Mülheim. . Die beiden Mülheimer Hans Rommel und Hannes Stockert halfen in dem zerstörten Kobane, ein Gesundheits- und Sozialzentrum hochzuziehen.
Kobane – noch vor knapp eineinhalb Jahren war die umkämpfte Stadt im Norden Syriens, in Westkurdistan, täglich in den Nachrichten. IS-Truppen wollten sie einnehmen, kurdische Milizen wehrten sich erbittert. Am Ende dieser Schlacht blieben Trümmer, zerstörte Straßen und Gebäude. Auch diese Bilder kennt man aus den Nachrichten. Hans Rommel und Hannes Stockert aus Dümpten brauchen keine Fernsehbilder: Sie waren vor Ort, haben ihren Urlaub eingesetzt, um den Menschen dort zu helfen. Denn inzwischen sind viele der geflüchteten Bürger in ihre Stadt zurückgekehrt. Sie leben in Ruinen, es herrscht Aufbaustimmung.
Hans Rommel und Hannes Stockert haben mit angepackt, haben mit anderen Männern und Frauen aus vielen Ländern geholfen, ein Gesundheits- und Sozialzentrum in einem Stadtteil Kobanes hochzuziehen – und die meisten von ihnen waren keine Bauprofis.
Vier Wochen lang in Kobane geholfen
„Der Mensch braucht Essen, Trinken, ein Dach über dem Kopf – und eben gesundheitliche Versorgung“, fasst es Rommel zusammen. Der 62-jährige Handwerker, der in der Stahlbranche tätig ist, hat im August 2015 vier Wochen in Kobane auf dem Bau gearbeitet. Stockert, 43, auch gelernter Elektriker, wollte im September vier Wochen helfen, hing allerdings eine ganze Woche auf der türkischen Seite fest, weil die Grenze nicht geöffnet war, wie er berichtet. Unter abenteuerlichen Bedingungen habe man den Zaun überwunden und sei nach Kobane gelangt: „Ich habe die Situation von Millionen Flüchtlingen hautnah erlebt.“
Inzwischen steht das Gesundheitshaus – einstöckig mit Keller – und soll künftig Praxen, Apotheke, Geburtsstation sowie ambulante OP-Möglichkeiten bieten. Die medizinische Einrichtung fehle noch, auch für die Stromversorgung per Solaranlage und die Wasseraufbereitung wird noch Geld benötigt. Die beiden Mülheimer wollen auch deshalb für das Projekt werben.
Warum sie selbst vor Ort waren? „Spenden zu sammeln ist ja schön und gut, aber ein Projekt mit aufzubauen war für mich ein besonderer Ansporn“, sagt Hannes Stockert, und Hans Rommel stimmt dem zu.
Schwere Arbeit bei 40 Grad im Schatten
Man kann heute sehen, was man (mit-)geschafft hat. Unter Bedingungen, die sich Mitteleuropäer kaum vorstellen können. Körperliche Arbeit bei 40 Grad im Schatten, „das geht“, erinnert Rommel sich, „ganz schön an die Substanz.“ Hannes Stockert baute mit Lehmziegeln, ein Stoff, der für die klimatischen Bedingungen dort besser sei als Beton, und ist noch heute beeindruckt vom Organisationstalent der Einheimischen. „Es fehlt ja an den einfachsten Dingen. Und man kann ja nicht einfach in einen Baumarkt gehen und ein paar Nägel kaufen.“ Hand in Hand mit den Arbeitern vor Ort habe man Lösungen gefunden, aber nicht nur zusammen gearbeitet, sondern auch gegessen und gelebt, viel Herzlichkeit erlebt. Das schweißt zusammen. Eine Lebenserfahrung, die Hannes Stockert nicht missen möchte, und die ihm auch hilft, die Perspektive der Flüchtlinge zu verstehen. „Die meisten“, ist er überzeugt, „wollen doch zurück in ihre Heimat.“
Weitere Informationen im Internet
Die beiden bundesweiten Initiativen „Ökologischer Wiederaufbau in Kobane“ und „Medizin für Rojava“ setzen sich für das Gesundheitszentrum ein.
Weitere Informationen finden sich im Internet auf www.medizin-für-rojava.org und www.eco-aufbau-rojava.de. Dort sind auch die Spendenkonten angegeben.