedem Fall eine Hausnummer“. Gerade das Kombi-Produkt für Gas und Strom könne sich am Markt sehen lassen. Noch nicht entschieden ist, wie lange die Vertragslaufzeit für den neuen Tarif sein wird.

© Miriam Fischer

„Mit den Discountern werden wir nicht konkurrieren können“

Klar sagt Hoffmann dennoch, dass die Medl mit ihrem Versorgungsauftrag als Grundversorgerin niemals Preisführerin werde sein können. „Mit den Discountern werden wir nicht konkurrieren können“, sagt er, nicht ohne die Fallstricke zu erwähnen, die mitunter in den Tarifbestimmungen mancher Billigkonkurrenz stecken, etwa in den Bedingungen zur Auszahlung üppiger Bonuszahlungen, mit denen am Markt der Anbieterwechsel schmackhaft gemacht wird. Verbraucherschützer teilen diese Sicht.

Die Medl zeigt sich gewillt, weiter an der Transparenz ihrer ohnehin schon einfach strukturierten Tarife zu arbeiten. So soll der Grundpreis künftig nicht mehr von der daheim installierten Leistung abhängig sein, sondern pauschal belegt werden. „Bei uns gibt es keine Tricks“, sagt Hoffmann.

Medl machte 6,6 Millionen Euro Gewinn im Vorjahr

Obwohl die Medl die Niedrigstpreise auf dem Beschaffungsmarkt in der Vergangenheit nicht an die Kunden weitergegeben hat, beklagt sie für das Jahr 2016 neben Kunden- auch Margenverluste. Die Gewinne sind seit dem Rekordjahr 2013, als 10,2 Millionen Euro erwirtschaftet wurden, sukzessive auf zuletzt 6,6 Millionen Euro zusammengeschmolzen.

Für den lokalen Marktführer im Gasgeschäft geht es darum, nicht nur Altkunden zu halten, sondern auch nachwachsende Kunden für sich zu gewinnen. So gibt es für die Generation U 30 seit nicht allzu langer Zeit ein Bonusprogramm. Wer Medl-Gas ordert, bekommt als Dankeschön entweder drei Monate kostenlosen Zugang zu Netflix oder Spotify, einen 30-Euro-Gutschein bei Amazon oder – und das ist laut Vertriebler Hoffmann ein Renner – zwei Kisten Mölmsch.