Ehrenamtliche sind schon bei Sonnenaufgang im Einsatz. Sogar ein Eisvogel wird gesichtet.

  • Die Wasservögel an der Ruhr in Mülheim hat der Naturschutzbund gezählt
  • Die gute Nachricht: Die Bestände sind nur leicht zurückgegangen
  • Ehrenamtliche Helfer waren schon bei Sonnenaufgang im Einsatz

Die Wasservogelwelt in den Ruhrauen ist in einem guten Zustand, wenn auch die Bestände leicht rückläufig sind. Dies ist das vorläufige Ergebnis der internationalen Wasservogelzählung des Nabu. Erst in den nächsten Tagen werden alle Zahlen zusammengetragen. Von Oktober bis heute haben die ehrenamtlichen Nabu-Mitarbeiter den Vogelbestand in drei Mülheimer Abschnitten festgehalten. Monika und Wolfgang Kessler sind zwei der Zähler und am Sonntagmorgen schon um 8.30 Uhr mit Klemmbrett und Fernglas unterwegs: „Beim Zählen heißt es ‘Morgenstund hat Gold im Mund’“, meint Monika Kessler, die mit ihrem Mann seit 15 Jahren Nabu-Mitglied ist. Wer Vögel in Ruhe beobachten will, sollte bei Sonnenaufgang losziehen.

Vor ihren Nasen an der Brücke zwischen Kassenberg und Schleuseninsel lauert just ein junger Graureiher ohne Kopffeder auf ein zweites Frühstück. Das muss nicht Fisch sein, auch Mäuse oder kleine Ratten munden ihm. „Er hat ein größeres Nahrungsspektrum“, merkt die Nabu-Frau wissenschaftlich korrekt an, weshalb die Bezeichnung „Fischreiher“ in die Irre führe. Einen Eisvogel hat sie am Ruhrkristall erspäht und schwärmt: „Wie ein fliegender Diamant!“. Tatsächlich zeigt sich der gefiederte Edelstein wenig später auch an der Kassenbergbrücke, obwohl sein Brutplatz weiter oben in Richtung Mendener Brücke liegen soll.

Thomas Brüseke koordiniert die Zählung in den drei Teilgebieten. Er kennt die Nischen, wo sich Wasservögel aufhalten, denn falsche Zählungen können schnell zu falschen Schlüssen führen. Die geschickte Wasserralle ist so ein Fall: Oft bemerkt man sie nur indirekt durch Ringe im Wasser, die durch ihr Picken entstehen. Dann legt sich Brüseke auf die Lauer. Auch der richtige Zeitpunkt spielt eine Rolle, der Gänsesäger etwa fliegt ab Januar zu den Brutgebieten im Norden.

Grundsätzlich sei die Qualität der Ruhrauen gut: „Sie ist eine echte Schatzkammer für Vögel, die Besucherströme werden sinnvoll geführt, viele Arten sind hier zu finden.“ Allerdings verzeichnet er auch leichte Rückgänge bei manchen Vögelarten wie Teichralle und Tafelente. Diese heißt nicht von ungefähr so, denn sie wird gejagt, um sie zu servieren. „Das ist sehr schade, denn gerade die Männchen sind mit ihrem kupferfarbenen Kopf wirklich schöne Vögel.“