Mülheim. . Die Auslastungsquote in Mülheims Flüchtlingsunterkünften liegt nur bei 58 Prozent. Die entspannte Lage nutzt die Verwaltung zum Nachjustieren.
- Die Lage bei der Flüchtlingsunterbringung in Mülheim ist deutlich entspannt
- Nur noch 58 Prozent der 3050 Unterbringungsplätze sind aktuell belegt
- Die Stadt ist erfolgreich bei der Wohnungsvermittlung und baut die Flüchtlingsdörfer um
Die Stadt hat keinen Druck mehr in der Unterbringung von Flüchtlingen. Laut aktuellem Bericht des Sozialamtes sind nur noch 58 Prozent der zur Verfügung stehenden 3050 Plätze belegt.
Zum 31. Mai waren gerade einmal noch 1758 Asylbewerber und Flüchtlinge in kommunaler Unterbringung, knapp 14 Monate zuvor, zum lokalen Höhepunkt der Flüchtlingswelle, waren es noch fast 800 Menschen mehr. Weniger Flüchtlinge sind Mülheim zugewiesen worden (bis Anfang August kommen per Regelzuweisung rund 30 Personen pro Woche), auch ist in beeindruckender Manier gelungen, 620 Menschen zu ermöglichen, eine eigene Wohnung anzumieten.
Flüchtlinge leben wieder vermehrt in eigenen Wohnungen
Thomas Konietzka als stellvertretenden Leiter des Sozialamtes hat dieses Ausmaß überrascht, aber gleichsam erfreut, kommt die Stadt damit ihrem Ziel der dezentralen Unterbringung wieder näher. Der Anteil der Asylbewerber und Flüchtlinge, die in eigenen Wohnungen leben, ist wieder auf 78 Prozent angestiegen, im März 2016 war die Quote zwischenzeitlich auf 55 Prozent abgesunken. „Ich bin sehr zufrieden damit“, sagt Konietzka und lobt das Engagement Vieler für diese Sache. Ob es Ehrenamtliche oder eine Mitarbeiterin der Pia seien, die Wohnungsanzeigen abtelefoniert hätten – auch den Wohnungsgesellschaften, privaten Vermietern und der Zentralen Wohnungsfachstelle sei für deren „Kärrnerarbeit, die tatsächlich auch wirkt“, zu danken.
Auf diese Weise, auch wegen des deutlich geringeren Zuzugs, konnte die Stadt bekanntlich schon vier Gemeinschaftsunterkünfte auflösen, zuletzt die am Wenderfeld in Dümpten. Noch in diesem Jahr soll ein weiterer Qualitätssprung in der Unterbringung gelingen: So werden ab Juli die zwei Flüchtlingsdörfer an der Mintarder (Saarn) und an der Holzstraße (Broich) zu Gemeinschaftsunterkünften umgebaut, mit Zimmern, zentralen Sanitär- und Kücheneinrichtungen, so dass eine Eigenversorgung der dort untergebrachten Menschen und mehr Privatsphäre möglich wird. Für den Umbau hilft es, dass die Flüchtlingsdörfer derzeit weit unter Kapazität belegt sind.
Wohnungsvermittlung wird Aufgabe für Jahre bleiben
Eine Mammutaufgabe bleibt, Wohnungen für jene zu finden, die entweder aufgrund ihres Flüchtlingsstatus’ oder der Genehmigung gemäß Asylbewerberleistungsgesetz Anspruch auf eine eigene Wohnung haben. Durch die hohe Frequenz der Anerkennungsbescheide aus dem Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) ist die Zahl der Anspruchsberechtigten, die noch nicht mit einer eigenen Wohnung versorgt werden konnten, von Januar bis Mai von 250 auf 680 Personen angestiegen.
Ein Hemmnis für eine erfolgreiche Suche auf dem Wohnungsmarkt ist laut Konietzka, dass rund die Hälfte der BAMF-Entscheidungen den Betroffenen lediglich den subsidiären Schutz in Deutschland zubilligt, was mit einer Aufenthaltsgenehmigung von zunächst nur einem Jahr einhergeht. „Damit kann man bei Vermietern kaum punkten“, so Konietzka. So werde die Wohnungssuche nicht einfach werden. „Es bleibt ein Thema, das uns vermutlich noch Jahre beschäftigen wird.“
Bei den rund 30 Zuweisungen pro Woche, so Konietzka, sei übrigens nicht mehr zu erkennen, dass ein Übergewicht der Menschen aus Syrien, dem Irak oder Afghanistan kommt. Der Zuzug sei „breiter gefächert“ – von Asien über Afrika bis hin in ehemalige Sowjetrepubliken wie Armenien.