Mülheim. . Das Studio von Photo Schmidt an der Friedrichstraße schließt. Bilder und Negative aus dem Archiv können abgeholt werden.

Fast 50 Jahre lang hat Rainer Störmann ganze Generationen von Mülheimern als Inhaber von Photo Schmidt zwar nicht unter die Lupe, aber doch vor die Linse genommen. Zum Ende des Monats schließt der Fotografenmeister sein Studio an der Friedrichstraße. Einen Nachfolger zu finden ist ihm nicht gelungen – aus verschiedenen Gründen. „Das Studio ist fast wie mein Kind, das kann ich nicht irgendjemandem übergeben“, beschreibt der 67-Jährige. Ende der 60er Jahre hatte er bei Photo Schmidt angefangen und das Geschäft Anfang der 70er übernommen.

Damals bestand das Geschäft schon einige Jahrzehnte, war bereits vor dem Zweiten Weltkrieg gegründet worden. Als der einstige Inhaber zum Kriegsdienst eingezogen wurde und nicht aus der Gefangenschaft zurückkehrte, führte dessen Schwester das Geschäft weiter, bis sie es an Rainer Störmann übergeben wurde. Da war der gerade 19 Jahre alt. „Ich war immer früh dran“, sagt Störmann heute schmunzelnd. Jetzt sind Rainer Störmann und seine Frau Brigitte dabei auszusortieren, zu räumen und zu sichten. „Unser Archiv geht bis 1954 zurück“, sagt Brigitte Störmann. All die tausende von Negativen einfach zu vernichten, das bringen sie nicht übers Herz. „Manche Familien begleiten wir fotografisch schon 20 Jahre oder länger“, sagt der Fotografenmeister.

"Ich hatte eine gute Zeit"

Deshalb appelliert Brigitte Störmann an all diejenigen, die die Negative zu ihren (Familien-)Fotos erhalten wollen, sich zu melden ( 31.469). Gleiches gilt für so genannte Deko-Bilder, also Fotografien, die im Schaufenster oder an den Wänden des Landenlokals an der Friedrichstraße hingen und jetzt gerne abgeholt werden können. „Ansonsten müssten wir die zerstören.“ Die Kamera ganz aus der Hand legen, das wird Rainer Störmann indes (noch) nicht. Für Stammkunden will er nach wie vor da sein und sich zudem weitere Projekt suchen.

Blickt Störmann zurück auf sein etwa 50-jähriges Berufsleben, kann er sagen: „Ich hatte eine gute Zeit.“ Die allerdings mit allerlei Veränderungen einher ging – quasi vom reinen Handwerk zu einem technischen Beruf. „Die Fotografie hat sich verändert. Als ich anfing, gab es nichts anderes als die Dunkelkammer, heute fotografiert man digital.“ Nicht mit allem, was heute abgebildet wird, ist Rainer Störmann einverstanden: „Das hat mit Menschenfotografie nichts mehr zu tun. Wertigkeit und Individualität gehen vielfach verloren.“ Darauf aber will Rainer Störmann auch in Zukunft seinen Fokus scharf stellen.