Mülheim. . Alte Postkarten dokumentieren Badespaß an der Ruhr. Umkleiden, Kiosk und Wasserrutsche standen am Saarner Flussufer. Weiße Flotte fuhr im Wandertakt

Das warme Sommerwetter weckt die Erinnerungen unserer Leserinnen und Leser an den Ruhrbadestrand und das Flanieren auf dem Leinpfad sowie die Bootstouren auf dem Fluss. Daher haben wir noch einige Fotos und Kurzberichte zusammengestellt, die uns in den vergangenen Tagen erreichten.

Früher war eine Menge los an, auf und in der Ruhr. Von Problemen mit der Wasserqualität war damals keine Rede. Die Menschen hatten einfach Spaß, dort ihre Freizeit zu verbringen.

„Das Foto zeigt den Anleger ,Witthausbusch’ mit Blick auf die Halbinsel zwischen Ruhr und Anger, wo früher der Badestrand war. Dort habe auch ich in den Jahren 1943 bis 1953 das Schwimmen gelernt“, erinnert sich Henning Schulzke. Schwimmen in der Ruhr gehörte für viele Mülheimer damals zum Sommer – nicht nur in Saarn, sondern auch am Speldorf-Styrumer Ruhrbogen.

Gerd-Wilhelm Scholl hat noch einige alte Postkarten von der Ruhr in seinen Sammelalben gefunden. Diese zeigen, dass vor und nach dem Zweiten Weltkrieg viel mehr Schiffe der Weißen Flotte auf dem Fluss unterwegs waren und es zwischen Mülheim und Kettwig vor der Brücke auch sechs Anlegestellen gab. Heute sind es noch zwei. Die Schiffe fuhren für Ruhrwanderer an den Wochenenden im 30-Minuten-Takt.

„Die Frau mit dem Kinderwagen steht an dem alten Anleger unterhalb der Jugendherberge am Kahlenberg und schaut in Richtung Saarner Aue“, fügt Scholl hinzu. „Im Hintergrund sieht man über den Kahlenbergweg und den Mühlbach bis zu dem Haus (Hundedressierplatz ?) unterhalb des Dammes der Ruhrtalbahn.“

Direkt am „Ruhrstern“ sei keine Anlegestelle gewesen, sondern weiter in Richtung Mendener Brücke. „Die Gaststätte ,Ruhrstern’ hatte einen Ruderbootverleih, wie man auf der Karte sieht. Hätte die Frau am Anleger Witthausbusch gestanden, hätte sie direkt auf den alten Badestrand am linken Ruhrufer geschaut, wie auf der anderen Ansichtskarten zu sehen ist“, beschreibt Scholl die Ansichten.

Das Schwimmen in der Ruhr war für Mülheimer einst selbstverständlich. Viele vermissen es heute noch. Auch das Einkaufen in der Stadt hatte früher ein anderes Flair. Diese Erinnerungen folgen.

In der Realschul-Turnhalle am Uhrturm trainiert

An ihre alte Schule erinnern sich ebenfalls viele Mülheimer. „Das Bild zeigt die Realschule Oberstraße 92“, schreibt Günter Busse. Erinnerungen hat er nicht angehängt.

Mehr hat da Petra Klöckner zu erzählen: „Auf dem Foto ist die Realschule an der Von-Bock-Straße zu sehen. Der Turm gehört zu dem Schulgebäude. Rechts die dunkle Tür ist ein Seiteneingang, der zur Sporthalle der Realschule führt. In den 1970er Jahren hatte ich dort Training im Frauen- und Mädchenturnverein unter der Leitung von Frau Siekmann, gemeinsam mit Frau Grundig und Frau Steinke“, erinnert sich Klöckner.

„Man musste nicht Schülerin der Realschule sein, um Mitglied in dem Verein werden zu dürfen. Kontakt hatte ich mit dem Uhrturm während meiner ,Jungendzeit’ nicht (süßer Druckfehler im Text)“, fügt sie schmunzelnd hinzu.

„Das Bild zeigt das damalige Lyzeum, in diesem Falle Luisenschule, an der Von-Bock-Straße. Die Schule wurde, wie alle anderen Schulen in Mülheim, nach dem Bombenangriff 1943 geschlossen und die Schülerinnen nach Böhmen und Mähren evakuiert. Bis dahin war die Luisenschule die einzige höhere Mädchenschule in Mülheim“, erinnert sich Vera Rüb.

„Rechts vorne im Bild sieht man hohe schlanke Fenster. Sie gehörten zur Turnhalle, die auch von der damaligen Mittelschule für Mädchen genutzt wurde. Die Mittelschule ist nicht zu sehen Sie befand sich im rechten Gebäudeteil“, erklärt Rüb. „Die Turnhalle wurde damals für alle Schülerinnen genutzt, wenn der ,Führer’ unseligen Angedenkens, Adolf Hitler, oder Propagandaminister Josef Goebbels in der Kriegszeit Ansprachen für das Volk hielten. Teilnahme für alle war Pflicht. Sicher werden sich noch andere Schülerinnen oder Anwohner erinnern“, so Vera Rüb. Mehr Schulrückblicke folgen.