Die Regionalgruppe für Mülheim und Oberhausen der Umweltgewerkschaft will sich allen Themen rund um den Naturschutz widmen.

Halbe Sachen liegen Hannes Stockert nicht, das zeigt sich im Gespräch schnell. Gerade erst hat sich die Regionalgruppe Mülheim/Oberhausen der Umweltgewerkschaft gegründet, schon gibt er als eine Hälfte deren Vorstandsduos ein klares, persönliches Ziel vor: „Ich habe den Anspruch, bei den Mitgliederzahlen schnell drei- bis vierstellig zu werden.“ Nur so könne die derzeit knapp 20-köpfige Gruppe als Kraft im „Kampf für die Umwelt“ wahrgenommen werden. Die breite Masse der Gesellschaft zu erreichen, ist das Ziel der Umweltgewerkschaft, die sich laut Hannes Stockert als „Interessenvertretung der Natur“ in all ihren Facetten sieht.

Bundesweit gibt es die Umweltgewerkschaft seit Ende 2014. Hannes Stockert war eines der Gründungsmitglieder. Mehrfach hebt er den überparteilichen Ansatz der Initiative vor und betont, dass „kein Parteiprogramm“ im Zentrum stehe, sondern der Kampf für die Umwelt. Mitglieder aller antifaschistischen Parteien seien willkommen, das gelte für CDU-Anhänger ebenso wie für jene der MLPD. Dieser Hinweis ist wohl auch ein wenig eine Flucht nach vorn, stand doch der Einfluss Letzterer in der Umweltgewerkschaft in der öffentlichen Kritik.

Für Hannes Stockert war es vor allem der gewerkschaftliche Gedanke, der den Elektriker, der in einem Industriebetrieb arbeitet, überzeugte: „Mich ärgert, dass Arbeitgeber für Profitinteressen auf die Umwelt keine Rücksicht nehmen und dass von den Beschäftigten dasselbe erwartet wird.“ Arbeit(splätze) und Umweltschutz müssen sich für ihn nicht ausschließen. „Das ist ein wichtiger Identifikationspunkt dieser Umweltgewerkschaft“, betont Werner Wagner, der den zweiköpfigen Vorstand komplettiert, und ergänzt: „Wir wollen die Seele und das Gemüt der arbeitenden Bevölkerung erreichen und für den Umweltschutz gewinnen.“

Nun ist Umweltschutz ein weites Feld – und die Mitglieder möchten es bewusst in Gänze beackern. Gerade das unterscheidet für Hannes Stockert die Umweltgewerkschaft von anderen Organisationen: Nicht Anti-Kohleverbrennung oder Anti-Atomkraft oder Anti-Fracking wollen sie sein, sondern sich all diesen Themen widmen. Doch nicht nur dagegen sind sie, sondern auch dafür: für Tier- und Nutztierschutz etwa. Derzeit entwickeln die Umweltgewerkschaftler in der Diskussion ihre Themenschwerpunkte. Mitglieder können sich für einen Bereich engagieren. „Es müssen sich Interessen und Spezialisten herausbilden“, sagt Werner Wagner, der bis zu seinem Ruhestand im Anlagenbau in der Stahlindustrie beschäftigt war. Für ihn stellen sich Naturschutzfragen überall – auch direkt vor der Haustür, etwa in der Diskussion um die Zukunft des öffentlichen Nahverkehrs, im eigenen Konsumverhalten.

Diese lokalen Themen sieht auch Hannes Stockert, doch kann er sich dem bekannten Ausspruch „global denken, lokal handeln“ nicht anschließen. „Die Umwelt lässt sich nur gemeinsam, international retten“, ist er überzeugt und möchte die Regionalgruppe über Landesgrenzen hinaus vernetzen. Immerhin gebe es in Mülheim zwar kein Atomkraftwerk, aber jene in Belgien seien nicht weit weg. Stockert meint: „Wir müssen global, national und regional handeln.“