CDU, Bürgerlicher Aufbruch und FDP lehnen es ab, über eine Straßenbahn nach Saarn auch nur nachzudenken. Eine Mehrheit aber haben sie nicht.
Allein der Umstand, dass die Stadtverwaltung auf politischen Auftrag hin den Bau einer Straßenbahn-Trasse zur Saarner Kuppe prüfen lässt, schafft in der Ratspolitik tiefe Gräben.
Gutachter Stephan Krug von der Ingenieurgruppe IVV Aachen/Berlin stellte nun im Mobilitätsausschuss die Ergebnisse seiner ersten Untersuchungen vor, nach denen eine Straßenbahn nach Saarn baulich und technisch möglich, zudem als Fortsetzung der Linie 102 von Broich aus „auf jeden Fall“ zu empfehlen sei, um die Linie 102 bei Kappung am Heuweg nicht sukzessive absterben zu lassen, wie es bei Kappungen andernorts regelmäßig zu beobachten sei.
In Anlehnung an Krug schlägt die Stadtverwaltung aktuell vor, zwei mögliche Streckenführungen eingehender zu untersuchen: ausgehend von einer Trasse über die Saarner Straße einmal über Straßburger Allee und Kölner Straße (B 1) hinauf zur Kuppe, ein anderes Mal über Straßburger Allee und Lehnerstraße den Berg hinauf. Da die SPD frühzeitig Beratungsbedarf anmeldete, fällt eine Entscheidung über ein weitergehendes Gutachten am 13. Juli im Stadtrat.
Die Straßenbahn-Frage treibt einen Keil quer durch den Rat. Während SPD, Grüne, MBI und Linke die Prüfung angestoßen haben oder zumindest gutheißen, üben CDU, FDP und Bürgerlicher Aufbruch Kritik. „Die zentrale Frage ist: Gibt es überhaupt einen Bedarf für eine Straßenbahn?“, fragte Siegfried Rauhut (CDU). Wenn frühere Gutachter-Aussagen stimmten, sei bei Umstellung auf Tram-Verkehr lediglich mit einem zusätzlichen Fahrgast je Straßenbahn zu rechnen. Rauhut bezweifelt, dass ein Fahrgastzuwachs dafür sorgen könnte, dass sich die Umstellung von Bus auf Bahn rechnen ließe.
„Wie sollen wir das eigentlich stemmen“, fragte CDU-Fraktions- und MVG-Aufsichtsratschef Wolfgang Michels angesichts der nötigen Investitionen von geschätzt gut 30 Millionen Euro. „Völliger Irrsinn“, sagte FDP-Fraktionschef Peter Beitz. „Da können wir Nutzern ein Taxi bestellen, da sind wir immer noch günstiger.“ Ramona Baßfeld (BAMH) schüttelte fortwährend den Kopf: „Wir werden dem niemals zustimmen.“
Fragen nach den Kosten für das vorliegende und das möglicherweise folgende Gutachten mochte Verkehrsdezernent Peter Vermeulen öffentlich nicht beantworten. Daniel Mühlenfeld (SPD) und Axel Hercher (Grüne) verteidigten die Prüfung, die nun mit einer Kosten-Nutzen-Analyse fortgesetzt werden könnte. Hercher stellte klar, dass Gutachter die Route nach Saarn schon 2013 als „straßenbahnwürdig“ deklariert hatten.