Mülheim. Unter einem Baufeld an der Tilsiter Straße spürten Gutachter Hohlräume auf. Sie wurden verfüllt. Nun darf auch dieses Areal bebaut werden.
- In 40 bis 45 Metern Tiefe waren an Tilsiter Straße Hohlräume gefunden worden
- Löcher wurden mit 880 Kubikmeter Zement-Flugaschen-Mischung verfüllt
- Landwirt zahlte rund 160 000 Euro aus eigener Tasche
Die Bebauung des Feldes an der Tilsiter Straße und am Oppspring schreitet voran: Auch auf Baufeld eins nahe des Feierabendhauses und der Hölterschule steht mittlerweile ein erster Rohbau. Dieses Areal war zuerst ausgespart worden, weil es abzuklären galt, ob in den Tiefen darunter einst Kohle abgebaut worden ist. Bohrungen wurden durchgeführt, die Vermutungen bestätigten sich: Es gab tatsächlich gefährliche Hohlräume im Untergrund. Mittlerweile sind die Relikte aus der Zeit des Bergbaus allesamt verfüllt.
Die vergangenen Monate hatten für Hermann Schulten-Baumer etwas von einem Bergbau-Studium: Der Landwirt und Geschäftsführer der Schulten-Baumer GmbH, die verantwortlich ist für Projektentwicklung und Vermarktung der Grundstücke, lernte zum Beispiel die Unterschiede kennen zwischen tages- und oberflächennahem sowie tiefem Bergbau. „Tagesnah ist alles, was sich von der Oberfläche her abbauen ließ, mit Eimer, Seil und Schippe.“
Also Kohle, die höchstens 20 Meter unter der Erde aufgespürt wurde. Bei Schulten-Baumer lagen die Hohlräume in einer Tiefe von 40 bis 45 Metern. Und Einstiegslöcher gab es keine. Der Landwirt glaubt daher, dass der Bergbau unter seinem Grund und Boden „von unten her betrieben“ wurde. Eventuell seien Bergleute der Zeche Wiesche in dem Flöz zugange gewesen, seien „von unten nach oben gekrabbelt“. Klassischer Tiefenbergbau, wie ihn die großen Zechen in anderen Stadtteilen betrieben haben, sei es jedenfalls auch nicht gewesen.
160.000 Euro aus eigener Tasche
So oder so, die Löcher, die von Gutachtern der Deutschen Montan Technologie entdeckt worden waren, mussten weg: Zwischen Februar und April dieses Jahres fuhren deshalb 30 Silo-Fahrzeuge an der Tilsiter Straße vor und lieferten 880 Kubikmeter Zement-Flugaschen-Mischung an. Vermischt mit Wasser wurde die zähe Flüssigkeit mit mächtig Druck in die Hohlräume gespritzt. „Damit war alles, was den Bergbau betrifft, gefahrlos geworden“, so Schulten-Baumer. Für ihn habe das Ganze dennoch „einen herben Beigeschmack“. Rund 160.000 Euro habe er aus privater Tasche bezahlt, um alle Bergbau-Fragen abzuklären. „Ich weiß aber gar nicht, ob ich dazu verpflichtet gewesen bin.“ Möglicherweise seien „die Rechtsnachfolger der Zeche Wiesche, die dort früher das Abbaurecht hatte“ die eigentlich Zuständigen. „Juristen werden das für mich prüfen.“
Unter Baufeld eins fahndeten die Experten der Deutschen Montan Technologie auch nach einem Bunker oder Luftschutzstollen. Dieser war laut Schulten-Baumer in Karten aus den Kriegsjahren 1943/44 eingezeichnet. Die Bohrungen reichten bis in eine Tiefe von 20 Metern hinab – nachgewiesen werden konnte trotzdem nichts.
Die Ergebnisse überzeugte die Stadt, der Weg zur Baugenehmigung war frei. Die meisten Bauplätze rund ums Feld sind mittlerweile vergeben, in Baufeld zwei wurden bereits sechs Häuser bezogen.