Mülheim. Nun ist er doch da, der Eklat um das umstrittene Fassbinder-Stück „Der Müll, die Stadt und der Tod”. Der Zentralrat der Juden und die Jüdische Gemeinde appellieren eindringlich an Theaterchef Roberto Ciulli, das Stück vom Spielplan zu nehmen. Im Theater zeigt man sich überrascht.
Nun ist er doch da, der Eklat um das umstrittene Fassbinder-Stück „Der Müll, die Stadt und der Tod”. Der Zentralrat der Juden und die Jüdische Gemeinde appellieren eindringlich an Theaterchef Roberto Ciulli, das Stück vom Spielplan zu nehmen. Stephan Kramer, Generalsekretär des Zentralrats der Juden Deutschland, Jacques Marx, Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde Duisburg-Mülheim-Oberhausen und Geschäftsführer Michael Rubinstein appellieren eindringlich an Roberto Ciulli, das Stück abzusetzen.
Nach Gesprächen und Probenbesuch im Theater kamen sie zum Schluss: „Der Versuch, dem Stück, .... eine aufklärerische Zielsetzung zu verleihen, die Antisemitismus entlarvt und damit bekämpft, muss als gescheitert angesehen werden”, heißt es in einer Stellungnahme. Das Theater solle sich dies eingestehen und „aus Respekt vor den wenigen Überlebenden des Holocaust und der Millionen Toten auf die Aufführung verzichten”, fordern Marx und Kramer.
Bemühungen fruchten nicht
Trotz aller Bemühungen des Regisseurs, das Gegenteil zu bewirken, „bleibt der Zuschauer mit dem Bild eines reichen, raffgierigen und zerstörerischen Juden zurück, der sein Werk noch dazu auf dem Fundament des Schuldvorwurfs gegen Deutschland vor dem Hintergrund des Holocausts heimtückisch verrichtet”, so Kramer.
Im Theater ist man von der heftigen Reaktion überrascht. Nach Gesprächen „war das Resultat des eigentlich konstruktiven Dialoges ein anderes”, heißt es in einer Presseerklärung. Im Gegensatz zu Zentralrat und Jüdischer Gemeinde ist das Theater „dennoch der Meinung, dass es der Aufführung gelingt, bewussten und unbewussten Antisemitismus als ein nach wie vor vorhandenes Faktum der bundesrepublikanischen Wirklichkeit festzustellen”.
Näher wollen sich Roberto Ciulli und Helmut Schäfer bei der Matinee am 20. September, 12 Uhr, äußern.