Mülheim. . MVG-Geschäftsführer Uwe Bonan möchte dadurch dauerhaft das Klima verbessern und Kosten senken. Zusammenarbeit mit Uni Dortmund.
Weniger Lärm, keine Abgase, geringere Verbrauchs- und Wartungskosten bei Elektrobussen. Damit werben die Hersteller. Darauf setzt auch Uwe Bonan, Kämmerer und Geschäftsführer der MVG (Mülheimer Verkehrsgesellschaft). „Wir müssen uns nachhaltiger der Zukunftsmobilität widmen. Mit abgasfreien Fahrzeugen können wir das Stadtklima verbessern und dauerhaft das Defizit der MVG verringern“, sagt Bonan. Parallel dazu soll die MVG als Dienstleister auftreten und das Leihen von Elektroautos oder Pedelec anbieten.
„Einen Teil der dafür erforderlichen Infrastruktur hat die MVG bereits mit ihrem Straßenbahnnetz. Dort kann die benötigte Energie (Gleichstrom) abgezapft werden“, erklärt Nils Hoffmann, Sprecher der MVG. Es komme nun darauf an, eine Buslinie auszuwählen, um die Ladestationen aufzubauen, die auch Mülheimer mit Elektroautos nutzen könnten.
Für dieses zukunftsorientierte Projekt hat Uwe Bonan sich mit Fritz Rettberg von der Technischen Universität Dortmund kurzgeschlossen. „Rettberg und sein Team vom Kompetenzzentrum Elektromobilität, Infrastruktur und Netze verfügen über ein Höchstmaß an Fachwissen und Erfahrung auf diesem Gebiet“, begründet Bonan. Außerdem sei es eine Uni aus dem Ruhrgebiet, mit der die MVG auf kurzen Wegen das Projekt vorantreiben könne. „Wir wollen ebenfalls mit den Essener Nahverkehrsbetreibern zusammenarbeiten, um Elektromobilität in der gemeinsamen Nahverkehrsgesellschaft Via zu verankern.“
Ziel ist es, das Projekt mit Wissenschaft und Unternehmen zu konzipieren, durchzuführen und dafür Fördermittel abzuschöpfen. Am Ende soll in der Stadt eine komplette Linie mit Elektrobussen, Ladestationen und Fahrzeugverleih stehen. An einer Endstelle beispielsweise können MVG-Kunden Elektroräder oder Pedelecs für den Heimweg ausleihen und damit am nächsten Tag wieder zum Bus fahren. Uwe Bonan: „Der Anteil erneuerbarer Energien an der Gesamtmobilität soll erhört werden.“
In Berlin, Dresden, Münster oder Oberhausen fahren bereits Elektrobusse. Die Antriebsmotoren arbeiten stabil, sind fast ausgereift. Der Storm wird über Kabel und Stecker, Kontaktbügel oder Induktionsfelder an die Batterien im Fahrzeug abgegeben. Ein Elektrobus kostet bisher noch 750 000 Euro – dreimal so viel wie ein stinkender Dieselbus. In zehn Jahren liegt die Kostenersparnis bei etwa 110 000 Euro, gerechnet mit den derzeit niedrigen Spritpreisen. Werden Diesel teurer und die Busse mit Elektroantrieb sowie Batterien bei großer Serienproduktion günstiger, „fahren Elektrobusse im Vorteil“, weisen Experten auf bisher kaum verlässliche Werte für Einsparungen hin.
Dieselmotor gegen Batterie tauschen
51 Gelenk- und Standardbusse betreibt die MVG zur Zeit. Sieben neue Dieselbusse sind bestellt und sollen Anfang November ältere ablösen. Linienbusse sind nach zehn, maximal zwölf Jahren abgefahren – nach den in Deutschland geltenden Vorschriften. Ausgemusterte Busse finden oft in Südosteuropa oder Russland ein zweites Leben.
Seit mehr als sechs Jahren testet die MVG einen Hybridbus. Der hat einen Elektroantrieb, den ein Dieselmotor in Schwung hält. Der Diesel kann gegen Batterien oder eine Brennstoffzelle ausgetauscht werden. „Dann fährt der Bus abgasfrei“, so MVG-Sprecher Hoffmann.
Welche Buslinie in Mülheim elektrisch wird, sollen der Dortmunder Uni-Team jetzt ermitteln. Im Oktober müssen die Fördergeldanträge in Brüssel sein. Uwe Bonan möchte mit dem Umsteigen auf Elektrobusse neue Kunden gewinnen und Autofahrer von der Mobilität mit erneuerbaren Energien dauer haft überzeugen.