Mülheim. . Anwohner der Kölner Straße sehen viele Vorteile. Kritik an nächtlichen Rasern

Der Tempo 30-Zone auf der Kölner Straße stellten die Selbecker beim WAZ-Lesercafé ein gutes erstes Zeugnis aus. Für Unmut sorgen allerdings nächtliche Raser. „Alles ist viel ruhiger. Ich komme nun ohne Probleme von meiner Ausfahrt auf die Straße“, äußert sich Anwohner Hans Gwildies positiv über die am 23. Februar vorgenommene Änderung, die aufgrund des EU-Luftqualitätsgrenzwertes von Stickstoffdioxid nötig geworden war. Dieser wurde an der Kölner Straße häufig überschritten. Die Stadt hatte keine Wahl und musste reagieren.

Die Bürger begrüßen den Schritt mittlerweile: „Es fahren weniger Lkws über die Strecke“, hat der Vorsitzende des Selbecker Bürgervereins Rolf Gentges festgestellt. „Wenn die Luft besser wird, der Lärmpegel sinkt und die Straße sicherer wird, wurden doch drei Fliegen mit einer Klappe geschlagen“, sagt Wolf Deichsel, der die Selbecker Interessen über 15 Jahre lang in der Bezirksvertretung 3 vertreten hat und hofft, dass die Maßnahme der Tempobegrenzung für eine Luftverbesserung reicht. „Ist das nicht der Fall, müssen weitere Schritte folgen“, so Deichsel weiter. Die Ausdehnung des ein Kilometer langen Bereiches zu einer grünen Umweltzone wäre dann wohl nicht mehr zu umgehen.

Was die Tempo 30-Zone für die Qualität der Luft bedeutet, wird sich erst im Frühjahr 2017 zeigen. „Dann haben wir den neuen Jahresmittelwert. Monatliche Zwischenstände abzugeben, wäre davor nicht seriös“, sagt Dr. Jürgen Zentgraf, Leiter des Umweltamtes.

Gerast wird in der Nacht

Nach Beobachtungen der Anwohner hält sich der Großteil der Autofahrer an die Tempobeschränkung – zumindest tagsüber. In den Abend und Nachtstunden ist das offenbar anders. „Ich komme montags immer erst gegen 22 Uhr nach Hause. Wenn ich zu dieser Zeit auf der Kölner Straße nur 30 fahre, werde ich angeblinkt und angehupt. Am Ende fegen die Autos mit 70 Sachen an mir vorbei“, berichtet Dieter Gatz. Er wünscht sich, dass die Polizei auch einmal nachts zu Kontrollen ausrückt. „Grundsätzlich kontrollieren wir auch nachts, allerdings weniger als am Tage. Die Einsatzschwerpunkte sind da einfach andere“, erläutert Polizeisprecher Peter Elke. Gelasert würde zu später Stunde nur an Unfallschwerpunkte und als solcher ist die B 1 in Selbeck nicht bekannt.

Ansonsten wurde mit Tempomessungen in der neu geschaffenen 30er Zone nicht lange gefackelt. Bereits in der Woche nach der Einführung wurde geblitzt. „Das war nicht sehr bürgerfreundlich“, findet Alexander von Wrese. Nicht die Polizei, sondern das Ordnungsamt hatte in der Frühphase kontrolliert. „Es war der Wunsch der Bürgerschaft, dort Tempo 30 einzuführen. An uns liegt es dann, zu kontrollieren, dass das auch durchgesetzt wird“, erklärt Stadtsprecher Volker Wiebels.