Mülheim. . Europipe liefert eine Erdgas-Pipeline für 1200 Kilometer und sichert damit für 20 Monate Hunderte von Arbeitsplätzen. Alt-Kanzler Schröder vor Ort .
- Die rund 600 Beschäftigten von Europipe in Dümpten haben Arbeit für weitere 20 Monate
- Für das Nord Stream 2 Projekt produzieren sie 90 000 Rohre, fast 1200 Kilometer
- Alt-Kanzler Gerhard Schröder besichtigte am Montag die Produktion im Werk
In den nächsten Wochen soll täglich mindestens ein Zug mit 37 Waggons voller Rohre von Dümpten aus Richtung Mukran auf der Insel Rügen fahren. 148 Rohre fasst so ein Zug, 90 000 Rohre sind bis zum Ende des Auftrages an die Ostsee zu transportieren. Für Europipe ist es ein weiterer Großauftrag für die Erdgas-Pipeline, die von der Region Sankt Petersburg zur deutschen Ostseeküste führt. Das Auftragsvolumen liegt über einer halben Milliarde Euro.
Genau genommen werden es bei dem Nord Stream 2 Projekt zwei neue Leitungen sein, die Erdgas für Europa transportieren werden. Rund 1200 Kilometer Strecke liefern die Mülheimer, fast die Hälfte der benötigten Rohre.
Ausgelegt auf 50 Jahre Haltbarkeit
„Die benötigte Liefermenge erfordert weitere zwei Leitungen“, sagt Dr. Falko Schröter, Direktor bei Nord Stream 2. Dass die 600 Männer im Dümptener Werk solche Aufträge auf den Punkt meistern können, haben sie bereits beim ersten Projekt gezeigt. Dabei entstand eine ähnlich große Leitung, durch die seit fünf Jahren nun Gas strömt. „Wir sind eine Art Spezialitätenhersteller“, sagt Schröter, heißt: hochwertige Leitungen, die höchste Sicherheitsstandards erfüllen und „mindestens auf 50 Jahre Haltbarkeit ausgelegt sind.“
Zwölf Meter lang und 9,5 Tonnen schwer ist jedes der Rohre, innen glatt wie ein Spiegel und außen von einer Polyethylen-Schicht ummantelt. An der Ostseeküste werden die Rohre noch mit einer Betonschicht versehen, damit sie auf dem Meeresboden liegen bleiben, wie Schröter erklärt.
Gewaltige Versorgungslücke
Für das Mülheimer Werk, das vor 25 Jahren gegründet wurde, kam der Auftrag gerade zu rechten Zeit. „Wir erreichen damit eine solide Grundauslastung für die nächsten 20 Monate“, betont Schröter. Alle nötigen Verträge seien unterzeichnet, die Ausschreibungen für alle Projektleistungen erfolgt, so Projektchef Henning Kothe. Auch der Zeitplan stehe: 2018 und 2019 erfolgen Bau und Inbetriebnahme der Leitung, ab 2020 soll das Gas strömen, wobei nur der kleinste Teil davon in Deutschland bleiben wird, der Rest verteilt sich über weitere Netze in Europa.
Die Notwenigkeit neuer Leitungen unterstreicht Kothe: „Die Gasförderung um uns herum geht zurück, der Verbrauch bleibt in Deutschland stabil, anderswo steigt er.“ In den nächsten 20 Jahren entsteht eine Versorgungslücke pro Jahr von rund 120 Milliarden Kubikmetern. 55 Milliarden davon sollen über die Nord Stream 2 ausgeglichen werden.
Kräfte lassen Erdreich erschüttern
Um sich über den Fortgang des Projektes zu informieren, reiste am Montagmorgen Alt-Kanzler Gerhard Schröder an, in seiner Eigenschaft als Präsident des Verwaltungsrates der Nord Stream 2 AG. Er ließ sich durch die riesige Werkshalle führen. Etwa 20 Rohre werden in der Stunde produziert. Gewaltige Kräfte formen die 27 mm dicken Stahlplatten rund und lassen hin und wieder den Erdboden von Dümpten erschüttern.