Mülheim. . Vor dem Urlaub sollte man mit seinem Arzt über nötige Auffrischungen sprechen.Impfpässe sind häufig lückenhaft, weiß ein Mülheimer Hausarzt.
- Impfempfehlung hängt vom individuellen Risiko, von der Reiseform und vom Reiseland ab
- Wer einen Urlaub in Österreich plant, sollte prüfen, ob er gegen FSME geimpft ist
- Gerade bei jungen Leuten zwischen 20 und 30 fehlen oft Impfnachweise im Impfpass
Wer jetzt in den Urlaub fährt, sollte nicht nur seine Medikamente und eine kleine Reiseapotheke mitführen, sondern mit dem Arzt auch über nötige Impfungen sprechen. Auch, wer keine Fernreise plant, sondern einen Urlaub in Österreich, sollte prüfen, ob er gegen FSME geimpft ist, rät Dr. Peter Ramme. Der Hausarzt und Vorsitzende des Doc-Net, des Netzwerks der niedergelassenen Ärzte in Mülheim, fragt seine Patienten in diesen Tagen, wohin es in den Urlaub geht und spricht dabei auch das Thema Immunschutz an. Beim Blick in die Impfpässe – falls vorhanden – findet er bei Erwachsenen aber immer wieder Lücken.
Über die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME), die vor allem in den Risikogebieten südlich des Mains (und in Mecklenburg-Vorpommern) von infizierten Zecken übertragen werden kann, sind viele Patienten schon gut informiert, weiß Dr. Ramme. Doch worauf sollte man sonst vor Antritt der Reise achten? „Das hängt vom individuellen Risiko, von der Reiseform und vom Reiseland ab“, so der Hausarzt. Bei Reisen in den Mittelmeerraum rät er auch schon mal zu Impfungen gegen Hepatitis A — „auch wegen der Meeresfrüchte“.
Bei Fernreisen: Impfschutz gegen Hepatitis B
Impfschutz gegen Hepatitis B wird bei vielen Fernreisezielen empfohlen. Für Trekking-Touristen ist möglicherweise eine Tollwut-Impfung angesagt, Und wer in ein Gelbfiebergebiet reist, muss die entsprechende Impfung nachweisen. Dr. Ramme überweist in einem solchen Fall an einen Reisemediziner oder Impfarzt.
Doch auch, wer im Lande bleibt, sollte seinem Hausarzt den Impfpass zeigen. Ist der Impfschutz bei Kindern noch durch den Kinderarzt gewährleistet, so sieht Ramme in seiner Praxis bei Erwachsenen oft Impflücken: „Geschätzt ist jeder dritte Impfausweis lückenhaft.“ Gerade bei jungen Leuten: „Menschen zwischen 20 und 30 gehen selten zum Arzt, vor allem die jungen Männer.“ Oft fällt dann erst im Vorsorgealter, beim ärztlichen Check-up ab 35, auf, dass der Impfschutz bei den Regelimpfungen nicht vollständig ist, sagt Hausarzt Peter Ramme. Tetanus, Diphtherie, Keuchhusten, Kinderlähmung: Alle zehn Jahre sollte die Impfung aufgefrischt werden. „Das ist eine einmalige Impfung mit einem Kombipräparat“, so Ramme.
Im Zweifel auf Antikörper untersuchen lassen
Stichwort Masern: Wer nicht sicher ist, ob er geimpft ist, kann im Zweifel sein Blut auf Antikörper untersuchen lassen. Dann wird einmal nachgeimpft. „Wer als Kind die Masern hatte, ist aber in der Regel geschützt“, sagt Dr. Ramme, der betont, dass es kein „Überimpfen“ gibt: „Der Körper kann mit einer wiederholten Impfung umgehen. Das Immunsystem wird nicht gestresst.“ Das gilt auch im Falle unvollständiger oder verlorener Impfpässe: „Eine nicht dokumentierte Impfung gilt als nicht geimpft.“ Patienten ohne Impfausweis sind übrigens gar nicht so selten: „Die größte Chance, seinen Impfpass zu verlieren, ist wohl ein Umzug“, weiß Ramme aus seiner Praxis.
Die Grippeschutzimpfung ist ja erst wieder ab dem Herbst ein Thema. Doch Dr. Ramme ist es wichtig, schon jetzt darauf hinzuweisen, dass man von der Grippeimpfung keine Grippe bekommen kann, weil der Impfstoff abgetötete Virenbestandteile enthalte. Es gebe jedoch Patienten, die das Pech hätten, bereits vor der Grippe-Schutzimpfung einen (unbemerkten) Infekt im Körper zu haben: „Dieser Infekt kann dann durch die Doppelbelastung des Immunsystems unter Umständen heftiger ausbrechen“, sagt Dr. Peter Ramme.