Mülheim. Das Theater an der Ruhr nimmt Stellung zum Appell des Zentralrates der Juden, Fassbinders umstrittenes Stück "Der Müll, die Stadt und der Tod" vom Spielplan zu streichen. Hier finden Sie die Erklärung im Wortlaut.

Stellungnahme des Theater an der Ruhr zur Erklärung des Zentralrats der Juden:

"Die Erklärung des Zentralrats der Juden entspricht keinesfalls dem Inhalt der von dem Generalsekretär des Zentralrats der Juden Stephan Kramer, dem Vorsitzenden der Jüdischen Gemeinde Duisburg / Mülheim an der Ruhr/ Oberhausen Jacques Marx und deren Geschäftsführer Michael Rubinstein uns angekündigten Presseerklärung, die sie zudem vor der Veröffentlichung uns zukommen lassen wollten. Die Nicht-Einhaltung dieser Verabredung überrascht uns. Zudem war das Resultat des eigentlich konstruktiven Dialogs ein anderes.

Zentral bleibt die Frage, ob die Aufführung der drei Stücke „Nur eine Scheibe Brot“, „Der Müll, die Stadt und der Tod“ und „Blut am Hals Katze“ antisemitische Tendenzen trägt und nicht, ob allein Fassbinders Text von „Der Müll, die Stadt und der Tod“ diesen Verdacht rechtfertigt. Theater als autonome Kunstform ist keine Filliale der Literatur. Im Unterschied zur Kommentierung des Generalssekretärs Stephan Kramer nach Besichtigung einer Probe ist das Theater an der Ruhr dennoch der Meinung, dass es der Aufführung gelingt, bewussten und unbewussten Antisemitismus als ein nach wie vor vorhandenes Faktum der bundesrepublikanischen Wirklichkeit festzustellen.

Im Rahmen der Matinee zur Einführung der Inszenierung FASSBINDER, am 20. September um 12 Uhr, werden wir uns auch zu diesen Vorgängen äußern."