Mülheim. . Vor 50 Jahren endete in Mülheim der Kohleabbau auf der Zeche Rosenblumendelle. Mülheim trennte sich flott vom Bergbau und regelte den Strukurwandel

Eine Seilscheibe im Kreisverkehr an der Blumendeller Straße, ein Grubenzug in der Mausegattsiedlung, der Förderwagen von Rosenblumendelle oder ein Schachtdeckel im Gewerbegebiet Am Förderturm – das sind nachträglich aufgestellte Stücke, die an eine große Bergbauvergangenheit erinnern. Ende Juli 1966 ist schon Schicht am Schacht. In einer Serie möchten wir an die Zeit des „Schwarzen Goldes“, die harten Arbeitsbedingungen auf den Zechen sowie den Wandel der Schachtanlagen erinnern. Mülheim ist damals die erste zechenfreie Stadt im Ruhrgebiet.

Nur noch ein Verbundbergwerk

Fünf Bergwerke fördern in der Blütezeit Kohle in Heißen und Dümpten sowie Erz in Selbeck. Straßennamen erinnern an die Standorte der Fördertürme. Zum Schluss kommt die Kohle nur noch auf der Zeche Rosenblumendelle ans Tageslicht. Die benachbarten Schachtanlagen Humboldt und Wiesche sind da längst mit ihr zum Verbundbergwerk verschmolzen.

Auf dem Gelände von Humboldt – an der alten Bundesstraße 1 – läuft der Landabsatz. Permanent halten Lastwagen unter den Schüttrutschen der Bunker mit den verschiedenen Kohle- und Kokssorten und starten die Auslieferung in Mülheim und Umgebung. Auf Rosenblumendelle geht 1954 die modernste Brikettfabrik Europas in Betrieb. Die Männer dort produzieren auch Eier- und Nusskohlen. Thyssen Schachtbau, Hauptsitz in Mülheim, entwickelt sich in dieser Zeit zum Marktführer für Bergbautechnik.

Alle Modernisierungen und Rationalisierungen haben jedoch keine Chance gegen das Heizöl. Es gewinnt ab Ende der 50er stetig Marktanteile, ist Auslöser der Kohlekrise. Hinzu kommen geologische Schwierigkeiten unter Heißen und Winkhausen, die das Ende des Kohleabbaus auf Rosenblumendelle beschleunigen. Die Kohleförderung in den Nachbarstädten ist rentabler. 1966 ist Schluss.

Mülheim ist die erste bergbaufreie Stadt des Reviers. Die Stadt stellt sich damals schnell auf den notwendigen Strukturwandel ein. Viele Kumpel finden Arbeiten in den Schächten der Nachbarstädte. Andere schulen um und „kloppen Rohre“ bei Phoenix Rheinrohr, später Mannesmann. Eine größere Gruppe wechselt von schwarz auf weiß, wird Krankenpfleger. Ebenso flott setzen Sprengmeister ihre Dynamitstangen an die Fundamente der Fördergerüste.

Anfang 1970 ist vom Bergbau in der Ruhrstadt nichts mehr zu sehen. Die Flächen sind geglättet und für neue Gewerbeansiedlungen bereit. Das Gelände der Zeche Humboldt wandelt sich zuerst und rasant. An der Stadtgrenze zu Essen entsteht einer der ersten bundesdeutschen, überdachten Einkaufparks – das Rhein-Ruhr-Zentrum.

Erinnerung an den Bergbau wachhalten

Nur wenig blieb von den einstigen Bergwerken erhalten. Die Erinnerung an den Bergbau hält die „Arbeitsgemeinschaft Mülheimer Bergbau“ wach. Der Verein bietet Führungen rund um den heimischden Bergbau an.

Eine Übersicht aller Termine und Veranstaltungen, Angaben zur Anmeldung zu den Touren und Infos zum Verein gibt es unter www.bergbauverein.de oder 0157 / 77 24 64 83 (Mo-Sa 18.30 – 20.00 Uhr).