Mülheim. . Messungen zeigen: Der Schadstoff-Anteil in der Luft an der Kölner Straße hat sich verringert. Das Umweltamt folgert: Tempo 30 hat gegriffen.
- Die Ergebnisse der Schadstoffmessungen an der Kölner Straße liegen vor
- Die Luft in Selbeck ist reiner geworden, in NRW dagegen schadstoffreicher
- Amt für Umweltschutz führt das auf die Tempo 30-Regelung zurück
Die Tempo 30-Regelung auf der Kölner Straße passt nicht jedem Autofahrer oder Anwohner. Aus Sicht der Stadtverwaltung aber sollte sie unbedingt beibehalten werden. Denn: Die Luftqualität vor Ort hat sich erkennbar verbessert. „Die Entwicklung geht weit über unsere Erwartungen hinaus“, erklärten Gabriele Wegner und Michael Stallmann vom Amt für Umweltschutz in der Bezirksvertretung 3. Dort, sowie in den Ausschüssen für Wirtschaft/Stadtentwicklung/Mobilität und Umwelt wurden die Ergebnisse von entsprechenden Messungen und Analysen jetzt vorgestellt.
Eingeführt hatte man die Geschwindigkeitsreduzierung vor rund 15 Monaten, weil in Selbeck an der B1 zu viele Stickstoffdioxide (NO2) „in der Luft“ lagen. Die Luftreinhaltemaßnahme scheint tatsächlich erfolgreich zu sein. „Der Jahresmittelwert für Stickstoffdioxid ist deutlich, und zwar um etwa drei Mikrogramm pro Kubikmeter, zurückgegangen“, berichtet Stallmann. Die Messstelle gehöre damit zu den wenigen verkehrsnahen Messstationen in NRW, die im letzten Jahr überhaupt einen Rückgang verzeichneten.
Schadstoffbelastung 2in NRW nicht gesunken
Insgesamt ist die Schadstoffbelastung der Luft mit NO2 in Nordrhein-Westfalen laut Studie des Landesamtes für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (LANUV) nämlich keineswegs geschrumpft. „Im Vergleich zum Vorjahr ist in 2016 an den städtischen und vorstädtischen Hintergrundmessstellen (sie stehen abseits der Straße, zum Beispiel in Styrum), aber auch den verkehrsnahen Messstellen keine weitere Abnahme der Immissionsbelastung erkennbar“, heißt es seitens des LANUV. Wie schon in den zurückliegenden Jahren sei eine Stagnation oder sogar ein geringer Anstieg der Belastung zu verzeichnen.
Für die Kölner Straße gilt laut Stadtverwaltung: Mit einem Jahresmittel von 37 µg/m³ für 2016 wird der geltende Grenzwert von 40 µg/m³ deutlich eingehalten. Und das, obwohl die Verkehrsmenge vor Ort ungefähr gleich geblieben ist – wie man nach Auswertung der Ruhrpilot-Verkehrszählstellen verzeichnete. Nur in den Monaten Februar, November und Dezember sei der Grenzwert im Monatsmittel überschritten worden (circa 44 µg/m³). Ganz anders sieht die Situation an der Messstelle an der Aktienstraße aus: Dort ist die Schadstoffbelastung der Luft verglichen mit den Werten von 2015 angestiegen – der NO2-Wert kletterte von 42 auf 45 µg/m³ und liegt daher recht weit über dem Grenzwert. „Das ist ein schwierigerer Fall, da ist die Bezirksregierung dran und überlegt, was man dort machen kann“, sagt Dr. Jürgen Zentgraf, der Leiter des Umweltamtes.
Erneut über Tempobeschränkung diskutiert
Für die Kölner Straße zieht das Amt für Umweltschutz mit Blick auf den landesweiten Trend folgenden Schluss: „Hätte es das Tempolimit in Selbeck nicht gegeben, wäre der Grenzwert in 2016 erneut überschritten worden.“
Die Bezirksvertreter der BV 3 dankten der Verwaltung für Studie und Bericht, im Ausschuss für Wirtschaft und Mobilität wurde erneut über die Tempobeschränkung diskutiert, der Sinn von Tempo 30 angezweifelt. „Normalerweise gibt es bei gleichmäßig fließendem Verkehr und Tempo 50 einen geringeren Schadstoffausstoß, weil in einem höheren Gang gefahren wird“ erläutert Jürgen Zentgraf. Ein Gutachter habe vor zwei Jahren aber festgestellt, dass an der Kölner Straße in Selbeck besondere Verhältnisse herrschen, etwa viel gestoppt und angefahren wird. „Es hieß, Tempo 30 könnte hier vorteilhafter sein. Daraufhin haben wir die Tempobeschränkung ja eingeführt“, so Zentgraf. Die Messergebnisse aus dem letzten Jahr bestätigten diese Voraussage. Tempo 30 bleibe daher erstmal bestehen.
>>> IDEE: SCHILDER ZUM ABSTELLEN DER MOTOREN
Tempo 30-Zone und Schadstoffausstoß waren ein Thema im Umweltausschuss am Dienstag.
Das beratende Mitglied Ferit Sentürk machte den Vorschlag, an Ampeln von Hauptstraßen Schilder/Plakate aufzuhängen, die beim Halten zum Abschalten des Motors auffordern. „Abschalten ist gut für die Umwelt und man spart Geld“, sagte Sentürk.
Bei den Umweltpolitikern stieß die Idee durchaus auf Interesse und wurde diskutiert, denn nicht jeder Wagen verfügt ja über eine Start-Stopp-Automatik.
Umweltamtsleiter Dr. Jürgen Zentgraf sagte zu, mit den Kollegen der Mülheimer Straßenbehörde über den rechtlichen Rahmen bezüglich einer Aufstellung solcher Schilder zu sprechen.