Mülheim. . Die CDU-Ratsfraktion legt sich fest, welchen Gutachter-Empfehlungen sie folgen will. Sie ist aber gegen einen groß angelegten Rückbau des Schienenverkehrs.
- CDU hält Straßenbahn-Pläne technisch und finanziell für nicht realisierbar.
- Busse sollen künftiger mehr Zubringerfunktionen zur Bahn erfüllen.
- Kahlenberg-Ast der 104 und Uhlenhorst-Zweig sollen stillgelegt werden.
Im Gegensatz zur SPD spricht sich Mülheims CDU von vornherein gegen Überlegungen aus, künftig eine Straßenbahn nach Saarn rollen zu lassen. Die zweitgrößte Ratsfraktion hat sich positioniert, welche der Gutachterempfehlungen zur Zukunft des Mülheimer Nahverkehrs sie unterstützen will.
Wie der Bürgerliche Aufbruch (BAMH) dieser Tage lehnt auch die CDU eine Straßenbahn-Planung für Saarn ab. Es bestünden erhebliche Zweifel an der technischen Machbarkeit, heißt es in einem Positionspapier, das die Union am Freitag öffentlich gemacht hat. In diesem Zusammenhang verweist sie auf problematische Steigungen auf der Fahrstrecke, auf räumliche Engpässe und das große Fragezeichen, wie eine Bahnlinie ab Alte Straße weiter gen Saarn geführt werden könnte. Im Vergleich der Fahrzeit mit den Buslinien über die Düsseldorfer Straße, so die CDU-Fraktion, sei kein Vorteil zu erwarten. „Wir schaufeln kein Millionengrab Straßenbahn nach Saarn“, so Fraktionschef Wolfgang Michels.
Straßenbahn-Netz ausdünnen
Gleichwohl erklären die CDU-Ratsmitglieder, dass die Schiene Zukunft haben soll in Mülheim. Das Netz sei jedoch auszudünnen. Eine verkürzte Linie 102 verlange, dass ein Endhaltpunkt am Broicher Friedhof als neuer Verknüpfungspunkt von Bus und Bahn kurzfristig ausgebaut werde. Ebenso zügig sei das Busangebot so zu verbessern, dass Busse mehr eine Zubringerfunktion für die Bahnen erfüllen und es weniger Parallelverkehre gibt. Auch will die CDU angepackt sehen, den Straßenbahn-Verkehr über den Kahlenberg einzustellen (Linie 104).
Keine Option ist für die Unionsfraktion der Rückbau des kompletten Schienennetzes und ein Ersatz durch Busse. „Das ÖPNV-Gutachten“, heißt es dazu, „belegt eindrucksvoll, dass Änderungen im Schienennetz sehr kostenträchtig sein können, da praktisch die komplette Infrastruktur vom Land gefördert wurde und die Bindungsfrist dieser Förderung 25 Jahre beträgt.“ Mehr als 170 Millionen Euro an Rückzahlungen für den kompletten Rückbau der Straßenbahn-Infrastruktur seien „in finanzieller Hinsicht katastrophal“. Auch die Aufgabe der Tunnel (U18 und Innenstadt) wird abgelehnt. Die Tunnel, so die CDU, seien zwar „sehr teuer“ in der Unterhaltung, doch sei es ebenso ein finanzielles Abenteuer, die Strecken zurück an die Oberfläche zu holen. „Zudem müsste der zusätzliche Verkehr von den heute schon überfüllten Straßen aufgenommen werden.“
Land und Bezirksregierung zum Handeln aufgefordert
Harsche Kritik bringt die CDU-Fraktion gegenüber der Bezirksregierung und dem Land vor. Beide hätten in den vergangenen Jahrzehnten verantwortet, dass im Ruhrgebiet „ein verhängnisvolles Nebeneinander an unterschiedlichen, kostspieligen Schienensystemen“ entstanden sei. Dr. Henner Tilgner, für die CDU Vorsitzender im Mobilitätsausschuss, fordert das Land auf, „die Initiative für eine infrastrukturelle und organisatorische Neuordnung“ des Schienen- und des gesamten öffentlichen Nahverkehrs zu starten.