Mülheim. . Die 81 in Saarn untergebrachten Flüchtlinge haben mit Langeweile zu kämpfen. Währenddessen müssen die Verantwortlichen stets mit neuen Anforderungen rechnen.

Eine Woche ist es her, dass die Stadt über Nacht eine Erstaufnahme für Flüchtlinge in der Sporthalle an der Lehnerstraße einrichtete. Mit der Hauruck-Aktion betrat die Stadt mit Partnern Neuland. Das ist aber mittlerweile gut beackert: Alle Flüchtlinge haben ihre Bescheinigung über die Meldung als Asylsuchender erhalten und wurden medizinisch untersucht. Der Alltag, heißt es von allen Beteiligten, hat sich eingespielt. Stattdessen gibt es nun einen anderen Gegner: Langeweile.

Fußball geht immer. Auch Karten spielen überwindet alle Sprachbarrieren. Beides sind Angebote, die die Haupt- und Ehrenamtlichen der Hilfsorganisationen machen, „damit die Menschen keinen Lagerkoller bekommen“, wie Thorsten Strack formuliert. Er ist Einsatzleiter der Johanniter Unfallhilfe, die für den Betrieb der Erstaufnahme verantwortlich ist. Sonntag fuhren zudem das Awo-Spielmobil und ein Eiswagen vor, eine Hüpfburg wurde aufgepustet, berichtet Thomas Konietza, stellv. Sozialamtsleiter, und verweist auf die Initiative „Willkommen in Mülheim“, die alle Spenden von Privatleuten wie Unternehmen bündelt. „Das läuft super“, lobt auch Thorsten Strack. Man spüre das eingespielte Mülheimer Netzwerk, das man im Rücken habe.

Auch künftig nur minimale Vorlaufzeit

Während die Flüchtlinge wenig zu tun haben, wird es den Verantwortlichen von Stadt, Johannitern und Deutschem Roten Kreuz nicht langweilig. Dienstagnachmittag etwa kam die Weisung: Alle Bewohner haben sich Mittwoch in der Dortmunder Erstaufnahme (die Mülheimer gilt rechtlich als Außenstelle) zur abermaligen Registrierung einzufinden. Für DRK-Kreisbereitschaftsleiter Martin Meier und sein für die Versorgung zuständiges Team hieß das kurzfristig Verpflegung organisieren. Abfahrt ist Mittwochmorgen um 6 Uhr: Mit zwei Bussen geht es über die A40 gen Dortmund – und abends wieder zurück.

Kriegsflüchtlinge werden besonders betreut

Kriegsflüchtlinge“, sagt Einsatzleiter Thorsten Strack, seien unter den 81 Menschen, die in Saarn untergebracht sind. Sie werden von Fachleuten auch psychologisch betreut. Strack: „Man merkt, dass man den Menschen helfen kann und bekommt viel Dankbarkeit zurück.“

In Saarn wurde eine Erstaufnahme eingerichtet. Das ist stets die erste Station von Flüchtlingen. Von dort aus werden sie auf die Städte verteilt, zur sogenannten Regelunterbringung.

Wie es weitergeht, kann Thomas Konietzka nicht sagen. Möglich ist, dass weitere Flüchtlinge Mülheim zugewiesen werden. Die Bezirksregierung hatte die Stadt aufgefordert, eine Erstaufnahme für bis zu 150 Menschen einzurichten; aktuell leben in Saarn 81. „Falls weitere kommen, wird es ähnlich laufen wie in der vergangenen Woche“, ist der stellv. Sozialamtsleiter überzeugt. Soll heißen: Die Vorlaufzeit wird minimal sein. „Wir können täglich damit rechnen.“ Ebenfalls ungeklärt ist die Frage, wie lange die Sporthalle noch Erstaufnahme bleibt. In der schriftlichen Forderung der Bezirksregierung war von „mindestens drei Wochen“ die Rede, also bis zum Ferienende. Bei der Stadt rechnet man „mit einer Aussage des Landes“ dazu nicht vor nächster Woche. In der Verwaltung, so Thomas Konietzka, beginnt man nun damit „verschiedene Szenarien durchzuspielen“.