Mülheim. . Die Zahl der angezeigten Körperverletzungsdelikte ist an der Ruhr um fast 20 Prozent angestiegen. Eine Erklärung haben die Ermittler dafür nicht.
- Zahl der Körperverletzungsdelikte erreichte den höchsten Wert der letzten zehn Jahre.
- Ein möglicher Grund könnte sein, dass sich das Anzeigeverhalten geändert habe, so die Polizei
- Die Aufklärungsquote bei den Körperverletzungen ist mit 88,6% recht hoch
Das gesellschaftliche Klima scheint rauer geworden zu sein beim Umgang miteinander: Nicht nur Rettungs- und Hilfskräfte sowie Polizei erleben Aggressionen, auch die Kriminalitätsstatistik spiegelt bundesweit wider, dass die Hemmschwelle zur körperlichen Gewalt zu sinken scheint. So ging die Zahl der Straftaten insgesamt (14.037 Fälle) in Mülheim in 2016 im Vergleich zu 2015 zwar zurück (um 3,3% oder 481 Taten), doch stieg die Zahl der Körperverletzungsdelikte um fast 20% an und erreichte damit den höchsten Wert der letzten zehn Jahre.
Im vergangenen Jahr wurden der Polizei 955 Körperverletzungen angezeigt, 19,8 Prozent oder 158 Fälle mehr als noch in 2015. Nimmt man noch Raub und Straftaten gegen die persönliche Freiheit hinzu, dann kommt man auf 1533 Taten, die einen Anteil von 10,9 Prozent an der Gesamtkriminalität in Mülheim haben. Gut jede zehnte Straftat in Mülheim ist also ein Rohheitsdelikt.
Aufklärungsquote ist mit 88,6% recht hoch
Wie es zu dem starken Anstieg der Körperverletzungsdelikte kommt, dafür hat die Polizei nicht die eine, plausible Erklärung. Dabei kennt sie die Täter ganz gut: Die Aufklärungsquote bei den Körperverletzungen ist mit 88,6% recht hoch.
Die Polizei konnte im vergangenen Jahr 1012 Tatverdächtige ermitteln. 371 davon waren Nichtdeutsche, 108 hatten einen Antrag auf Asyl gestellt. 191 der Tatverdächtigen waren unter 21 Jahre alt. Jedes fünfte Opfer wohnte mit dem Täter unter einem Dach. Und in jedem zweiten Fall waren Täter und Opfer miteinander bekannt.
Körperverletzungsdelikte, an denen Zuwanderer beteiligt waren, hätten sich überwiegend in den Asylunterkünften abgespielt, so Polizeisprecher Christoph Wickhorst, der darin nicht den alleinigen Grund, sondern auch nur einen Faktor für den Anstieg der Fallzahlen sieht. Ein weiterer möglicher Grund könne sein, dass sich das Anzeigeverhalten insgesamt geändert habe, so Polizeisprecher Wickhorst, weil die Leute besser informiert sind.
Polizei: EG Jugend kann gezielt entgegenwirken
Ein Indiz dafür könnte etwa sein, dass bei den angezeigten Fällen von häuslicher Gewalt die Zahl von 194 (2015) auf 252 (2016) angestiegen ist. „Wir hatten ja bei der häuslichen Gewalt lange Zeit das Problem, dass sich viele Opfer gar nicht erst bei uns gemeldet haben“, sagt Wickhorst.
Dass man den Großteil der Täter kennt, macht es der Polizei leichter, Strategien zu entwickeln. Wenn fast ein Fünftel der Täter unter 21 ist, könne die EG Jugend dort gezielt entgegenwirken, so Wickhorst. Die Ermittlungsgruppe Jugend kümmert sich um junge Intensivtäter.
>>> Widerstand gegen Polizeibeamte hat zugenommen
Widerstand gegen Polizeibeamte leisteten im vergangenen Jahr in Mülheim insgesamt 68 Personen bei 60 Taten. Im Vorjahr (2015) waren es noch 52 Taten.
Von 68 Tatverdächtigen hatten 21 keinen deutschen Pass; 14 waren jünger als 21 Jahre. Die Täter waren überwiegend männlich und alkoholisiert, so die Polizei.