Mülheim. Mülheim rückt in den Fokus derjenigen, die in Immobilien investieren wollen. Aber Grundstücke, die Platz bieten für Neubauten, sind rar.
Hochwertiges Wohnen – ob im Einfamilienhaus oder in der Eigentumswohnung – ist überaus gefragt in Mülheim. Dabei sind es nicht nur Mülheimer, die in der Stadt an der Ruhr eine adäquate Bleibe suchen, sondern mehr und mehr auch Menschen, die aus Düsseldorf oder Essen wegziehen wollen. „Viele sind nicht mehr bereit, die horrenden Preise dort zu bezahlen und sehen sich nach Alternativen um“, hat Peter Junker, Geschäftsführender Gesellschafter von NRW Immobilien Sotheby’s International Realty, die Erfahrung gemacht.
Auch Thomas Michael Wessel, Notar und Mitbegründer einer Arbeitsgruppe, die sich in der Mülheimer Leitbild-Debatte mit dem Thema „Individuelles hochwertiges Bauen fördern“ befasst, sagt: „Ich habe viele Mandanten aus dem Ratinger Bereich, die hier in Mülheim nach luxuriösem Wohnraum suchen.“
Grundstücke in Mülheim sind gefragt
Umso gefragter sind Grundstücke, die Platz bieten für Neubauten. Wie etwa das rund 800 Quadratmeter große Areal an der Parkstraße in Speldorf, auf dem seit einigen Tagen ein Bagger den Abriss eines 50er-Jahre-Hauses vorantreibt. Eine wahre Ringeltaube sei dieses Grundstück, sagt Norbert Pabst, der als Bauträger hier vier Eigentumswohnungen mit Größen von 107 bis 165 Quadratmetern errichtet – der Einzug ist für Ende nächsten Jahres geplant. Die große Nachfrage an hochwertigem Wohnraum spiegelt auch die Tatsache wider, dass das Penthouse schon verkauft ist. „Das einzige Grundstück, das in Speldorf zu bekommen war“, erläutert Bauträger Pabst. „Wir sind permanent auf der Suche nach passenden Grundstücken“, sagt auch Peter Junker von Sotheby’s International Realty. Die Firma übernimmt die Vermarktung des Neubaus an der Parkstraße.
Andreas Weymanns von der FDL, der Immobilientochter der Sparkasse, die 55 Eigentumswohnungen im Ruhrquartier vermarktet hat, sieht in Mülheim weiterhin einen großen Bedarf an Neubauten. „Denn gerade an guten gebrauchten Immobilien herrscht hier Mangel, sagt der FDL-Fachmann. Der Trend hin zur Eigentumswohnung sei vor allem bei denjenigen zu beobachten, die ihr Haus verkaufen, sobald die Kinder flügge sind und so über genügend Kapital für eine „großzügige und gut ausgestattete Wohnung“ verfügten, sagt Weymanns. Dabei liegen die Quadratmeterpreise in Mülheim – je nach Standort – nicht selten über 3000 Euro.
Villencharakter erhalten
An der Parkstraße beispielsweise kosten die Wohnungen zwischen 3350 und 4300 Euro pro Quadratmeter. Fährt man in Speldorf noch ein Stück weiter bergauf, zur Prinzenhöhe, kratzen die Quadratmeterpreise bei Eigentumswohnungen schon an der 5000-Euro-Grenze. Hochwertiges Wohnen schließt auch hochwertige Architektur mit ein. Für den dortigen Bereich hat die Politik für den Villencharakter Bestandschutz festgelegt. Ein neuer Bebauungsplan verhindert großklotzige Bebauung zwischen Duisburger und Hochfelder Straße.
Aussagekräftige Bebauungspläne wie diesen vermisst der Architekt Wolfgang Kamieth in weiten Teilen der Stadt. „In Mülheim beschäftigt man sich immer erst bei Bedarf mit einem Bebauungsplan“, sagt der Architekt und verdeutlicht die Folgen: „Das führt nicht unbedingt zu guter Architektur.“ Auch Notar Thomas Michael Wessel weiß von Mandanten: „Hier zu bauen, wird den Leuten nicht leicht gemacht. Es ist mehr Bereitschaft und Flexibilität von Seiten der Stadt nötig. Mülheim hat echte Chancen: Es ziehen Leute her, die Geld in die Stadt bringen.“