Mülheim. . Ein Hilferuf der Gustav-Heinemann-Schule war Thema im Bildungsausschuss. Bis zum Sommer gibt es keine neuen Zuweisungen von Flüchtlingskindern.
- Gustav-Heinemann-Schule ist „am Rande des Machbaren angelangt“, so die Schulpflegschaftsvorsitzende
- Im laufenden Schuljahr gibt es keine erneuten Zuweisungen von Flüchtlingskindern
- Wie es nach den Ferien weitergeht, ist laut Verwaltung noch unklar; Prognosen seien schwierig
Der Streit zwischen Vertretern der Gustav-Heinemann-Schule (GHS) sowie der Stadt um die weitere Aufnahme so genannter Seiteneinsteiger hat auch nach längerer Debatte im Bildungsausschuss kein versöhnliches Ende gefunden. Die Schule sei „am Rande des Machbaren angelangt“, hatte Schulpflegschaftsvorsitzende Daniela Kruse am Freitag in der Sitzung gesagt und eindringlich darum gebeten, dass die GHS keine Flüchtlingskinder mehr aufnehmen muss. Die einzige Zusage aber, die von offizieller Stelle kam, war diese: Im laufenden Schuljahr gibt es keine erneuten Zuweisungen, bis zu den Sommerferien ist Ruhe.
Wie es danach weitergeht, steht noch nicht fest, betonte Uwe Alex, Leiter des Amtes für Kinder, Jugend und Schule; man habe keine verlässliche Prognosen. Klar sei, dass es Aufgabe der Stadt ist und bleibe, für die Beschulung aller Flüchtlingskinder zu sorgen; „und wir müssen auch damit rechnen, dass unsere Gebäudekapazitäten mittel- und langfristig nicht ausreichen“, sprich weiterhin neue Kinder in die Stadt kommen und von den Schulen zu integrieren sind.
„Die Solidarität der Schulen war ein Aushängeschild“
„Das haben bis jetzt ja auch alle ausgehalten“, sagte Alex am Dienstag im Gespräch mit dieser Zeitung. „Die Solidarität der Mülheimer Schulen war ein Aushängeschild. Ohne deren Entgegenkommen hätten wir es nicht geschafft.“ Dass nun ausgerechnet die Gesamtschule, die doch eigentlich alle Schüler aufnehme, aus dieser Solidarität ausschere, sei bedauerlich.
Unterschiedlicher Auffassung sind Schule samt Pflegschaft sowie Stadt vor allem über die Zahl der Kinder, die von der GHS aufzunehmen sind: Beide Seiten sprechen von sechs Einsteigerklassen mit maximal je 18 Schülern. Die Schule vertritt die Meinung, das damit die Obergrenze erreicht ist – für die Stadt hingegen ist klar, dass rund 40 vorab aufgenommene Seiteneinsteiger hinzugerechnet werden müssen. Und nach den Ferien womöglich weitere Schüler dazukommen, die für zwei Jahre zur Erstförderung an anderen Schulen untergebracht waren. „Letztlich aber ist alles noch vage“, so Alex. Genauer stelle sich die Lage vermutlich erst Anfang Juni dar, nach der nächsten Sitzung der Regionalkonferenz.
„Das Gros der Kinder ist unauffällig“
Kruse ist derweil „ziemlich konsterniert“, dass Verwaltung und Politik ihren Vortrag lediglich zur Kenntnis genommen haben, es keine weiteren Zusagen gab. „Wir werden am Ball bleiben“, sagte sie am Dienstag. Betonen wolle sie, „dass das Gros der Kinder unauffällig ist“, man oft erstaunt sei, „was sie schon alles gelernt haben, wie motiviert sie sind“.
Doch zehn Jungen von den aktuell 110 Seiteneinsteiger an der GHS stellten ein massives Problem dar: Es gebe „immer wieder Gewalt, Prügeleien, Beleidigungen von Mädchen“. Unter anderem wurde eine Lehrerin Opfer, ein Schüler bedrohte sie mit einer Schere am Hals. Ordnungsmaßnahmen und Strafanzeigen waren Folgen, zum Teil Schulverweise.
>>> Ausschuss lehnt Runden Tisch mehrheitlich ab
Einen Runden Tisch, der sich mit der Situation an den Schulen und den Seiteneinsteigerklassen beschäftigen und Lösungen finden sollte, hatte die Fraktion Bürgerlicher Aufbruch Mülheim beantragt. Zu besetzen sei dieser mit Eltern, Lehrern, Politikern und Verwaltungsmitarbeitern.
Die Idee, der sich zwischenzeitlich auch die Links-Partei angeschlossen hat, erhielt im Ausschuss jedoch lediglich zwei Ja-Stimmen. Unter anderem hieß es, es gebe ja bereits einen sinnvollen Ort für einen derartigen Austausch: und zwar den Bildungsausschuss höchstselbst.