Mülheim. . Der Mülheimer Thomas Schipper wollte das Aus des Kinderprojektes am Witthausbusch nicht hinnehmen und gründete spontan einen Förderverein.

  • Die Lernwerkstatt Natur, ein Kinderprojekt am Witthausbusch, sollte zu einem Waldkindergarten werden.
  • Thomas Schipper gründete vor rund einem Jahr einen Förderverein und schaffte es die Lernwerkstatt zu retten.
  • Sein Ziel ist es, dass das Projekt die nächsten zehn Jahre finanziert werden kann, dafür sucht er Unterstützer.

Als Thomas Schipper las, dass die Lernwerkstatt Natur vor dem Aus steht, wollte und konnte er das nicht einfach so hinnehmen. Die Lernwerkstatt Natur lädt seit 2006 Kinder zu einwöchigen Erkundungen im Freien ein.

Die Finanzierung durch die August- und Josef-Thyssen-Stiftung lief Ende 2016 aus. Die Stadt hätte für den Erhalt eine sechsstellige Summe aufbringen müssen. Das war, laut der Stadt, nicht so einfach möglich. „Es heißt immer, es sei kein Geld da, obwohl Geld auch immer wieder für Sinnloses rausgeschmissen wird und für wichtige Projekte für Kinder bleibt dann nichts übrig“, meint Schipper.

Die Verwaltung regte die Umwandlung der Lernwerkstatt in einen Waldkindergarten um, denn das wäre leichter finanzierbar gewesen. „Aber ich wollte, dass weiterhin alle Kinder, und nicht nur eine ausgewählte Gruppe, die Möglichkeit haben, dort die Natur zu erleben. Obwohl er selbst keine Kinder hat, gründete er spontan im Mai 2016 einen Förderverein für das Kinderprojekt am Witthausbusch und suchte sich Unterstützung in der Politik. „Die FDP hat sich damals für den Fortbestand eingesetzt und mir geholfen, Kontakt zu Verantwortlichen bei der Stadt herzustellen“, erklärt Schipper. Trotz der Unterstützung blieb an Schipper ein Großteil der Arbeit hängen. Als Alleinkämpfer rannte er gegen viele Wände.

Der Förderverein muss jährlich 30 000 Euro aufbringen

Bis zum Haushaltsbeschluss im Rat wusste er nicht, ob sich seine Mühen lohnen würden. Doch er schaffte es – einstimmig wurde für den Erhalt gestimmt. Von der Verwaltung kommen jährlich 110 000 Euro und der Förderverein muss 30 000 Euro aufbringen. „Die Bürgerstiftung und die Sparkassenstiftung sind unsere größten Unterstützer“, sagt Schipper. Weitere Spenden kommen von Unternehmen und Privatpersonen. Es sei nicht einfach, die Finanzmittel zusammen zubekommen. Der Förderverein habe aktuell lediglich 18 Mitglieder.

Dabei seien Projekte wie die Lernwerkstatt immens wichtig für die Entwicklung der Kleinen. „Kinder haben ja heutzutage kaum mehr die Möglichkeit, sich auszutoben und mal im Matsch zu spielen“, meint Schipper. Das Leben der Kleinen sei im Vergleich zu früher viel stärker strukturiert, es fehlten Freiräume. Früher habe er gern auf den großen Abenteuerspielplätzen in Mülheim gespielt. „Beim Budenbauen bin ich total aufgegangen“, erinnert sich Schipper. Daher sei es so wichtig, Kindern die Möglichkeit zu geben, sich frei zu bewegen: „Nur so können sie Individuen werden.“ Die Idee der Lernwerkstatt ist es, dass Kinder miterleben, wie sich die Natur in den verschiedenen Jahreszeiten verändert. Mit dem Bollerwagen geht es in den Wald, wo Naturmaterialien gesammelt und später unter die Lupe genommen werden.

Wenn Thomas Schipper jedoch vorher gewusst hätte, wie viel Arbeit bei der Rettung auf ihn zukommt, hätte er den Förderverein wahrscheinlich nicht gegründet. Seine hohe Geduldschwelle helfe ihm bei der Bewältigung von Problemen. „Es müsste sehr viel passieren, bevor ich das Projekt aus den Händen gebe“, sagt Schipper. Er möchte sich auch in den nächsten Jahren für die Lernwerkstatt einsetzen. Deren Bestehen ist für die nächsten drei Jahre gesichert. „Mein Ziel ist es, dass sie aber mindestens die nächsten zehn Jahre den Kindern offen steht“, sagt der Mülheimer entschlossen. Außerdem möchte er den Förderverein transparent halten. „Wir brauchen auch weiterhin viele Unterstützer.“

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Die WAZ hat mit der Aktion „Menschen machen’s möglich“ gemeinsam mit der Rheinisch-Westfälischen Wasserwerksgesellschaft (RWW) aufgerufen, Mülheimer zu benennen, die sich ehrenamtlich engagieren. Zehn Kandidaten stehen nun fest, die wir nacheinander in der WAZ in einem Portrait vorstellen.

Nach der Vorstellung aller Ehrenamtler und ihrer vorbildlichen Projekte können Sie, liebe Leser, für einen der Kandidaten stimmen. Die drei Mülheimer mit den meisten Stimmen erhalten Geldpreise, die beim Bürgerempfang am 5. September durch Oberbürgermeister Ulrich Scholten übergeben werden.