Mülheim. Zwei Büros haben sich Gedanken zur innerstädtischen Gestaltung des Rad- und Fußweges der Rheinischen Bahn in Mülheim gemacht. Die Politik hat nun die Qual der Wahl.
Für den künftigen Radweg auf dem alten Bahnviadukt zwischen Hauptbahnhof und Ruhr liegen die Entwürfe von zwei Planungsbüros (wbp Landschaftsarchitekten und Planergruppe Oberhausen) vor. Die Politik steht nun vor der kniffligen Frage, welche Idee an der prominenten Innenstadt-Örtlichkeit weiterverfolgt werden soll. Die Verwaltung geht mit einer knappen Empfehlung für den wbp-Entwurf in die politische Diskussion.
Aufteilung. Das wbp-Büro plant zwischen Bahnhof und Ruhr mit einem 3,50 Meter breiten Band für Sitzflächen, Mini-Biotope und einem ein Meter breiten, abgeschirmten Fußgängerbereich an der Südseite der Trasse. Daneben bleiben 3,80 Meter Mischfläche für Rad- und Fußvolk. Die Planergruppe Oberhausen hantiert bis zur Löhstraße mit einer sechs Meter breiten, gepflasterten Mischfläche und für das anschließende „Herzstück der Hochpromenade“ zunächst eine leichte Verengung durch grüne Vegetationsbänder und Bänke an beiden Seiten. In Höhe des Marktes würde die Trasse auf 4,50 Meter Breite verengt.
Stadtbalkon. Beide Entwürfe setzen die Vorgabe um, einen zum Markt herauskragenden Stadtbalkon zu schaffen. Während wbp etwas abseits des Stadtbalkons einen schlichten Regen- und Sonnenschutz aus rostigem Stahl vorschwebt, kommt die Planergruppe Oberhausen mit textiler Spanndachkonstruktion daher, die sich wie ein Sonnensegel über die gesamte Breite des Viaduktes spannt.
Grün. Die Bochumer Planer von wbp setzen auf unterschiedlich große, ca. 10 Zentimeter hohe Stahlkörbe, in denen sich rudimentär gesetzte Pflanzen selbst überlassen werden. Die Planergruppe Oberhausen denkt grüner, will beidseitig Streifen mit Stauden und Gräsern. Im Osten der Trasse sehen beide Entwürfe Verbesserungen in der Grünstruktur vor, auch neue Bäume. Zusätzlich wollen die Oberhausener eine Baumreihe nördlich der Trasse durchziehen, so dass später der Eindruck entstehen könne, durch Baumkronen zu wandeln.
Aufenthaltsqualität. An drei Orten wollen die wbp-Planer robuste, beidseitig nutzbare Holzbänke platzieren: an den Brücken über Löh- und Auerstraße sowie in Höhe des Rathausmarktes . Das Konkurrenzkonzept plant bis zur Löhstraße wechselseitig kleine Aufenthaltsorte mit Sitzflächen und schließlich in Höhe des Rathausmarktes lange Sitzbänke an der Brücken-Nordseite sowie tiefe Bänke/Liegen am Stadtbalkon.
Beleuchtung. Der von den Stadtplanern favorisierte Entwurf sieht am Geländer des Viaduktes Wandeinbauleuchten und im Schotterstreifen auf dem Damm kleine Pollerleuchten vor. Auf dem Stadtbalkon soll der Unterstand mit Deckenstrahlern bestückt werden, das Geländer soll auch mit nach unten gerichteten Leuchten ausgestattet werden. Das Oberhausener Konzept sieht entlang der Hochpromenade ein sechs Meter hoch schwebendes LED-Lichtband vor – mit Unterbrechung am Stadtbalkon, der zum Markt hin eine umlaufende Lichtlinie bekommt und dazu Lichtstrahler am Segeldach.
Grundidee. Als Grundidee zieht sich bei wbp klar die historische Anlehnung an die ehemalige Güterbahn-Nutzung durch, was sich in Materialien und Gestaltung zeigt. Bei der Planergruppe Oberhausen sind auch derartige Elemente zu finden, doch setzt jenes Konzept weniger auf den rauen Charme alter Tage denn auf eine grüne Aufarbeitung der Geschichte.