Gladbeck. Die funktionstüchtige Erfindung durfte von den Besuchern gerne selbst ausprobiert werden.

  • Die funktionstüchtige Erfindung durfte von den Besuchern gerne selbst ausprobiert werden
  • Am Abend konzertierte der LandesJugendPosaunenchor Westfalen-Lippe im Martin Luther Forum
  • Am denkmalgeschützten Vöinghof an der Hornstraße wurde altes Handwerk präsentiert

Gut besucht ist auch das Café des Martin Luther Forums am Sonntagnachmittag. Anlässlich des Tages des offenen Denkmals hatte der Trägerverein Interessenten in die Ausstellung „Reformation und Ruhrgebiet“ sowie in das Konzert am Abend eingeladen. Für letzteres probte das etwa 20-köpfige LandesJugendPosaunenchor hinter noch verschlossenen Türen. Hans Embacher führte Besucher durch die Dauerausstellung in der die Druckerpresse der „Star“ war. Eine Replik des Geräts aus der Zeit Johannes Gutenbergs, dem Erfinder des Buchdrucks im 15. Jahrhundert.

Druckerpresse ist das Herzstück der Ausstellung

Das Herzstück der Ausstellung, das zum Tag des offenen Denkmals von Besuchern selbst ausprobiert werden durfte, so dass sich auch eine Grundschülerin an das schwere Gerät wagte. Doris Vogeler gibt ihr ein Blatt Büttenpapier und erklärte, wie man es in das Papierfach am vorderen Ende der Presse einlegen muss. Dann verteilte sie mit einer Rolle Druckertinte auf dem Druckstock und erklärte: „Jetzt klappst du das Papierfach zu und schiebst den Schlitten nach hinten. Der sagt dir auch, wenn er hinten ankommt. Jetzt musst du wie im Sportunterricht mit deinem ganzen Körpergewicht am Hebel ziehen.“ Die junge Interessentin betätigte mit vollem Körpereinsatz den Mechanismus, der das Papier auf die Druckplatte presst, zog den Schlitten wieder nach vorne – und hielt kurz darauf stolz einen Nachdruck des originalen Luther-Chorals „Ein feste Burg ist unser Gott“ in den Händen.

Vor dem Buchdruck mussten Bücher per Hand abgeschrieben werden

Bevor es den Buchdruck gab, mussten Bücher in jahrelanger Arbeit von Hand abgeschrieben werden. Doris Vogeler konnte ihren Besuchern auch ein typisches Werkzeug aus dieser Zeit zeigen: „Das hier ist die Feder einer Kanada-Gans aus dem Nordpark. Mit solchen Federkielen haben Mönche geschrieben. Dazu saßen sie in großen Schreibstuben, den Skriptorien. Das waren die Großraumbüros des Mittelalters“, erklärte sie anschaulich.

Neben der Druckerpresse lagen zwei Nachdrucke von dem bekanntesten Buch, das je mit einer solchen Presse hergestellt wurde, nämlich von Martin Luthers erster deutscher Bibel von 1534. Auf der anderen Seite desselben Raumes projizierte ein Beamer Online-Bibeln an die Wand, die via Internet abrufbar sind. Zu sehen waren die neu bearbeitete 2017er Lutherbibel oder die BasisBibel, die weltweit erste Bibelversion, die gezielt für digitale Medien erstellt wurde. „Damit spannt die Ausstellung den Bogen von Gutenbergs Druckerpresse bis zum Internet. Denn vor 500 Jahren hat der Buchdruck eine ähnliche Medienrevolution ausgelöst wie heutzutage das Internet“, erklärte Dr. Martin Grimm, der Vorsitzende des Martin Luther Forums.

Konzert am Abend mit dem LandesJugendPosaunenchor

Am Abend öffnete der große Saal seine Türen und die Bühne gehörte dem LandesJugendPosaunenchor Westfalen-Lippe unter Leitung der drei Landesposaunenwarte Ulrich Dieckmann, Christian Kornmaul und Daniel Salinga. Auf dem Programm standen Luther-Choräle, Musik der verschiedenen christlichen Konfessionen und andere Werke.

Am historischen Vöinghof an der Hornstraße wurden den Beuchern Natursteinpflasterarbeiten vorgeführt.
Am historischen Vöinghof an der Hornstraße wurden den Beuchern Natursteinpflasterarbeiten vorgeführt. © Christoph Wojtyczka

Die ehemalige Markuskirche, das heutige Martin Luther Forum, gilt als typischer evangelischer Kirchenbau der 60er Jahre. Sie wurde 2008, im 40. Jahr ihrer Existenz, unter Denkmalschutz gestellt und 2010 in das Förderprogramm der Stiftung Denkmalschutz aufgenommen.

Als weiterer Denkmalort konnte im Stadtgebiet der Vöinghof an der Hornstraße besucht werden, wo den Besuchern Einblicke in Handwerkstechniken gegeben wurden.