Mülheim. . Das Ehrenamt ist vielseitig. Der Aktionstag „24 mal Mülheim“ ermöglichte es den Bürgern, freiwillige Tätigkeiten auszuprobieren.
- Schnuppertag „24 mal Mülheim“ ging am Samstag über die Bühne
- Centrum für Bürgerschaftliches Engagement hat Aktionstag organisiert
- Mancher will nun jede Woche einen Tag für soziales Engagement verschenken
„Das Ehrenamt macht glücklich“, zieht Bettina Siemann am Ende eines geselligen Spielevormittags mit Patienten im St. Marien-Hospital Bilanz. Vielleicht sogar glücklicher als Geld? Sie und ihre Kollegin Gabriele Fecht nicken und würden künftig gerne neben dem Beruf wenigstens einen Wochentag für soziales Engagement verwenden. Ihre Sitznachbarin bestätigt: „Die Gesellschaft war schön, das ist mehr wert als Essen und Trinken.“
Freudiges, Nachdenkliches und Berührendes erleben die vielen ehrenamtlichen Helfer am Schnuppertag „24 mal Mülheim“. Das Centrum für Bürgerschaftliches Engagement (CBE) hat den aktionsreichen Samstag organisiert. Auch die Realschule Stadtmitte ist dem Aufruf gefolgt: Anna Borchert, Daniela Sauerländer und sechs weitere Mitschüler rupfen fleißig Unkraut und bringen das Tiergehege Witthausbusch auf Vordermann. Eva Henning (CBE) und Kerstin Braun vom Grünflächenamt sowie Lehrerin Dominica Lünig begleiten die Truppe.
Tier-Scouts gebucht
Ist es anstrengend? „Nööö“, schallt es zurück. Anna ist begeistert, denn sie kennt die Aktion schon vom vergangenen Jahr, „und das hat echt viel Spaß gemacht“. Bei einem Vater und seinen Kindern ist der Funke schon übergesprungen, spontan haben sie sich entschlossen, mitzumachen und kratzen penibel Moos und Unkraut aus den Wegritzen. „Das muss sein. Wenn schon, dann ordentlich“, meint der Vater. Soziales Engagement hat für klamme Kommunen einen hohen Stellenwert, denn es fehlt Geld für bezahlte Detailarbeit.
Eine Eintagsfliege soll die Aktion am Gehege deshalb nicht bleiben. „Wir brauchen auch das ganze Jahr über junge Menschen, die uns als Tier-Scouts unterstützen“, sagt Braun. Die Scouts klären Besucher etwa darüber auf, kein falsches Futter an die Tiere zu geben – was leider oft genug passiert. „Jugendliche haben eine nette Art, das zu vermitteln, da lassen sich auch Erwachsene aufklären.“ Melden dafür kann man sich beim Grünflächenamt.
Talentwerkstatt mit Flüchtlingen
Aufgeklärt wird ebenso auf dem Karl-Schumacher-Platz. „3400 Menschen verunglücken jedes Jahr tödlich, weil sie sich nicht anschnallen beim Autofahren“, erläutert Jan Damrow mit ernster Miene. Hauptsächlich junge Leute zwischen 18 und 25 sowie die Generation 65plus lassen ‘mal den Gurt weg. An einer Rampe am Info-Stand demonstriert Damrow die Folgen eines Auffahrunfalls mit nur 30 km/h – „ohne Gurt wäre ich aus dem Sitz geflogen“.
Der 18-Jährige macht just sein soziales Jahr, hat schon in der Styrumer Talentwerkstatt mit Flüchtlingen gearbeitet und schnuppert heute bei der Verkehrswacht rein. „Ich habe Lust, ehrenamtlich älteren Menschen und Flüchtlingen zu helfen – schön, dass man das an einem Tag ausprobieren kann.“
Ehrenamt ist wichtig
Ehrenamt schafft Gemeinsamkeit. Zwischen Kunstmuseum und Bürgeramt wachsen deshalb nicht nur Sonnenhüte und Hortensien, sondern auch Freundschaften heran. Mohamed Jalal Nammoura ist vor einem Jahr aus Syrien geflohen, und hilft mit, die Beete hinter dem Museum zu gestalten: „Ich möchte Mülheim etwas zurückgeben, weil es mich aufgenommen hat. Außerdem ist es schön, zu anderen Kontakt zu bekommen.“
Die Schnupper-Aktion des CBE trägt viele Früchte. Ursprünglich wollte Monika Witka beim Tierschutz helfen, sieht aber auch hier Bedarf: „Früher wurde das Beet von zwei älteren Frauen gepflegt, die es nicht mehr können. Toll, dass wir diese Aufgabe jetzt fortsetzen.“ Vom ehrenamtlichen Engagement ist die Mülheimer Projektmanagerin fest überzeugt, „denn wir vergessen oft, wie gut wir es haben“.
Die Pflanzen hat übrigens die Floristik Aus dem Siepen gespendet. „Wir engagieren uns gerne, und werden dabei helfen, dass die Beete schön bleiben“, sagt Mitarbeiterin Leslie Stermann. Dazu hat sich auch das Medienhaus gegenüber bereit erklärt, ergänzt Eva Winkler vom CBE, „und natürlich unterstützt das Centrum dieses Projekt weiter“.