Mülheim. . Thomas Schipper gründete mit einigen Mitstreitern den Förderverein für die Lernwerkstatt Natur. Der Betrieb ist gesichert.
- Thomas Schipper hatte ein Ziel: die Lernwerkstatt Natur für Kinder erhalten
- Mit einigen anderen Bürgern gründete er dazu im Sommer einen Förderverein
- Der Fortbestand der Lernwerkstatt im Witthausbusch ist für 2017 und 2018 gesichert
Was Ärger, Bittstellerei, Frust, Hektik, Kungelei, Taktik, Verhandeln, Werben und Zittern angeht – davon hat Thomas Schipper in diesem Jahr mehr als genug gehabt. Erst eine Woche vor Weihnachten stand fest: Die Lernwerkstatt Natur ist wirklich gerettet. Schipper, der spontan im Mai einen Förderverein für das Kinderprojekt im Witthausbusch gegründet hatte, wusste bis zum Haushaltsbeschluss im Rat nicht, ob sich seine Mühen und die einiger Mitstreiter lohnen würden. Davor erlebte er einige Enttäuschungen, die er „erwachsenen Menschen so nicht zugetraut“ hätte.
„Das war eine aufregende Zeit. Aber ich würde heute viele Dinge anders angehen und durchziehen. Wenn es um die Zukunft unserer Kinder geht, darf es keine parteipolitischen Taktierereien geben“, betont Thomas Schipper. Diese klare Linie möchte er verbindlich beibehalten und den Förderverein für die Lernwerkstatt Natur transparent halten. „Wir brauchen auch weiterehin viele Unterstützer.“
Alle rechtlichen Segnungen erteilt
Als er im April erfuhr, dass der Stadt für den Betrieb der Lernwerkstatt Geld fehlt – weil wegen ausbleibender Dividenden die von Mülheim verwalteten Stiftungen kaum noch Geld ausschütten können – ging Schipper ins Jugendamt und fragte, was zu tun sei, was an Geld für so ein Projekt nötig sei. „Das war ein gutes und offenes Gespräch. Danach fühlte ich mich bestärkt, einen Förderverein zu gründen.“
Mit einigen Mitstreitern schob er das Projekt an. Mit Bekannten diskutierte er gleichzeitig darüber, wie man Erwachsene für das naturnahe Lernen und Spielen von Kindern begeistern kann. „Je breiter die Unterstützung in der Stadt ist, desto sicherer kann der Betrieb finanziert werden“, erläutert Schipper. Als Amtsgericht und Finanzamt dem Förderverein für die Lernwerkstatt Natur Ende August alle rechtlichen Segnungen erteilt hatten, „konnten wir offen um Spenden werben“.
Für die eigene politische Profilierung
Parallel dazu schickte die Stadtverwaltung einen Antrag in die politischen Gremien, die Lernwerkstatt in einen Waldkindergarten umzuwandeln. „Das war ein Rückschlag, aber nie unsere Absicht. Wir wollten die Lernwerkstatt wie gewohnt für alle Kinder in der Stadt erhalten“, betont Schipper. Folglich holte er sich Verstärkung aus den Parteien in den Vorstand, „um mehr Rückhalt im Rat zu haben“. Diese gute Absicht gelang im September, weil sich eine politische Mehrheit für den Erhalt der Lernwerkstatt aussprach, den Waldkindergarten abbestellte und das Jugendamt aufforderte, Lösungen für den Fortbestand der Lernwerkstatt zu finden.
Was sich dann hinter den Kulissen des Fördervereins abspielte, war aber kein Spaß mehr. Einige Ortspolitiker nutzten den Wissensvorsprung aus den Vorstandssitzungen für die eigene politische Profilierung. „Das war Beharren auf Positionen wie im Wahlkampf“, blickt Thomas Schipper zurück. „Plötzlich machten einige Parteien nicht mehr gemeinsame Sache mit den Förderern.“ Die CDU hatte mit anderen eine Koalition – ohne SPD – geschmiedet, wollte den Stellenplan und den Betrieb der Lernwerkstatt halbieren, „um Steuererhöhungen um jeden Preis zu vermeiden.“ Die SPD setzte sich später mit ihrem Gegenantrag durch. Der Förderverein lief Gefahr, ein politischer Spielball zu werden.
Es begann eine Zitterpartie
Sofort begann eine Zitterpartie. Thomas Schipper bekam Anrufe, was denn da passiert sei. „Andere zogen ihre Spendenzusagen zurück, weil die Lernwerkstatt plötzlich als unsicheres Projekt galt. Ich musste neue Förderer suchen, während der Rat noch nicht entschieden hatte. Aber wenn man offen mit den Menschen spricht, bekommt man auch ein positives Echo.“
„Inzwischen ist der Fortbestand der Lernwerkstatt im Witthausbusch für 2017 und 2018 gesichert“, versichert Thomas Schipper heute. Und er hat gelernt: „Eine gute Sache muss man vor Politikern schützen, die nur eigene Interessen verfolgen. Es geht doch zuerst um Kinder.“