Essen. . Von Cannabis bis Kokain: Auf den Schulhöfen in NRW muss die Polizei häufiger wegen Drogendelikten eingreifen als noch vor wenigen Jahren.

Die Zahl der Drogendelikte an Schulen hat in den letzten Jahren dramatisch zugenommen. In den meisten Fällen handelt es sich um den Besitz oder Kauf von Rauschgift, insbesondere von Cannabis. Diesen Trend beobachten die Landeskriminalämter und Innenministerien aller Bundesländer.

In NRW hat sich die Zahl der Delikte in den vergangenen Jahren verdoppelt. Zählte das Landeskriminalamt 2011 noch 443 Drogendelikte, waren es 2015 bereits 897. Verstöße mit Cannabisprodukten machten den Hauptanteil aus. Dagegen wurden bei Aufputschmitteln oder Ecstasy nur 56 Fälle registriert.

Das NRW-Schulministerium verweist auf zahlreiche Vorbeugungsprogramme. Ein Erlass regele, dass Schüler aller Schulstufen über die Folgen von Sucht aufgeklärt werden müssen. Nach Angaben der Behörden sind in den meisten Fällen Jugendliche zwischen 14 und 18 Jahren die Hauptkonsumenten. Kinder unter 14 kaufen und vertreiben Rauschgift weitaus seltener. Drogendelikte von Erwachsenen spielen an Schulen keine große Rolle.

Cannabis ist zur illegalen Alltagsdroge geworden

Über die Ursachen des Anstiegs rätseln die Experten. „Cannabis ist unter Jugendlichen zur illegalen Alltagsdroge geworden“, sagt der Drogenexperte Hans-Jürgen Hallmann von der Landeskoordinierungsstelle Suchtvorbeugung NRW in Mülheim. Er erklärt den Anstieg in der Kriminalitätsstatistik auch mit einer größeren Aufmerksamkeit von Lehrern, Eltern, Polizei und Jugendämtern und zusätzlichen Kontrollen.

Die Drogenbeauftragte des Bundes, Marlene Mortler (CSU), sieht vor allem in der „gesellschaftlichen Verharmlosung von Cannabis“ ei­nen Grund für diese Entwicklung. Eine Legalisierung lehnt sie ab, da sie von Jugendlichen als „staatliche Unbedenklichkeitsbescheinigung“ verstanden würde.

Mario Lorenz, Sprecher des Landeskriminalamts NRW, weist darauf hin, dass Jugendliche heute über das geheime „Dark­net“ im Internet leichter als früher an Drogen kämen. „Dort wird der Stoff wie in einem Katalog angeboten.“