Mülheim. Wildvogel-Pflegestation ist aktuell das Zuhause des Eisvogels, der sich im Angelhaken verfangen hatte. Das Weibchen versorgt die Brut nun allein.

  • In der Wildvogel-Pflegestation der Familie Dietz in Duisburg wird der Kleine aufgepäppelt
  • Etwa 6500 verletzten oder anders hilfebedürftigen Vögel wurde dort schon geholfen
  • Wahrscheinlich versucht das Weibchen des Eisvogels unterdessen, den gemeinsamen Nachwuchs durchzubringen

Schwer verletzt hat die Feuerwehr Mülheim vor rund einer Woche einen Eisvogel in den Saarner Ruhrauen aus misslicher Lage befreit (wir berichteten). Das Tier hatte sich in einer Angelschnur verfangen. Seit einigen Tagen lebt der Piepmatz in der Wildvogel-Pflegestation der Familie Dietz in Duisburg. Von dort hieß es am Freitag: „Eisi geht es gut.“

Der Vogel fresse ordentlich – kleine Fische namens Stint –, mache sich auch ansonsten prächtig, berichtete Karl-Heinz Dietz, der sich mit seiner Frau seit 15 Jahren um Vögel aller Art kümmert, die verletzt sind oder hilfebedürftig, weil sie zu früh aus dem Nest gefallen sind. „Etwa 6500 Vögel sind durch unsere Hände gegangen“, so der 74-Jährige, der früher Polizist war und die Natur schon immer sehr mochte. Im Laufe der Jahre habe er viel gelernt über die Vogelwelt, über Futter, über Krankheiten. „Rund 80 Prozent“ der gefiederten Schützlinge hätten er und seine Frau aufgepäppelt; auch fünf, sechs Eisvögel gehörten dazu.

Nackenwunde und schwere Verletzungen am Flügel

Eisi hat eine Nackenwunde, zudem sind Muskeln und Federn eines Flügels schwer beschädigt. Da er flugunfähig ist, muss er bis zur Mauser in Duisburg bleiben. „Er muss erst neue Federn schieben“, so Dietz, das könne Monate dauern. Aktuell ist eine größere Plastikwanne mit Maschendrahtgitter sein Zuhause.

Es sei übrigens wahrscheinlich, dass in der Ruhraue ein Eisvogel-Weibchen damit zu kämpfen hat, den gemeinsamen Nachwuchs durchzubringen. Da Eisi ein ausgewachsenes Männchen ist, sei ziemlich klar, dass er zu einem Nest in der Aue gehört. „Wenn die Menschen sein Weibchen in Ruhe lassen, hat es eine Chance, die Kleinen durchzubringen.“

Die Mülheimer Feuerwehr hatte das verzweifelte Tierchen ganz behutsam gerettet.
Die Mülheimer Feuerwehr hatte das verzweifelte Tierchen ganz behutsam gerettet. © Reiner Worm

„Unachtsames Verhalten eines Anglers ist schuld“

Laut Landschaftswächterin Karin Piek hat sich an der Ruhr „eine dramatische Szene“ abgespielt. „Unachtsames Verhalten eines Anglers“ im Flora-Fauna-Habitat-Gebiet, also in einem besonders geschützten, abgezäunten Bereich, sei ursächlich. „Es ist absolut verboten, dort zu angeln.“ Das interessiere manchen aber reichlich wenig, das illegale Treiben gehe einfach weiter, klagt Piek.

Zum Gespräch am Freitag brachte sie eine Bekannte mit, die gleich vom nächsten traurigen Fall zu berichten wusste. Hobbyfotografin Birgit Schwartz hatte am Donnerstag beobachtet, wie ein Schwan am Thyssenteich einen in Brot verborgenen Angelhaken verschluckt hatte. Die Feuerwehr wollte erneut helfen, doch der Schwan flog davon.