Winkhausen. . Seit zwei Monaten sind Fachleute auf einem Garagenhof an der Aktienstaße mit der Behebung des Bergschadens beschäftigt.
Seit mehreren Monaten steht ein großes, gelbes Silo auf dem oberen Teil der Aktienstraße, daneben einige Baucontainer. Im Garagenhof dahinter dreht sich eine Bohrschnecke in den Untergrund. In andere Löcher drückt eine Pumpe dünnflüssigen Beton. Vereinfacht ist so die Beseitigung von Bergschäden beschrieben. Das Prozedere dauert oft Monate.
Als im Juli zum ersten Mal vor den Garagen der Boden absackt, wird die Lücke verfüllt. Als im August ein tieferes Loch an gleicher Stelle entsteht, greifen die Experten der Bezirksregierung Arnsberg und Spezialfirmen ein, um den Tagesbruch zu sanieren.
„Rund 40 Bohrungen, teilweise bis in eine Tiefe von 45 Metern, haben wir inzwischen ausgewertet“, erläutert Rainer Scherbeck. Der Sachverständige hat mit Nicole Reinersmann (Bezirksregierung Arnsberg) und Rolf Sommer (Bauleiter) die Bodenproben ausgewertet. „Die Deckschicht über den gefundenen Hohlräumen ist 25 bis 35 Meter mächtig und stark. Jetzt verfüllen wir das behutsam mit einer speziellen Emulsion“, betont die Projektleiterin Altbergbau. Sicherheit für Nachbarn habe Vorrang.
Um das Jahr 1800 Kohle abgebaut
Nach dem Auswerten der Proben gehen die Bergbauexperten davon aus, dass im Bereich der heutigen Aktienstraße 227-233 Menschen um 1800 Kohle abgebaut haben. „Die wussten, dass dort Kohle zu holen war. Also haben sie mit Holzstützen einen Schacht in die Tiefe getrieben, bis sie die Karbonschicht erreichten“, sagt Rainer Scherbeck. „Wir haben Holzreste in den Bodenproben entdeckt.“
„Erst nach 1865 war es nach dem preußischen Berggesetz Pflicht, Schächte, Stollen und Flöze zu kartieren“, fügt Nicole Reinersmann hinzu. Grabungsstätten aus der Zeit davor seien folglich selten bekannt. „In der Nähe haben wir die Flöze Kreftenscheer 1 und 2“, ergänzt Andreas Nörthen, Sprecher der Bergbauabteilung der Bezirksregierung Arnsberg. Die Mitarbeiter dieser Abteilung kümmern sich um Bergschäden.
Mit der Schnecke in die Tiefe
Da hölzerne Wände und Stützen des Schachtes nicht ewig halten, sind sie irgendwann zusammengebrochen. Danach rutscht das Gestein in den Hohlraum des ehemaligen Schachtes und es entstehen an anderen Stellen Hohlräume. Erdbewegungen tun ihr Übriges, um das Deckgebirge über ausgebeuteten Flözen einbrechen zu lassen. Das setzt sich fort bis an die Oberfläche, wo sich dann unerwartet Löcher auftun. Diese heißen Tagesbruch.
Rund um den Einbruch bohren die Männer immer noch mit der Schnecke in die Tiefe. „Der Bediener des Gerätes muss Erfahrung haben und das mit Gefühl machen, um möglichst genau den Beginn eines Hohlraums zu bestimmen“, erläutert Bauleiter Rolf Sommer.