Mülheim. Ein neues Birkenhainfeld in Heißen ist ein Element, mit dem die Stadt auf eine neue Bestattungskultur reagiert. Ein Friedhofskonzept soll 2017 folgen.
- Verwaltung regiert damit auf veränderte Bestattungskultur und private Konkurrenz
- Anteil der Urnenbestattungen liegt bei 70 Prozent
- Friedhofsentwicklungskonzept soll helfen
Die Wünsche, wo und wie man bestattet werden möchte, ändern sich seit Jahren grundlegend. Das spürt die Stadt in dem unsensibelsten Bereich, den es beim Tod gibt: bei den Finanzen. Die ständig neue Bestattungskultur nimmt die Verwaltung nun zum Anlass, ihr Angebot zu hinterfragen und in einem bestimmten Fall schon gegenzusteuern: mit einem Birkenhainfeld für Sarg- und Urnenbestattungen auf dem Heißener Friedhof. Zum anderen möchte sie ein Friedhofsentwicklungskonzept in Auftrag geben. Davon erhofft sich die Stadt ein möglichst genaues Bild von den Bedürfnissen der Menschen, im Einklang mit einer Senkung der Kosten und einer Optimierung der Gebühren.
Beide Punkte stellte Planungsdezernent Peter Vermeulen jetzt im Umweltausschuss vor und nannte unter anderem einen ganz einfachen Grund: „Wir haben mehr Todesfälle als Bestattungen in der Stadt.“ Und das schlägt sich auch in der Kostenstruktur nieder.
Wo sich früher ein Grab an das nächste reihte, bleiben heute oftmals Lücken. Weil sich die Menschen bei der Suche nach der letzten Ruhestätte für sich oder ihre Angehörigen heute vielmehr von den eigenen Bedürfnissen leiten lassen als früher. Eine Folge war unter anderem der Anstieg der Urnenbeisetzungen. Waren es 1997 noch 33 Prozent aller Bestattungen, so sind es heute laut Stadtsprecher Volker Wiebels mittlerweile 70 Prozent.
Hinzu kommt, dass sich die Menschen mehr damit beschäftigen, wie sie beigesetzt werden möchten. Mit der Folge, dass viele in einer anderen Stadt beerdigt werden, als sie verstorben sind. Weil es dort schöner ist und die Liegezeiten länger sind. Wie zum Beispiel ein Urnenfeld im Wald. Das gibt es mittlerweile, weil das Bestattungsgesetz auch private Friedhöfe gestattet. Auch in Mülheim gibt es zwei private Anbieter.
Friedhöfe sind auch Parkanlagen
Den Konkurrenzdruck spürt die Stadt, die auf dem sensiblen Feld des Todes auch ihre Gebühren im Blick haben muss. Jedes freibleibende Grabfeld muss schließlich gepflegt werden, da die städtischen Friedhöfe auch als Parkanlagen dienen. Das kostet Geld. Die Gebührensatzung muss aber kostendeckend sein.
Damit nun die Gebühren für die Angehörigen der Verstorbenen, die auf den städtischen Friedhöfen liegen, nicht steigen, muss die Stadt etwas tun. Der erste Schritt ist die Planung eines Birkenhainfeldes auf dem Heißener Friedhof am Sunderweg. Dort ist ein Bestattungsfeld für 59 Sarg- und 517 Urnenbestattungen geplant. Um das Feld mit vier alten Birken ist ein geschwungener, wassergebundener Weg geplant, von dem insgesamt fünf gepflasterte Flächen abgehen, die in der Form von Birkenblättern und -blüten gestaltet sind. Auf den insgesamt drei Pflasterflächen in Blattform stehen jeweils drei Gemeinschaftsgrabmale - versetzt gestapelte, quadratische Steinplatten, deren sichtbare Schmalseiten die Namen der Beigesetzten tragen.
Baubeginn ist noch in diesem Jahr. Dann soll der erste Abschnitt für 192 mögliche Bestattungen gestartet werden. Die Gesamtkosten beziffert die Stadt auf 220.000 Euro, für den ersten Bauabschnitt stehen im laufenden Haushalt 60 000 Euro bereit.
Die Stadt möchte schnell mit der Ausschreibung beginnen, damit der Auftrag spätestens im November vergeben werden kann. Spätestens im Frühjahr 2017 soll das Konzept vorliegen, sagt Stadtsprecher Volker Wiebels.
Private Friedhöfe in Mülheim sind der Urnenfriedhof Fohrmann an der Augustastraße 144 und die Urnenbeisetzungsstätte der Pfarrei St. Barbara in der ehemaligen Pfarrkirche Hl. Kreuz an der Tiegelstraße.