Mülheim. . Mit Schließung der Zeche Rosenblumendelle vor 50 Jahren wird Mülheim als erste Stadt im Ruhrgebiet bergfrei. Sie trennt sich von den Fördergerüsten.

Der Himmel vergießt ein paar Regentränen, als sich ehemalige Bergleute auf dem Heißener Rathausplatz zu einem für sie traurigen Anlass treffen. An der Erinnerungstafel für Rosenblumendelle lassen sie noch einmal die Stilllegung dieser letzten Mülheimer Zeche – vor genau 50 Jahren – Revue passieren.

Sie und die wenigen Zuschauer stehen dort mit ernster Miene, wie damals alle Kumpel im Schatten des Malakowturms regungslos und traurig das Ende ihres Arbeitsplatzes vor Ort hinnehmen müssen.

Heinz Wilhelm Auberg, pensionierter Bergassessor, der sich seit Jahrzehnten für den Erhalt sichtbarer Bergbauerinnerungen engagiert, spricht über die Zeit, als der Mülheimer Bergwerksverein (MBV) zu den größten Arbeitgebern der Stadt zählt. „Mehr als 3000 Beschäftigte holten in den guten Zeiten die Kohle aus dem Schacht. Rosenblumendelle und andere Zechen in der Nachbarschaft hatten zwar keine Kokerei, aber in der Brikettproduktion waren sie führend. Sie nahmen nach dem Zweiten Weltkrieg die modernste Anlage Europas am heutigen Humboldtring in Betrieb.“

Neben Heinz Auberg stehen Werner Bergmann, Willi Bruckhoff, Hans-Jürgen Irrgang und Joachim-Kurt Schmidt in ihren Paradeuniformen, um an diesen schwarzen Freitag vor 50 Jahren zu erinnern. Etwa zehn Personen haben sich mit ihnen versammelt, um ebenfalls diesen Tag zu würdigen. Was alle eint: „Es könnten viel mehr von uns sein. Die leben noch, aber sie haben kaum noch Interesse“, beklagt Heinz Auberg den geringen Einsatz für den Bergbau.

Auch die Stadt habe sich damals zu schnell von den Zeugnissen einer ertragreichen Vergangenheit getrennt. Rolf Kleinschmidt, letzter Werkleiter auf Rosenblumendelle, habe sich für den Erhalt des einmaligen Malakowturms (umbautes Fördergerüst) stark gemacht. „Aber niemand hörte auf ihn, der Sprengmeister war bald da, und alles zerfiel zu Staub und Asche“, fügt Auberg hinzu. Andere Städte rühmen sich heute ihrer Bergbauvergangenheit, wie Essen mit dem Weltkulturerbe Zollverein, Bochum mit dem Bergbaumuseum, Dortmund mit dem Industriemuseum Zollern, Witten mit dem Erlebnisweg im Muttental.

Mülheim habe derartiges nicht vorzuweisen. „Daher ist es wichtig, dass wir wenigstens die fünf Erinnerungstafeln aufgestellt haben.“

Winfried Vogel hat die letzten neun Jahren auf Rosenblumendelle erlebt: „Ich war dort Elektriker. Da die Kumpel im Akkord schufteten, musste ich die Telefon- und Lichtleitungen bei laufendem Betrieb reparieren. In meinen Lehrjahren hatte ich zwischen den Holzstempeln oft Angst, dass Gestein einbricht.“

Nach seiner Ausbildung direkt vor der Kohle arbeitet Otto Hagenbuchner. Er kommt 1957 aus Süddeutschland nach Mülheim, weil er in der heimischen Graphitgrube viel weniger verdienen konnte als im Ruhrbergbau. „Das war sehr anstrengend und gefährlich. Manchmal waren die Lagen so schmal, dass wir, auf dem Bauchliegend, die Kohle auf Kopfhöhe an uns vorbei nach hinten schieben mussten.“ Beide gingen nach dem Aus für Rosenblumendelle nach Mannesmann. „Dort begann am 1. August 1966 unsere zweite Lehre.“

Der verbliebene Schar ehemaliger Bergleute hofft nach wie vor auf Verstärkung von denen, die Freitag nicht gekommen sind. „Gemeinsam können wir mehr erreichen“, sagt Willi Bruckhoff. Nach einer knappen Stunde erlischt das kleine Feuerlicht in der Wetterlampe. Sie ist heute ein begehrtes Sammlerstück.

Erinnerungen an den Mülheimer Bergbau wachhalten

Es sind nur noch wenige ehemalige Bergleute, die die Erinnerungen an den Mülheimer Bergbau in der Stadt wachhalten. Am Freitagmorgen trafen sie sich auf dem Heißener Rathausplatz, um an das Ende des Bergbaus vor 50 Jahren in der Stadt zu erinnern. Die Gedenktafel für die Zeche Rosenblumendelle ist eine von Fünfen.

Die Mitglieder des Fördervereins Bergbauhistorischer Stätten Ruhrrevier, Arbeitsgemeinschaft Mülheim, treffen sich an jedem 4. Dienstag des Monats, um 18 Uhr, im Ratskeller. Dort sprechen sie nicht nur über vergangene Zeiten Unter Tage, sondern entwickeln auch Vorschläge, Jugendliche für die Bergbaugeschichte zu begeistern.