Essen. Zecken können beim Blutsaugen Krankheitserreger übertragen. Warum es immer wichtig ist, sich zu schützen und welche Schutzsprays wirksam sind.

Die Gefahr lauert im hohen Gras, Unterholz und Gebüsch: Sobald die Temperaturen steigen, wartet die Zecke auf einen Wirt. Das bluthungrige Spinnentier krallt sich auf nackter Haut oder Kleidung fest und sucht nach einer geeigneten Stelle, um zuzustechen. „Hat eine Zecke zugestochen, sollte man Ruhe bewahren, die Zecke entfernen  und die Stelle desinfizieren“, sagt Dr. Jan-Ulrich Schlump, leitender Oberarzt der Kinderklinik im Evangelischen Krankenhaus in Oberhausen.

Auch interessant

Nicht nur Kinder sind bevorzugte Opfer der Zecke, auch Forstarbeiter oder Gärtner sind beruflich gefährdet. Die Blutsauger können Krankheiten wie die Hirnhautentzündung FSME (Frühsommer-Meningoenzephalitis) oder Lyme-Borreliose übertragen. Auch wenn besonders Süddeutschland als Hochrisikogebiet für Krankheitsübertragung gilt, lauern Zecken in NRW an vielen Stellen.

Zecke nur hinter dem Kopf packen und nicht quetschen

Man spricht hier tatsächlich von einem Stich und keinem Biss, denn der kleine Parasit stürzt sich mit seinem Stech- und Saugapparat auf sein Opfer. Dafür sucht sich die Zecke vornehmlich warme, feuchte und dunkle Körperstellen aus. Hautregionen wie Kniekehle, Leistenbereich oder Kopfhaut sind beliebt. An Ellenbogen oder Füßen finden sich dagegen weniger Stiche, weil die Haut dort dicker ist.

Mit einer speziellen Pinzette oder einer Zeckenkarte aus Plastik, sollte der Parasit entfernt werden. Die Zeckenkarten gibt es günstig in jeder Apotheke und sie passt in jedes Portemonnaie. Dabei rät Schlump zur Vorsicht: „Die Zecke sollte nur am Kopfansatz gefasst werden, um sie vorsichtig abzulösen.“ Wird dabei der Körper des Tieres gequetscht, drücke man sie aus - womöglich mit allen Viren und Bakterien.

Keine Sorge muss man allerdings haben, wenn der Kopf nicht ganz herausgezogen werden kann, denn „der Stechapparat ist nur ein Fremdkörper“, sagt der Oberarzt. Ähnlich wie mit einem Wespenstachel baut der Organismus das von alleine ab. Die Zecke sollte nach dem Entfernen aber keinesfalls platt gedrückt oder in der Toilette hinuntergespült werden. Da das lästige Tier schwimmen kann, ist es besser die Zecke etwa zu verbrennen.

FSME-Impfung ist in Risikogebieten absolut sinnvoll

Die Einstichstelle muss danach ganz genau beobachtet werden, denn bis zu 28 Tage lang besteht ein Infektionsrisiko. „Eine prophylaktische Antibiotika-Gabe gibt es aber nicht“, erklärt Schlump das Vorgehen. Bei Borreliose sei das Gute, dass „die Infektionsrate gering ist, weil die Zecken relativ lange saugen müssen“, sagt Schlump. Um Krankheiten zu übertragen, müssten etwa zwölf Stunden vergehen. Wird eine Zecke also schnell gefunden und entfernt, ist die Wahrscheinlichkeit zu erkranken gering - zumal nicht jede Zecke infiziert ist.

Auch interessant

Grund zur Sorge bestehe, wenn sich ein roter Kreis auf der Haut entzündet, die sogenannte Wanderröte, erklärt der Arzt die beginnende Borreliose. Auch bei neurologischen Symptomen wie Gesichtslähmungen, sollte der Betroffene unbedingt Antibiotika verschrieben bekommen. Die FSME kündigt sich dagegen mit grippeähnlichen Symptomen an, wie Fieber und Gliederschmerzen. Eine Therapie gibt es dafür nicht, nur die Symptome können gelindert werden. Deshalb ist eine Impfung gerade in Risikogebieten für Erwachsene und Kinder sinnvoll, auch wenn der nächste Sommerurlaub in einem solchen Gebiet geplant ist. In NRW dagegen empfiehlt Schlumpf keine Impfung.

Schutzsprays geben nur einen temporären Schutz

Einen wirksamen Impfschutz gegen Borreliose gibt es nicht, schützen können sich Spaziergänger mit Zecken-Schutzsprays. Die Stiftung Warentest hat vier verschiedene Zecken-Schutzsprays getestet sowie zehn Kombinationsprodukte, die auch Mücken abwehren sollen. Als besonders wirksam gegen Zecken wurden dabei die Mittel  „Zecken Stopp“ von Anti Brumm und „S-quitofree“ von dm befunden. Eine schlechte Wirkung bescheinigten die Tester hingegen dem Präparat „Zecken Abwehr“ von Braeco, das nicht über ein „mangelhaft“ hinauskam.

Hund und Katze vor Zecken schützen

Auch der Hund oder die freilaufende Katze sollten vor den Stichen der gefährlichen Blutsauger geschützt werden:Schutz bietet etwa ein Anti-Zecken-HalsbandPräparate, die in den Nacken des Tieres geträufelt werden, wehren Zecken abHat sich dennoch eine Zecke an der Tierhaut festgesaugt, sollte der Parasit genau wie beim Menschen schnellstmöglich entfernt werden.

Auf einen absoluten Schutz sollte auch bei den „sehr gut“ getesteten Abwehrmitteln nicht vertraut werden, warnt das Robert-Koch-Institut. Und auch eine Dusche ersetzt keinesfalls das gründliche Absuchen von Mensch und Tier nach jedem Spaziergang.