Mülheim. . Zwei beliebte historische Gebäude der Stadt benötigen umfassende Restaurationen. Das geht nicht von der Stange, wird viel Zeit und Geld kosten.
- Wie weit der Hausschwamm das Fachwerk des Tersteegenhauses zerfressen hat, muss ein Gutachter feststellen
- Das vorliegende Schadstoffgutachten ist nur ein erster Schritt für ein Konzept zur Schadensfeststellung
- Der Bismarckturm hat ein marodes Skelett aus Stahl. Das eingemauerte Gerüst bedarf der Sanierung
Die Nachricht, dass die VHS sofort geschlossen werden musste, überlagerte in dieser Woche, dass zwei weitere für Mülheim wichtige Gebäude mit hohem Sanierungsbedarf derzeit nicht, oder nur eingeschränkt genutzt werden können: das Tersteegenhaus, Mülheims kleines Heimatmuseum, und der Bismarckturm auf dem Kahlenberg.
Wie es da und dort weitergeht, fragen sich nicht nur viele Bürger. Frank Buchwald, Chef des Immobilienservice, der die städtischen Gebäude verwaltet, hat derzeit erst einen ganz, ganz groben Zeitplan. Man kann schon ahnen: Schnell geht das nicht. Wie weit der Hausschwamm das Fachwerkgerüst des Tersteegenhauses inzwischen zerfressen hat, muss erst ein Gutachter feststellen. Und bevor eine solche Firma im Haus überhaupt erst Wände und Böden in allen Etagen öffnen darf, um Balken zu prüfen und Proben zu nehmen, verlangt der Arbeitsschutz vom Bauherrn Auskunft über mögliche Schadstoffe. Nun dieses Gutachten liegt nun vor und kündet von Asbestanteilen in Estrich und Putz, von belasteten Böden, Isolierungen, Anstrichen.
Das ist nicht wirklich ungewöhnlich für Sanierungsarbeiten, die vor einigen Jahrzehnten am Tersteegenhaus vorgenommen worden sind. Das 250 bis 300 Jahre alte Fachwerkhaus hat viele Reparaturen erlebt. Zwischen den Weltkriegen ist es dann innen und außen verputzt worden, schätzt Buchwald. Weil das Fachwerk damals mit Metall bedeckt wurde, konnte das Holz über den Putz nicht entfeuchten: Paradiesische Zustände für Schädlinge.
Kleine Risse im Putz hatte man bei der jährlichen Begehung auch immer im Blick, doch das ganze Ausmaß offenbarte sich erst, als im Erdgeschoss die Fensterbretter und die seitliche Umrahmung für die vom Freundeskreis Tersteegenhaus geplante Sanierung abgenommen wurden und man in die Tiefe blicken konnte. „Da war Hohlraum, wo sonst Balken war“, beschreibt Buchwald die großen Schäden an den Schwellen, die die Last des ganzen Hauses tragen müssen. Damit hatte keiner gerechnet: Akute Einsturzgefahr, urteilte der Statiker.
Erst mit dem vorliegenden Schadstoffgutachten kann nun ein Konzept erstellt werden, wo und wie untersucht wird, wie groß die Schäden sind. „Im Zweifel“, so Buchwald, „muss man den ganzen Putz abschlagen, außen wie innen.“ Erst, wenn man alles wisse, könne man überhaupt abschätzen, wie hoch die gesamten Sanierungskosten sind.
Der Chef des Immobilienservice hofft, zum Jahresbeginn 2018 ausführlicher Auskunft geben zu können. Liegen die Kosten für einen benötigten Architekten über 200 000 Euro, so muss der Immobilienservice eine europaweite Ausschreibung machen. „Allein dafür brauchen wir ein Jahr“, sagt Buchwald.
Schwamm ist schwierig zu sanieren
Hausschwamm sei schwierig zu sanieren, erklärt Frank Buchwald. Da helfe eigentlich nur, betroffene Balken zu ersetzen. Jeder Eingriff an dem denkmalgeschützten Haus muss zudem eng mit der Denkmalbehörde abgestimmt werden. Das kann sehr aufwendig sein – und die Mittel dafür stehen auch noch nicht im Haushalt bereit. „Mit ein bisschen aus dem Feuerwehrtopf kriegt man das ja nicht erledigt.“ Über die Kosten indes kann zum jetzigen Zeitpunkt nur spekuliert werden.
Bismarckturm hat ein marodes Skelett aus Stahl
Der Bismarckturm, Wahrzeichen auf dem Kahlenberg, der im 108. Jahr hoch über der Ruhr steht, ist auch so ein ganz besonderer Sanierungsfall. Die oberen Geschosse und die Plattform sind derzeit gesperrt, weil sich Steine gelöst haben.
Im Innern des Turms befindet sich ein Stahlgerüst, das offenbar die Decken stützt, erläutert Frank Buchwald, der Leiter des städtischen Immobilienservice. Der Zahn der Zeit ließ das Stahlgerippe rosten. Dabei dehnt es sich aus und drückt die Ziegel aus der Wand. Saniert werden müsste also die eingemauerte Stahlkonstruktion im Innern des Turm, der außen mit Ruhrsandstein verkleidet ist. „Ich weiß nicht, wie man das sanieren kann“, sagt Frank Buchwald. Bau-Unterlagen zum Turm gibt es nicht mehr.
Die Schwierigkeit sei, einen Experten, eine Fachfirma zu finden, die so etwas sanieren kann. Dass auch der Bismarckturm unter Denkmalschutz steht, macht die Sache nicht einfacher. Jeder herausgenommene oder -gefallene Ziegel muss aufbewahrt werden. Derzeit bleibt der Stadt nichts anderes übrig, als den Turm regelmäßig durch einen Statiker kontrollieren zu lassen. Wenn sich Verschlechterungen zeigen, so Buchwald, wird man den Turm ganz sperren müssen.