Mülheim. . Hannes Stockert tritt als Kandidat der MLPD an. Der 44-Jährige will sich für Umweltschutz und Arbeitsplätze stark machen. Und eine Revolution.

  • Der Direktkandidat für den Bundestag, Hannes Stockert von der MLPD, über Umwelt und Arbeitsplätze
  • Er fordert den Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs , der kostenlos und klimafreundlicher sein soll
  • In einer optimalen Gesellschaft stehe der Mensch im Mittelpunkt und bilde eine Einheit mit der Natur

Den Vorwurf, Politiker würden nur um den heißen Brei reden, kann man Hannes Stockert nicht machen. Mit klaren Aussagen spricht der Direktkandidat für den Bundestag über seine Anliegen, die Umwelt und über die Internationalistische Liste/MLPD, für die er kandidiert. Die Marxistisch-Leninistische-Partei Deutschlands (MLPD), eine linksradikale Kleinpartei, sieht sich als „revolutionäre Alternative zu allen anderen politischen Kräften in der deutschen Parteienlandschaft“ und wirbt für den „echten Sozialismus“.

Für Stockert liegen die Nachteile des Kapitalismus auf der Hand: „Nie ist Geld da für die wichtigen Dinge, die Errichtung von Jugendangeboten oder den Umweltschutz.“ Es sei falsch, dass die einfache Bevölkerung zahlen müsse, viel mehr sollten Großkonzerne und Vermögende zur Kasse gebeten werden. Ökologische, wirtschaftliche und politische Krisen dürften nicht auf dem Rücken der Beschäftigten ausgetragen werden.

„Profitwirtschaft zerrt die Menschheit in den Abgrund“

„Die dafür Verantwortlichen in den Konzern- und Regierungsetagen zerren mit ihrer Profitwirtschaft die ganze Menschheit in den Abgrund“, so Stockert. Die kommunale Verschuldung in Mülheim könne die Stadt allein nicht stemmen, der Bund müsse Verantwortung übernehmen und für eine Schuldenentlastung sorgen.

Der gebürtige Stuttgarter ist in Dortmund aufgewachsen, bezeichnet sich selbst als „Ruhrpott-Jungen“ und wurde nach seiner Elektriker-Lehre Arbeiter bei Hoesch. Seit zwei Jahren wohnt er mit seiner Lebensgefährtin in Dümpten. Er schätze Mülheim für seine schönen Radstrecken und die Kultur. Über die Innenstadt könne man sich allerdings streiten: „Bestimmte Stadtteile verwaisen und es gibt wenig Geschäfte mit Qualität.“

Kampf um jeden Ausbildungsplatz

Stockert setzt seine Schwerpunkte auf den Kampf um jeden Ausbildungs- und Arbeitsplatz, fordert etwa eine Ausbildungsquote von zehn Prozent für Mülheims Röhrenwerke. Der 44-Jährige, der als Energieelektroniker noch beim Recklinghäuser Dosenhersteller Ball beschäftigt ist, hat bereits einen dieser Kämpfe hinter sich. Sein Unternehmen hat ihn freigestellt, es stellt die Produktion ein. Viele der 360 Arbeiter stehen auf der Straße. Protestmärsche und Unterschriftenaktionen blieben erfolglos. Arbeiter sollten in die Politik, sagt er.

Am Herzen liegt dem 44-Jährigen, der gerade beim Klimacamp Bonn aktiv ist, die Rettung der Umwelt vor der Profitwirtschaft. „Die Ressourcen werden verpulvert, solange es Profit bringt.“ Umweltverbrecher sollten konsequent strafrechtlich verfolgt werden, vor allem diejenigen in Führungsetagen, etwa bei VW. „Außerdem darf die RAG seit Jahrzehnten PCB-vergiftetes Grubenwasser ungefiltert in unsere Flüsse leiten und nimmt heute eine regionale Umweltkatastrophe ungestraft in Kauf“, beklagt Stockert, der mittlerweile umweltpolitischer Sprecher im Zentralkomitee der MLPD ist.

ÖPNV soll kostenlos und klimafreundlicher sein

Er fordert den Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs – der zudem kostenlos und klimafreundlicher unterwegs sein soll. Beim Thema Asylpolitik kommt er auf den Punkt: „Ich bin für das uneingeschränkte Recht auf Asyl und Flucht.“ Ausgewiesen werden sollten , so seine Meinung, aber „faschistische Straftäter“.

Stockert ist für die Abschaffung des Inlandsgeheimdienstes und des Verfassungsschutzes, zu groß seien deren Verstrickungen in den NSU-Skandal und das gescheiterte Verbotsverfahren gegen die NPD. Außerdem sieht er „revolutionäre Kräfte“ zu Unrecht bekämpft. Die MLPD wird vom Verfassungsschutz beobachtet, ihre Ziele seien „der revolutionäre Sturz der Diktatur des Monopolkapitals und die Errichtung einer „Diktatur des Proletariats“.

„Viele sagen, dass es so wie jetzt nicht weitergehen könne“

Das Wichtigste für den 44-jährigen Kandidaten, der seit 13 Jahren bei der Bewegung der Montagsdemonstration aktiv ist: der „organisierte und kämpferische Zusammenschluss für unsere Zukunftsinteressen“. In einer optimalen Gesellschaft stehe der Mensch im Mittelpunkt und bilde eine Einheit mit der Natur. Außerdem gehe die breite Demokratie vom Volk aus.

Stockert bemerkt eine Veränderung in der Gesellschaft: „Viele sagen, dass es so wie jetzt nicht weitergehen könne, diese Stimmung gab es vor zehn Jahren noch nicht.“ Im Fall der Revolution und dem Aufstand der Bevölkerung könne es keinen friedlichen Übergang in eine neue Gesellschaft geben, denn „die Herrschenden werden nicht freiwillig weichen“. Die Gewalt werde „eher den Massen aufgezwungen“, sagt Stockert. Der aber auch sagt: Friedlich wäre es ihm lieber.