Gelsenkirchen.

„Weg mit Hartz IV – das Volk sind wir“ heißt es Montag für Montag in über 100 Städten in Deutschland. Seit August 2004 gehen die Teilnehmer der Montagsdemo auf die Straße. Auch in Gelsenkirchen.

Passanten eilen vorbei, viele mit Tüten der umliegenden Einkaufsläden in der Hand. Viele gucken nicht mal hin. Andere bleiben stehen und hören sich die Beiträge an. „Das offene Mikrofon können alle benutzen – außer Faschisten“, sagt Martina Reichmann, eine der Organisatorinnen der Montagsdemo. Das Spektrum der Beiträge und der Diskussionen ist breit. Es geht schon lange nicht mehr nur um Hartz IV. Es geht auch um Arbeitsplatzabbau und seit Fuku­shima um die Stilllegung aller Atomkraftwerke weltweit.

80 bis 100 Teilnehmer

Zu Beginn der Bewegung war die Zahl der Teilnehmer sehr viel größer. Damals entlud sich die Wut der Bürger jeden Montag auf dem Preuteplatz. Inzwischen hat sich die Zahl auf 80 bis 100 Teilnehmer eingependelt. „Das ist immer noch gut“, sagt Reichmann. „Wir sind nicht frustriert.“ Außerdem sei nicht die Anzahl der Leute entscheidend, sondern dass die Montagsdemo zu einer „festen Plattform in der Republik geworden ist“. Erst kürzlich ist eine Frau (63) stehengeblieben und hat erzählt, dass sie jetzt von Hartz IV leben muss. „Ich finde gut, dass Sie das hier machen“, hat sie erklärt.

In manchen Städten treffen sich die Teilnehmer nur noch einmal im Monat, weil sie so wenige geworden sind. In Gelsenkirchen trifft man sich jeden Montag. Die Themenpalette ist größer geworden. „Wir sehen, was sich in diesem Jahr wieder alles verändert hat“, so die Sprecherin. Deshalb sieht es die Bürgerbewegung als wichtig an, immer auf dem aktuellsten Stand zu sein. In Gelsenkirchen geht es vor allem um Arbeitsplätze: Küppersbusch, TRW, Opel Bochum, Bergbau. Der soziale Abstieg könne inzwischen doch jeden treffen.

"Wir sind bereit"

Sie wollen Stellung halten für diejenigen, die kein Forum oder nicht die Kraft haben, sich zu wehren. So wie die griechischen Stahlarbeiter. Mit ihnen haben sich die Montagsdemonstranten schon vor Wochen solidarisiert. Gestern wurde ein Grußwort von ihnen verlesen – bei Demo 448. Unterstützung gibt es von Gewerkschaftsmitgliedern. Manchmal auch von Jugendlichen wie dem Jugendverband „Rebell“. Auch, weil die Montagsdemonstranten für mehr Ausbildungsplätze streiten. Ansonsten dominieren die 50- bis 60-Jährigen die Veranstaltung. „Wir sind bereit“, sagt Reichmann. Ihre wichtigste Forderung ist nach wie vor: Hartz IV muss weg. Und dass alle AKWs abgeschaltet werden. Was ist, wenn die Ziele erreicht sind? „Ich glaube nicht, dass wir verschwinden, wir sind eine Bürgerbewegung.“