Mülheim. . Am Raffelberg trennt man sich zum Jahresende vom Trainingsbetrieb, denn die Kosten sind nicht mehr zu schultern. Zwei Gestüte könnten übernehmen.

  • Der hoch verschuldete Galopp-Rennverein am Raffelberg wird am Jahresende den Trainingsbetrieb einstellen
  • Die Kosten für den Trainingsbetrieb haben die Einnahmen bei weitem überschritten
  • Im Gespräch sind zwei Gestüte, die den Trainingsbetrieb in Eigenregie übernehmen könnten

Der hoch verschuldete Galopp-Rennverein am Raffelberg wird zum Ende des Jahres den Trainingsbetrieb für die Pferde einstellen. „Das ist ein Schritt in letzter Minute, um die Insolvenz abzuwenden“, erklärte der Präsident des traditionsreichen Vereins, Hans-Martin Schlebusch, im Gespräch mit dieser Zeitung. Die Kosten für den Trainingsbetrieb hätten die Einnahmen durch die Pferdebesitzer bei weitem nicht mehr decken können, erklärte Geschäftsführer Ralf Schmitz.

Große Gewinne habe der Verein ohnehin nicht mehr aus dem Trainingsbetrieb ziehen können. Anfang des Jahres, so Schmitz, sei die Rechnung völlig gekippt. Der Verein schiebe offene Rechnungen in beträchtlicher Höhe vor sich her. Der Vorstand ist nun im Gespräch mit zwei Gestüten, die ihre Pferde auf der Raffelberger Anlage trainieren lassen und möglicherweise den Trainingsbetrieb in Eigenregie und auf eigenen Kosten übernehmen.

Verein hat rund 1,4 Millionen Euro Schulden

Die Sorgen des Rennverein reißen nicht ab. Rund 1,4 Millionen Euro Schulden plagen den Verein. Die Zahl der Renntage als eine kleine Einnahmequelle ist gesunken, die Einnahmen aus Vermietungen und Verpachtungen von Wohnungen und Ställen auf der Anlage bringen ebenfalls keine großen Gewinne. Hinzu kommt, dass die Unterhaltung der Rennbahn immer größere Summen verschlingt.

Gleichzeitig hat sich die Zahl der Pferde, die am Raffelberg untergebracht sind und dort trainiert werden, immer weiter verringert. Vor zehn Jahren waren es noch 200, heute sind es nur noch 120. Auch das habe die Einnahmen deutlich sinken lassen. Auch deshalb sollen die Miet- und Pachtverträge mit den Rennställen zum Ende des Jahres beendet werden. Einen Trainingsbetrieb mit etwa 100 Pferden zu organisieren, das rechne sich einfach nicht, erklärte Präsidiumsmitglied Dirk von Mitzlaff.

Erhöhung der Mieten abgelehnt

„Der Pferdesport in Deutschland befindet sich in einer extrem schwierigen Lage“, beklagt Schlebusch und macht deutlich, dass man weitere Probleme nicht mehr gebrauchen kann. Auf den Rennbahnen in Deutschland, so sieht es auch Schmitz, lasse sich kein Geld mehr verdienen, eher schon in Frankreich. Gerade einmal vier Renntage schaffte der Verein Raffelberg zuletzt noch im Jahr. Und doch zeigt der Zuspruch an diesen Tagen bei gutem Wetter, dass die Mülheimer den Pferdesport mögen. Überhaupt ist die Rennbahn am Raffelberg für viele eine Art Wahrzeichen von Mülheim.

Die Aufgabe des Trainingsbetriebes sei für den Verein eine „echte Befreiung“, betonte Schmitz und nennt einige Kosten: Neben dem Personal für die Aufbereitung des Geläufs bezahlte der Verein zuletzt Reparaturen auf der Anlage von 45.000 Euro, davon 25.000 Euro nur für den Trainingsbetrieb, 25.000 Euro musste er zudem für eine neue Brandmeldeanlage aufbringen, Versicherungen schlagen mit 24.000 Euro zu Buche. Drastisch gestiegen seien die Wasserkosten. „Eine einmalige Bewässerung der Anlage kostet an die 1000 Euro“, sagt Schmitz und verhehlt nicht, dass auch die Ansprüche der Trainer an die Anlage immer größer geworden seien.

Erhöhung der Mieten nicht durchsetzbar

In den vergangenen Wochen hatte die Vereinsspitze mit den Pferdebesitzern über eine Erhöhung der Mieten und Nutzungsgebühren verhandelt, um doch noch den Trainingsbetrieb verlustfrei organisieren zu können. Damit, so Schmitz, sei man aber gescheitert.

Der Rennverein will ab dem nächsten Jahr nur noch Veranstaltung von Galopprennen durchführen, so sieht es auch die eigene Satzung vor.

Um weitere Einnahmequellen bemüht sich der Vorstand allerdings auch: „Wir haben große Räumlichkeiten auf der Anlage, wo 600 bis 700 Leute untergebracht werden können“, sagt Schmitz und denkt an einen Ort für größere gesellschaftliche Veranstaltungen in Mülheim.

>>> ANLAGE STAMMT AUS DEM JAHR 1910

Die fast 70 Hektar große Anlage des Galopp-Rennvereins wurde im September 1910 eingeweiht. Die Laufbahn verfügt über eine Länge von 1700 Metern und 40 Meter Breite. Besitzerin des Geländes ist die Stadt Mülheim, die an den Verein verpachtet.

  • Zuletzt kamen zu fünf Renntagen rund 30.000 Zuschauer, damit ist es die am besten besuchte Sportart in der Stadt.

  • Der Golfverein in der Mitte der Anlage ist wertvoller Unterpächter auf dem Gelände.