Im Flüchtlingsdorf erproben die Ämter ressortübergreifend, wie Einwanderung gelingt. Integrationsminister Rainer Schmeltzer kam zum Ortstermin.

  • Seit einem Monat hat die Kommunale Erstaufnahme im Saarner Flüchtlingsdorf ihre Arbeit aufgenommen
  • Das Land unterstützt die Einrichtung in dem Förderprogramm „Einwanderung gestalten“ mit 296 000 Euro
  • Im „kleinen Rathaus“ sitzt ein Dutzend Mitarbeiter, die Hand in Hand an einem gemeinsamen Ziel arbeiten

Die kommunale Erstaufnahmeeinrichtung an der Mintarder Straße arbeitet bereits seit gut einem Monat. Im „kleinen Rathaus“ des Flüchtlingsdorfes arbeitet ein Dutzend Mitarbeiter aus unterschiedlichen Bereichen von Ausländeramt über den Sozialdienst für ausländische Flüchtlinge bis zur Arbeitsagentur Hand in Hand und knüpft mit weiteren Partnern wie dem Centrum für bürgerschaftliches Engagement oder dem kommunalen Integrationszentrum ein dichtes Netzwerk, das optimale Rahmenbedingungen für eine gelingende Integration schaffen soll. Landes-Integrationsminister Rainer Schmeltzer, der dieses Erprobungsmodell im Rahmen des Förderprogramms „Einwanderung gestalten“ in den nächsten zwei Jahren mit 296 000 Euro fördert (der kommunaler Eigenanteil liegt bei zehn Prozent), verschaffte sich gestern vor Ort selbst einen Eindruck.

Der hörbar gesundheitlich angeschlagene Minister zeigte sich interessiert, nahm sich Zeit und sprach mit den städtischen Beschäftigten und dem Betreuer-Team des DRK sowie einigen Flüchtlingen.

„Ein Vielzahl von Akteuren auf einem Gebiet bedeutet noch nicht automatisch ein effektives Handeln“, stellt Sozialdezernent Ulrich Ernst fest und kündigte an, dass hier kein Aktivismus verfolgt werde, sondern nachhaltig wirksame Strukturen geschaffen werden. Das ist umso wichtiger, da davon auszugehen ist, wie Sozialamtsleiter Klaus Konietzka betont, dass 70 Prozent der Menschen dauerhaft bleiben. Eine Schlüsselfunktion in dem Prozess hat die Koordinierung und Vernetzung der ressortübergreifend arbeitenden Beteiligten. Die Fördermittel dienen daher neben einer wissenschaftlichen Begleitung, die Erkenntnisse für andere Kommunen formuliert, vor allem dieser Koordinierung. Das ist die Aufgabe von Birgit Mohr, die den Prozess mit einer Automontage vergleicht. Auch dort wird ein klares Ziel gesetzt, das dann in einem Produktionsnetzwerk umgesetzt wird, damit der Wagen fertig vom Band rollen kann. Im Flüchtlingsdorf handelt es sich um Dienstleistungsketten. Dieser 360-Grad-Rundumblick müsse aber auch die Interessen der Flüchtlinge selbst berücksichtigen, was zwar wie eine Selbstverständlichkeit klingt, es im Alltag aber längst nicht überall sei.

Das beginnt schon bei der Registrierung durch das DRK, die zur ersten Orientierung die neuen Bewohner nach Schulabschlüssen, Sprachkenntnissen und Berufserfahrungen befragen. „Da kann man schon sehen, wie man sie im Dorf einsetzen kann“, meint Frank Langer vom DRK auf den Einwand des Ministers, dass die Anerkennung solcher Angaben oft schwierig sei.

Das wird dann von den Mitarbeitern im „kleinen Rathaus“ näher geprüft. Die Vermittlung in Sprachkurse ist ganz wichtig. Die Wartezeiten hätten sich deutlich verkürzt, bis zu zwei Monate, manchmal nur Tage, müssten die Flüchtlinge warten. „Das ist mir immer noch zu langsam“, bemängelt Schmeltzer. Da schaltete sich Ernst ein und verwies auf die wichtige Rolle der Ehrenamtlichen, die sich stark beim Spracherwerb engagieren. „Die machen da kein Trallala“, betonte er. „Wir versuchen auch, den Unterricht der Ehrenamtlichen nach einheitlichen Kriterien zu standardisieren.“.

Das einzig leere Büro ist noch das der Arbeitsagentur. Hier muss noch ein Anschluss gelegt werden, damit die Mitarbeiter auch auf die Daten ihrer Agentur zurückgreifen können. Ernst betonte noch einmal, dass es um mehr gehe als um die Integration in Arbeit. Es gehe um gesellschaftliche Teilhabe.