Mülheim. . Mit Ford nimmt ein dritter Carsharing-Anbieter den Dienst auf. Doch die Firmen sind unzufrieden. Sie meinen: Die Stadt müsse sie stärker fördern.

  • Mit Ford nimmt ein dritter Carsharing-Anbieter in Mülheim seinen Dienst auf
  • Die Mitbewerber aber sind nicht zufrieden, sie wünschen mehr Unterstützung seitens der Stadt
  • Gefordert sind vor allem gut sichtbare Stellplätze im öffentlichen Raum

Feinstaub, Luftverschmutzung, Dieselskandal: Beim Thema Mobilität legen Verbraucher zunehmend Wert auf Umweltfreundlichkeit. Carsharing boomt bundesweit. In Mülheim jedoch gibt es vergleichsweise wenige Leihfahrzeuge. Mit Ford erweitert jetzt ein dritter größerer Anbieter den Markt. Doch auch die Stadt könne noch mehr tun, um das Thema zu forcieren, meinen Mitbewerber.

Mit nur sechs Autos (0,04 pro 1000 Einwohner) lag Mülheim 2015 im Vergleich des Bundesverbands Carsharing noch weit abgeschlagen auf einem hinteren Platz. Mittlerweile aber ist das Angebot gestiegen. Dank einer neuen Kooperation des Ford-Autohaus am Hingberg mit dem Wohnungsbau-Unternehmen SWB nehmen drei weitere Leihwagen jetzt ihren Dienst auf. Das Konzept: Mieter der SWB erhalten Vergünstigungen, die Autos stehen nah an ihren Häusern. „Grundsätzlich kann sie aber jeder nutzen“, sagt Autohaus-Geschäftsführer Thomas Wolf.

Wohnungsbau-Unternehmen denken an Mobilität

In Mülheim ist diese Kooperation bislang einzigartig. Doch: „Auch andere Wohnungsbau-Unternehmen denken in diese Richtung“, sagt Klaus Beisiegel, Referent im Dezernat Umwelt, Planen, Bauen. Die Stadt begrüße neue und umweltschonende Mobilitätsansätze.

Allerdings müsse die Kommune aktiver werden, meint Andreas Al-lebrod. „Andere Ruhrstädte sind beim Thema Carsharing deutlich weiter“, sagt der Geschäftsführer von Drive-Carsharing. Die Firma ist Anbieter von Ruhrauto-E, einer Initiative der Uni Duisburg-Essen. Fünf Elektroautos mit Reichweiten bis zu 400 km bietet Ruhrauto-e in Mülheim an. Die Auslastung sei noch „deutlich ausbaufähig“, sagt Allebrod. „Das liegt auch an dem Thema Stellplätze und an dem mangelnden Willen der Stadt, das Carsharing zu fördern.“

Carsharing-Autos müssen gut erreichbar sein

Dieser Meinung schließt sich Matthias Kall, Geschäftsführer des Mitbewerbers Stadtmobil in der Region Rhein-Ruhr, an. „Die Autos müssen an Stationen stehen, wo Menschen sie gut erreichen“, sagt Kall. Die Unterstützung der Stadt halte sich dabei „in Grenzen“.

Vor drei Jahren kam Stadtmobil nach Mülheim. Damals war ein anderes Angebot aufgrund einer Entscheidung der Stadtverwaltung gerade eingestellt worden: Die Stiftung Pia musste ihr Carsharing aufgeben. Die Stadt, die bis zu diesem Zeitpunkt Hauptkunde war, hatte sich für die Einführung von Leasingwagen entschieden. Kurzerhand holte Pia Stadtmobil als externen Partner an Bord.

Heute werden vier Pkw bereitgestellt. Ebenso wie Ruhrauto-e unterhält Stadtmobil dabei eine Kooperation mit den Verkehrsbetrieben. Nahverkehr-Kunden können die Autos zu verbilligten Tarifen leihen.

Neues Gesetz soll Stellplätze in Kommunen fördern

Viel Hoffnung setzen die Carsharing-Anbieter in ein neues Gesetz, das im September in Kraft tritt. Andreas Allebrod von Drive-Carsharing hofft, „dass auch Mülheim einen Schub kriegt.“ Kommunen, die im öffentlichen Raum spezielle Carsharing-Parkplätze einrichten wollen, bekommen mit dem Gesetz Rechtssicherheit.

Dem Carsharing eine Sondernutzung einräumen, „das könnte man mittelfristig machen“, meint Klaus Beisiegel auf Anfrage. In der Tat erkenne er „einen gewissen Handlungsbedarf.“